Eigentlich hätte man so etwas eher Marc Marquez in Mugello zugetraut, nun gelang Aleix Espargaro die Sensation im Qualifying: Zunächst musste er in Q1 antreten, später fuhr er dann in die erste Startreihe. Mit einer bärenstarken Runde schob er sich in Q2 zunächst an die Spitze, wurde dann aber noch von Valentino Rossi abgefangen. Dabei gab er ihm noch ungewollte Schützenhilfe: Als Rossi auf seiner schnellsten Runde war, stand Espargaro diesem leicht im Weg. "Ich habe ihm zur Pole verholfen, indem ich ihn dazu gezwungen habe, härter abzubremsen", lachte der Suzuki-Pilot.

Was war passiert? Espargaro hatte bereits abgedreht, als Rossi von hinten angestürmt kam und schon mehrere Fahrer umschiffen musste. Der Doktor erklärte, wie es weiterging: "Ich bin dort schnell angekommen und Aleix blieb auf der Seite. Ich habe abgebremst, während das Motorrad noch in Schräglage war und dachte mir: ‚Verdammt, du rauschst in ihn rein!‘ Aber ich konnte das Motorrad zum richtigen Zeitpunkt umlegen und er blieb auf der rechten Seite. Jetzt scherzen wir darüber, weil ich ihn geschlagen habe." Espargaro zollte Rossi seinerseits Respekt: "Das war ein unglaublicher letzter Sektor auf seiner Runde."

Doch auch über Platz zwei konnte er nach dem bisher erstaunlich schwachen Auftritt von Suzuki strahlen: Mit einer Zeit von 1:32.858 Minuten fuhr er eine Sekunde schneller als in allen freien Trainings und brachte die Suzuki GSX-RR wie Phoenix aus der Asche zurück an die Spitze. "Ich fühle mich großartig mit diesem zweiten Platz, das ist sogar besser als die Pole in Barcelona!", feierte der 25-Jährige. "Ich habe mich richtig reingehangen und ein Wochenende so zu drehen ist fantastisch!"

Großer Fortschritt: Die vielen Setup-Änderungen zahlten sich aus, als es drauf ankam, Foto: Milagro
Großer Fortschritt: Die vielen Setup-Änderungen zahlten sich aus, als es drauf ankam, Foto: Milagro

Weicher Reifen eine Option fürs Rennen

"Das Wochenende hat nicht gut begonnen und wir haben eine Menge verändert", erzählte er weiter. "Ich bin sehr glücklich mit dem Fortschritt. Platz zwei, nachdem wir heute Morgen nicht einmal in die Top-10 gekommen sind." Wie alle Fahrer verwies auch Espargaro auf die enorm dichten Abstände, die das Qualifying zur Dutch TT kennzeichneten. "Das Niveau ist wirklich hoch, man kann sich keine Fehler erlauben." Als er die Zeit sah, sei es ein Schock gewesen, gab er zu. "Das habe ich wirklich nicht erwartet."

Für das Rennen sieht er sich gut aufgestellt, weil er unter Umständen den weichen Reifen verwenden kann. "Er ist etwa ein Zehntel schneller und ich bin heute mit ihm 25 Runden gefahren. Wenn es morgen nicht sonnig ist, kann man auf jeden Fall darüber nachdenken, denn der sollte ein bis zwei Zehntel zu Beginn bringen. Das Risiko könnte es wert sein, denn der Verschleiß ist recht normal. Es gibt nur eine einzige Kurve, in der man wegen Wheelspin aufpassen muss." Den harten Reifen habe er gar nicht erst getestet.

Damit das Rennen gut läuft, muss der Start wesentlich besser funktionieren als in Barcelona, wo Aleix Espargaro von der Pole Position ins Mittelfeld zurückfiel. "Das war echt frustrierend", gab der Spanier zu. "Der eigentliche Start im ersten Gang war gar nicht schlecht, aber im zweiten und dritten haben uns alle überholt. Außerdem hat es den Reifen sehr beansprucht und am Ende haben wir den Preis dafür gezahlt." Sein großer Vorteil: In Assen ist der Weg zur ersten Kurve wesentlich kürzer.