Runde 16 von 21, Tschechien-GP in Brünn. Die knallblaue MotoGP-Werks-Suzuki von Rookie Maverick Vinales liegt auf Rang neun, jagt die beiden Tech-3-Yamahas von Pol Espargaro und Bradley Smith brachial vor sich her. Lediglich 1,7 Sekunden trennen die drei Bikes, die damit – abgesehen vom Dreikampf um Rang vier zwischen den beiden Werks-Ducatis und Dani Pedrosa – im ansonsten wenig prickelnden Rennen die Hauptverantwortung für das Thema Spannung übernehmen.

Ein Moment der Unachtsamkeit reicht dann allerdings aus, Vinales‘ Traum von Rang sieben jäh zu zerstören. In einer schnellen Linkskurve geht der Spanier zu weit über das Limit, verliert die Front, landet unsanft im tschechischen Kies. Besonders bitter: Nicht nur gehen Vinales sieben wertvolle WM-Punkte verloren, auch versäumt er es, im teaminternen Zweikampf gegen Aleix Espargaro ein weiteres – und unübersehbares – Ausrufezeichen zu setzen.

Sturz durch "Rennfahrer-Gen"

"Ich war natürlich kurz enttäuscht über den Crash, aber ehrlich gesamt bin ich ziemlich happy jetzt", resümierte Vinales im Anschluss an das elfte Rennen der Saison. Dafür findet er mehrere Gründe: "Ich war Siebter im Qualifying, lag im Rennen auf Rang neun und habe über die Distanz mit den extrem starken Satelliten-Yamahas mitgehalten. Meine eigentlichen Gegner – Aleix und Danilo Petrucci – waren bis zu meinem Sturz 20 Sekunden hinter mir. Wir bewegen uns eindeutig in die richtige Richtung, und das macht mich sehr glücklich."

Maverick Vinales steigert sich in seiner Rookie-Saison scheinbar nach Belieben, Foto: Suzuki
Maverick Vinales steigert sich in seiner Rookie-Saison scheinbar nach Belieben, Foto: Suzuki

Den Crash erklärt Vinales, der seinen ersten Ausfall in der MotoGP hinnehmen musste, mit Über-Motivation: "Ich habe mir die Frage gestellt: Willst du Neunter bleiben, oder alles auf eine Karte setzen und um Platz sieben kämpfen. Die Entscheidung fiel mir nicht gerade schwer, denn ich hatte ja kaum etwas zu verlieren." Da Vinales mit der antriebsschwächeren Suzuki auf den geraden Stücken sowie bergauf keine Chance gegen die starken Yamahas sah, erhöhte er kurzerhand das Risiko in den Kurven.

Seamless-Getriebe und Motorpower, dann Top-Team

"Das ganz Rennen über habe ich durch die mangelnde Motorpower viel verloren, aber alles auf der Bremse wieder gut gemacht. Ich glaube, alleine in Kurve eins mindestens 0,2 Sekunden pro Runde. Ich bin dann einfach mit noch mehr Speed durch die Knicke hindurch, bin dabei aber leider abgeflogen", verriet Vinales ohne Umschweife. Von Harakiri will der junge Spanier allerdings nichts wissen. Ich war bei meinem Crash gerade einmal zwei km/h schneller als in der Runde zuvor. Aber wenn du komplett am Limit bist, reicht das leider manchmal eben."

Für die Zukunft sieht Vinales viele positive Dinge auf Suzuki zukommen. "Ich habe heute mit Smith und Pol gekämpft, und sie sind in der Regel der Maßstab bei den Satelliten-Bikes. Wenn wir endlich das stufenlose Getriebe bekommen und unseren Antrieb verbessern, könnten wir bis zu 0,6 Sekunden pro Runde schneller werden. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber ich hoffe, dass wir auch so eine Möglichkeit finden, zumindest noch zwei bis drei Zehntel aus dem Paket zu quetschen. Auf lange Sicht führt der Weg auf jeden Fall nach oben."