Elf Rennen hat es gedauert, bis es den ersten Wechsel an der Spitze der MotoGP-Gesamtwertung 2015 gab. Nach dem Rennen in Brünn war es nun aber so weit. Jorge Lorenzo nahm mit seinem Sieg dem dieses Mal drittplatzierten Valentino Rossi neun Punkte ab und zog so mit ihm nach Zählern gleich, darf sich nun aber aufgrund der höheren Anzahl von Siegen Weltmeisterschaftsführender nennen. Gleichauf gehen die beiden Yamaha-Teamkollegen nun also in die verbleibenden sieben Saisonrennen.

"Mit Valentino beginnt die Meisterschaft jetzt praktisch bei null", stellte Lorenzo völlig richtig fest. "Deshalb ist das ein ganz wichtiger Sieg für mich. Ich wusste schon vor dem Wochenende hier, dass Brünn eine dieser Strecken ist, auf denen ich gewinnen und so viele Punkte gutmachen muss. Wichtig ist vor allem, dass ich nicht nur vor Vale gelandet bin, sondern auch vor Marc. Denn er ist immer noch ein Titelanwärter und jetzt hat er wieder ein Rennen weniger Zeit, um aufzuholen." 52 Punkte fehlen dem amtierenden Weltmeister nach dem Grand Prix von Tschechien auf Lorenzo und Rossi.

Marquez sah die Yamaha-Piloten bisher meist nur von hinten, Foto: Milagro
Marquez sah die Yamaha-Piloten bisher meist nur von hinten, Foto: Milagro

Aufholjagd erfolgreich

Auch Lorenzo selbst lief in dieser Saison bereits einem beachtlichen Rückstand hinterher. Nach den ersten drei Saisonrennen in Katar, Texas und Argentinien lag er bereits 29 Punkte hinter Rossi zurück, kämpfte sich mit vier Siegen in der ersten vier Europa-Grands-Prix aber wieder eindrucksvoll zurück. "Schritt für Schritt konnte ich die 29 Zähler aufholen. Vale fährt aber in diesem Jahr mit einer unglaublichen Konstanz", musste er neidlos anerkennen. "Deshalb muss ich weiterhin versuchen, viele Rennen zu gewinnen und wenn das nicht geht auf jeden Fall auf das Podium zu kommen. Sollte mir das gelingen, kann ich wohl in Valencia um den Titel kämpfen.

Dafür werden wohl noch einige Wochenende wie das vergangene in Brünn notwendig sein, an dem von Beginn an für Lorenzo alles nach Wunsch lief. "Ich habe mich das ganze Wochenende hier sehr wohlgefühlt", bestätigte er. "Wir sind schon am Freitag mit einem guten Basis-Setup gestartet, haben uns dann noch von Training zu Training verbessert und ich konnte in fast jeder Session die Bestzeit fahren." Ein ganz entscheidender Faktor war aber auch das Qualifying: "Für mich war die Pole Position sehr wichtig, denn wenn ich ganz vorne stehe, kann ich im Normalfall auch immer ein starkes Rennen zeigen."

Richtig gesetzt im Reifenroulette

Dieses schien dann zu einem Reifenpoker zu werden. Lorenzo, Marquez und Rossi entschieden sich alle für unterschiedliche Kombinationen aus Vorder- und Hinterreifen. Während Rossi vorne und hinten die harte Mischung aufzog, setzte Marquez an der Front auf einen Medium-Slick. Lorenzo wagte sich sogar mit Mediums auf beiden Rädern in das 22 Runden lange Rennen. Die am Sonntag deutlich niedrigeren Temperaturen machten das möglich. Vor allem im Warm Up am Vormittag war es ziemlich kühl, doch kurz vor dem Start wurde es erneut deutlich wärmer, was Lorenzo so aus mehreren Gründen die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn trieb, wie er selbst zugibt: "Die Temperaturen haben mir schon ein wenig Sorgen bereitet. Es war zu Beginn auch schwer, mit vollem Tank auf der rutschigen Strecke gute Zeiten zu fahren, aber mit der Zeit konnte ich dann immer später bremsen und so schließlich den Abstand zu Marc herausfahren."

Marquez konnte Lorenzos Pace nur wenige Runden mitgehen, Foto: Milagro
Marquez konnte Lorenzos Pace nur wenige Runden mitgehen, Foto: Milagro

Seinen Vorsprung brachte Lorenzo dann bald auf ein komfortables Niveau. "Als mein Vorsprung dann erstmals über einer Sekunde war, konnte ich ein wenig durchatmen", erinnert sich der Mallorquiner. "Dann bin ich ruhig gefahren und konnte noch weiter davonfahren. Zum Glück konnte Marc dieses Mal nicht so wie in Indianapolis meine Pace halten." Vor einer Woche hatte Marquez ja in der Schlussphase des Indianapolis-Grand-Prix Lorenzo noch abgefangen. Dieses Mal aber war der zweifache MotoGP-Champion nicht zu schlagen und darf sich so nun noch größere Hoffnungen, auf seinen dritten großen Coup machen.