Marc Marquez lieferte am Sachsenring eine Machtdemonstration ab. Dennoch war das Rennen spannender, als es bei einem bloßen Blick auf das Ergebnis wirkt. Motorsport-Magazin.com mit der Analyse des Grand Prix von Deutschland:

Der Rennverlauf

Sah es nach den ersten beiden Tagen eigentlich nach einer klaren Angelegenheit für Marquez und Pedrosa aus, so konnte sich Yamaha doch relativ lange gegen die Niederlage stemmen. Jorge Lorenzo überraschte seine Rivalen in der ersten Startreihe mit einem Blitzstart und setzte sich in der ersten Kurvenkombination an die Spitze. Da er aber nur in den Runden zwei und drei eine Zeit von unter 1:22 Minuten halten konnte, musste er in Runde fünf die Führung an Marquez abtreten und fiel bis Runde elf endgültig an das Ende der Spitzengruppe zurück. Auch Rossi kämpfte wacker und hielt in den Runden acht bis 16 sogar den zweiten Platz. Letzten Endes musste aber auch er eine Honda ziehen lassen und sah Dani Pedrosa nur noch von hinten.

Der unglaubliche Marc Marquez

Wie sehr Marquez seinen Gegnern an diesem Rennwochenende überlegen war, zeigten nicht nur vier Trainingsbestzeiten und ein neuer Pole-Rekord, sondern auch seine unglaubliche Pace im Rennen. 17 seiner 30 Rennrunden absolvierte Marquez unter 1:22 Minuten. Diese Marke knackten ansonsten nur noch Pedrosa (12x), Rossi (8x) und Lorenzo (2x). Mit 1:21,530 erzielte er im zehnten Umlauf neuen Rennrundenrekord und fuhr in 1:21,610 auch noch die zweitschnellste Runde des Rennens.

Marquez' Potenzial entfaltete sich sofort in dem Moment, in dem er die Führung übernahm. Runde sechs war die erste freie fliegende Runde des Weltmeisters an der Spitze. Auf dieser Lap zog er seinem Verfolgertrio sofort um eine halbe Sekunde weg und addierte in den beiden Folgerunden eine zusätzliche Sekunde. Nach dem ersten Renndrittel - in Runde zehn - war der Vorsprung auf 2,349 Sekunden angewachsen und damit war die Entscheidung bereits gefallen.

Zwischen Runde sechs und 18 fuhr Marquez nur ein einziges Mal nicht die schnellste Rundenzeit im Feld. Erst mit dem soliden Polster von 4,499 Sekunden (in Runde 18) ließ Marquez langsam nach, sodass seine Rundenzeiten an Lap 23 über 1:22 Minuten anstiegen und er gegen Ende etwas langsamer als Pedrosa und Rossi war. Nicht auszuschließen, dass der Titelverteidiger noch Reserven für einen Zielsprint gehabt hätte.

Pedrosas Aufholjagd

Dani Pedrosa machte sich seine Aufgabe schwerer, als es nötig gewesen wäre. Obwohl hinter Marquez klar zweitschnellster Pilot im Feld, fand er sich nach fünf Runden nur auf dem vierten Platz wieder. Er brauchte bis zur elften Runde, ehe er an Lorenzo vorbei war und sechs weitere Runden, bis er endlich auch Rossi überholt hatte. Das Duell um Platz zwei war in der zweiten Rennhälfte das größte Spannungsmoment im vorderen Feld. Denn bis zur 26. Runde fuhren Pedrosa und Rossi unmittelbar hintereinander.

RundePedrosaAbstandRossi
261:21.936+0.2681:21.982
271:21.714+0.8441:22.290
281:21.989+0.9651:22.110
291:22.158+1.2011:22.394
301:21.891+3.3821:24.072

Dann zündete Pedrosa allerdings den Turbo. Mit 1:21.714 gelang ihm kurz vor Schluss seine persönlich beste Rennrunde und die insgesamt viertschnellste Einzelzeit dieses Grand Prix. In keinem einzigen der letzten fünf Umläufe war ein Fahrer im Feld schneller als Pedrosa. "Ich wollte mit ihm kämpfen und ihn überholen, damit er zwischen mich und Jorge rutscht. Aber gerade als ich das gedacht habe, zog er weg", sagte Rossi nach dem Rennen. Pedrosa zockte den Doktor am Ende in dessen eigenen Stil ab und fixierte so Hondas ersten Doppelsieg in dieser Saison.

Das Fazit

Yamaha hat es tatsächlich geschafft, das Rennen offener zu halten, als man das am Samstagabend nach Ende der Trainings und des Qualifyings für möglich gehalten hat. Rossi musste sich im Kampf um Rang zwei erst fünf Runden vor Schluss geschlagen geben und Lorenzo fuhr sich mit seinem Startsprint zumindest für ein paar Minuten ins Rampenlicht. Am Ende war dennoch kein Kraut gegen Honda gewachsen. Marquez sorgte somit für den bereits sechsten Sieg der Japaner auf dem Sachsenring in Folge. Für Yamaha kommen aber auch wieder bessere Strecken.