Karel Abraham führt schon viele Jahre ein Doppelleben: Er ist MotoGP-Fahrer und gleichzeitig Jura-Student. Im Sommer konnte er seinen Abschluss feiern. "Natürlich ist das eine Erleichterung, denn ich habe jetzt meinen Master, was wirklich gut ist. Ich bin aber noch nicht komplett fertig, denn ich will meinen Doktor nächstes Jahr noch machen und bewerbe mich gerade an zwei anderen Schulen. Für eine habe ich schon die Zusage, das ist aber keine Jura-Schule, sondern etwas komplett anderes und an der Jura-Schule muss ich mich noch bewerben. Ich hoffe, die nehmen mich, denn es wäre wirklich schön, den Doktor dort noch zu machen", sagte er Motorsport-Magazin.

"In der MotoGP und in der Uni ist es sehr ähnlich", verriet der Tscheche weiter. "Es gibt hier [in der MotoGP] einige Leute, die Interesse zeigen und wissen, dass ich nebenbei noch studiert habe. Für viele Menschen in der MotoGP gibt es aber nichts anderes als die MotoGP. Es gibt Bikes, die MotoGP und das war's - nichts anderes auf der Welt. Sie haben natürlich keine Ahnung, was ich da mache und selbst wenn sie es mitbekommen, ist es ihnen egal, denn für sie zählt es nicht, einen Uni-Abschluss zu haben. An der Uni ist es sehr ähnlich. Für viele Dozenten gibt es nur die Uni, beziehungsweise einfach Jura und nichts auf der Welt ist wichtiger als das. Sie wissen davon alles und wenn ich zehnfacher Weltmeister wäre, würden sie sagen: 'Hm, interessant. Aber jetzt musst du meine Frage beantworten.' Das interessiert sie nicht."

Gleichzeitig beschrieb Abraham, dass es dennoch Leute an beiden Orten gibt, die sich für ihn und seine Nebenbetätigung interessieren. "Aber natürlich gibt es Leute, die an der Uni arbeiten und dennoch am Rest der Welt interessiert sind und sogar schon einmal was vom Motorradsport gehört haben. Etwa jeder 15. Dozent hat vielleicht Interesse, kennt sich gut aus und ist nett zu mir. Das sind aber eher die jüngeren Leute und nicht die älteren. Das ist normal, die jungen Leute sind eher an verrückten Dingen interessiert."

Honda vermittelt mehr Vertrauen

Für Abraham hat die MotoGP jedoch immer Priorität und das zeigt er mit viel investierter Energie. In dieser Saison fällt es dem Cardion AB Piloten allerdings etwas leichter. "Das Bike ist anders als die Ducati und im Vergleich zu Aprilia ist das Chassis so viel besser. Du kannst dem Motorrad viel mehr vertrauen - beim Einfahren in die Kurve, beim Gas geben, in Schräglage - es ist eine komplett andere Sache. Damit bin ich wirklich glücklich. Der Motor ist auf jeden Fall besser als der der Aprilia letztes Jahr - obwohl ich in der letzten Saison nicht allzu viele Rennen gefahren bin. Im Vergleich zu Ducati muss ich sagen: Der Motor ist nicht besser, denn meiner Meinung nach ist Ducati momentan zwar nicht das beste Bike, aber ihr Motor ist unglaublich gut."

Doch selbst nach über der Hälfte der ersten Saison auf dem Production Racer von Honda ist sich Abraham sicher, dass es noch viel mehr zu entdecken und verbessern gibt. "Honda arbeitet momentan auch daran - speziell für nächste Saison. Für uns ist es, wie es ist. Den Motor zu verbessern, ist die Aufgabe der japanischen Ingenieure von Honda." Trotz aller positiven Eigenschaften seiner neuen Maschine, ist Abraham etwas frustriert, dass er nicht mit den Prototypen mithalten kann. "Grundsätzlich liegt zwischen den MotoGP und den Open Bikes also eine Sekunde und das verwirrt mich, denn ich möchte gern mit den anderen kämpfen, habe aber einfach nicht die Chance."

"Ich habe versucht, jemanden auf dem MotoGP Bike zu folgen. In den Kurven verliere ich nicht einmal wirklich auf sie, sondern mache manchmal sogar Meter gut, aber bin noch dran. Wenn es dann auf eine Gerade geht - und selbst wenn diese nur kurz ist - fährt der MotoGP Fahrer eine Lücke von direkt einmal 50 Metern auf, dann kommt die nächste Gerade, er ist so gut wie weg und dann kommt die Start-Ziel-Gerade und er ist 100 Meter weg. Damit kommen wir auf einen Unterschied von 1,5 bis 2 Sekunden. Selbst wenn ich gut bin. Wenn im Rennen niemand stürzt, wird es für mich extrem hart, allein auf Platz 15 anzukommen und damit einen Punkt zu holen. Ich muss für einen Punkt echt hart kämpfen. Du kommst zum Rennen und weißt schon am Donnerstag, dass du gerade so um einen Punkt kämpfen kannst. Das ist etwas frustrierend - obwohl ich vorher natürlich schon wusste, dass es so aussehen würde", verriet er.

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