Die Vorzeichen standen beim Start nicht schlecht für Valentino Rossi. Der Superstar verfügte mit Startplatz sieben über eine bessere Ausgangsposition als bei seinen letzten Siegen, die beiden Suzukis wurden gleich beim Sprint zur ersten Kurve geschluckt. Und seine Stärke über die Renndistanz ist gemeinhin bekannt. Doch so einfach war es im katalanischen Glutofen von Barcelona dann doch nicht.

Genauso bekannt wie Rossis Stärke im Rennen ist nämlich die umwerfend hohe und konstante Pace von Teamkollege Jorge Lorenzo. Und die nutzte er, um sich schon in den Anfangsrunden den entscheidenden Vorsprung herauszufahren. Als Rossi schließlich an Dovizioso vorbei war und vom Ausfall Marc Marquez' profitiert hatte, und auf Position zwei unterwegs war, war ihm Lorenzo schon um die 1,5 Sekunden enteilt, an denen Rossi über die gesamte Renndistanz zu knabbern hatte.

Wie schon in Le Mans kam Rossi auch in Barcelona nicht mehr entscheidend an Lorenzo heran, Foto: Yamaha
Wie schon in Le Mans kam Rossi auch in Barcelona nicht mehr entscheidend an Lorenzo heran, Foto: Yamaha

Lorenzo uneinholbar

"Ich habe gehofft, dass ich ihn noch kriege", räumt Rossi ein. "Aber es war schwierig. Das Bike war heute wirklich ok, aber unglücklicherweise musste ich aus der dritten Reihe starten und habe in den ersten Runden diese 1,5 Sekunden verloren. Obwohl ich in der ersten Runde stark war." Erst in der Schlussphase kam Rossi seinem Teamkollegen minimal näher. Aber da war für den Doktor nichts mehr auszurichten. Lorenzo konnte sein Polster von einer Sekunde halten.

"Es gab zwei Momente während des Rennens, wo ich dachte, dass ich zu Jorge aufholen kann, aber es hat letztlich nicht gereicht", schildert Rossi seine verzweifelte, aber letztlich nicht von Erfolg gekrönte Aufholjagd im Rennen. "Ich dachte, heute hätte ich das Potenzial, um mit Jorge um den Sieg zu kämpfen, deshalb ist es schade, dass ich früh zurücklag. Andererseits bin ich nach drei schwierigen Rennen wieder näher an ihm dran", sieht der Doktor beide Seiten der Medaille.

In Assen zelebrierte Rossi schon große Siege, wie hier 2007, Foto: Fiat Yamaha
In Assen zelebrierte Rossi schon große Siege, wie hier 2007, Foto: Fiat Yamaha

Freude beim Blick auf die WM

"Ich bin aber zufrieden", lautete Rossis Gesamtfazit. "Meine Pace und mein Setting waren gut. Unser Speed war gleich. Das ist ein gutes Ergebnis." Vor allem konnte Rossi durch den zweiten Platz seine WM-Führung hauchdünn behalten. Ein Punkt trennt Rossi und Lorenzo nun - und der neunfache Champion freut sich diebisch auf diesen Zweikampf um den Titel: "Nach sieben Rennen ist der Unterschied zwischen uns ein Punkt und unser Speed ist mehr oder weniger gleich. Das wird noch sehr interessant werden!"

In zwei Wochen in Assen will Rossi zunächst einmal alles in seiner Macht stehende tun, um die Gesamtführung auch nach acht Rennen zu behalten: "Assen wird sehr wichtig für mich. Ich war von Anfang an Erster und will das auch bleiben. Aber jetzt liegt nur noch ein Punkt zwischen uns, also muss ich vor ihm ankommen. Das wird sehr hart!" Gute Erinnerungen hat Rossi an die Kathedrale des Motorsports: 2007 gewann der Italiener von Startplatz elf aus. Zwei Jahre später schaffte er dort seinen 100. Sieg in der Motorrad-WM.