Nicky, was genau wurde bei deiner Operation gemacht?
Nicky Hayden: Im Handgelenk hat man zwei Reihen von kleinen Knochen. Die obere Reihe war beschädigt bei mir und wurde entfernt. Das hört sich verrückt an, macht aber Sinn, wenn man sich das Röntgenbild ansieht.

Was war vor der OP dein Hauptproblem? Schmerzen, zu wenig Gefühl, Kraftverlust?
Nicky Hayden: Ein paar Dinge. In den letzten beiden Rennen vor meinem Entschluss zu einer Operation habe ich schon bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich konnte nicht angemessen fahren. Der Schmerz war immer da, aber irgendwann gewöhnst du dich daran. Aber dann gab es Probleme mit der Stabilität des Gelenks, weil die Knochen versetzt waren und nicht mehr richtig funktioniert haben. Bei bestimmten Bewegungen habe ich gemerkt, dass sich irgendetwas im Handgelenk nicht normal bewegt. Ich habe Mobilität und Kraft eingebüßt. Es gab also ein paar Faktoren, wegen denen ich mich zur Operation entschlossen habe.

Wer hat dich dann endgültig zu einer Operation überredet?
Nicky Hayden: Mein Plan war einfach und immer klar: das Handgelenk wieder in Ordnung bringen und so schnell wie möglich wieder zurückzukehren. Über die Operation habe ich mich bei einigen Ärzten erkundigt und einige Meinungen eingeholt. Nicht alle hatten die gleichen Rat für mich, deshalb habe ich mich auch bei ein paar Fahrern erkundigt, die ähnliche Verletzungen hatten.

Wie lange musstest du das Handgelenk ruhen lassen?
Nicky Hayden: Die ersten zehn Tage nach der Operation musste ich strikt Ruhe halten. Ich war in San Diego und meine Hand war komplett fixiert. Danach wurde mir eine abnehmbare Schiene verpasst, damit ich duschen und die Wunde säubern konnte.

Wann ging es mit Reha los und wie sah diese aus?
Nicky Hayden: Nach zwei Wochen konnte ich allmählich meine Finger bewegen und dann ging die Reha auch schon los mit leichtem Training. Parallel dazu wurde ich mit Laser, Magnettherapie, Ultraschall und Blutplasma-Injektionen behandelt. Anfänglich war es hart, weil ich ja binnen eines Monats zwei Eingriffe hatte. Ich habe die Verletzung drei Monate mit mir herumgeschleppt, da gingen die Muskeln zurück und die Hand wurde steifer.

Wann konntest du wieder voll ins Training einsteigen?
Nicky Hayden: Es gab keinen spezifischen Zeitpunkt, das war ein schleichender Prozess. Zuerst habe ich auf dem Heimtrainer begonnen, meine Fitness wieder aufzubauen. Danach kamen Maßnahmen im Pool dazu und später ging es ins Fitnessstudio für generelle Konditionsarbeit und für Muskelaufbau am Oberkörper.

Wie fiel das Urteil der Ärzte aus?
Nicky Hayden: Die Ärzte haben mich darauf gedrängt, die Hand nach dem Eingriff wieder rasch zu bewegen. Es war eine heikle Operation, die eine lange Regenerationszeit nach sich zieht. Der Chriurg ist aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis und meinen Fortschritten seither.

Konntest du bereits wieder Motorradfahren?
Nicky Hayden: Letzte Woche habe ich zum ersten Mal wieder ein Motorrad angefasst. Eine 125er beim Dirt Track. Bei der ersten Ausfahrt war das Gefühl nicht gerade großartig. Es war klar, dass ich mehr Zeit brauche. Aber wenig später habe ich schon gar nicht mehr an meine Hand gedacht. Ehrlich gesagt war es aber eine sehr schwierige Phase für mich, mit dieser Verletzung umzugehen. Es gab Momente, wo ich an gewissen Dingen gezweifelt habe.

Wie hat es sich angefühlt, vier Rennen vor dem Fernseher verfolgen zu müssen?
Nicky Hayden: Zuschauer in Indianapolis, die restlichen Rennen vor dem Fernseher - das war hart. Aber ich habe keinerlei Energie aus irgendetwas anderes als meine Genesung verschwendet. Ich habe extrem hart gearbeitet. Jetzt ist es Zeit für das Comeback und ich bin glücklich darüber. Rennfahren ist mein Leben, meine Leidenschaft und nicht nur mein Beruf. Ich bin froh, dass ich diese Verletzung hinter mir lassen kann und mich wieder auf mein Team und das Motorradfahren konzentrieren kann.

Was erwartest du von deinem Comeback-Rennen in Aragon?
Nicky Hayden: Es wird hart nach einer so langen Zeit wieder auf Tempo zu kommen. Ich habe hart dafür gearbeitet und stelle mich jeder Herausforderung, die noch vor mir liegt. Leider habe ich mein MotoGP-Bike nicht bei mir um zu fahren und zu sehen, wie es sich anfühlt. Bremsen, Reifen - es gibt keinen Weg, wie man die Strapazen auf einem MotoGP-Motorrad abseits der Rennstrecke nachstellen könnte. Ich freue mich auf meine Honda und werde sehen, was passiert. Es macht keinen Sinn, sich Ziele zu stecken. Es war eine harte Zeit, aber die Unterstützung meiner Familie, des Teams und der Fans waren essenziell um mich optimistisch und meinen Kampfgeist am Leben zu halten.