Als Silvano Galbusera von Yamaha-Teamdirektor Massimo Meregalli vergangenen Oktober darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass Valentino Rossi an einer Zusammenarbeit mit ihm interessiert sei, konnte er es zunächst nicht glauben. Zwar kannten sich die Beiden von Rossis Superbike-Test in Brünn 2010, danach hatten sie aber nie mehr voneinander gehört. Bald folgte jedoch ein Treffen mit Rossi persönlich, in dem Galbusera den Superstar fragte, ob er verrückt sei, ihn als Crewchief verpflichten zu wollen. Der routinierte Techniker fühlte sich aber vom Angebot Rossis doch zu sehr geehrt und willigte schließlich ein.

"Am Anfang hatte ich schon etwas Angst. Nicht wegen der Tatsache, dass Valentino so lange mit Jeremy zusammengearbeitet hat und sie so viel zusammen erreicht haben, sondern weil ich keine Erfahrung mit einem MotoGP-Bike hatte. Ich war mir einfach nicht sicher, ob ich auf dem Niveau eines Fahrers wie Valentino arbeiten kann, immerhin ist er einer der größten Piloten der Geschichte. Er ist Italiener und hat so viele Titel gewonnen, deshalb ist es nicht leicht, sein Crewchief zu sein. Das ist der Grund, warum ich zu Beginn etwas besorgt war, aber Stück für Stück habe ich mich wohler gefühlt", beschreibt Galbusera seine ersten Monate im Yamaha-Werksteam.

Zu Beginn brauchte es sogar Überzeugungsarbeit von seinem direkten Vorgänger Jeremy Burgess, der 14 Jahre an der Seite Rossis gearbeitet hatte: "Ich wusste natürlich, wer Jeremy war, aber wir hatten uns nie getroffen. Am Montag nach dem Rennen in Valencia vergangenes Jahr sind wir dann im Hotel zusammen frühstücken gegangen und er war sehr nett und freundlich zu mir. Er hat mich dazu ermutigt, das Angebot zu akzeptieren und den Job zu übernehmen, der bis dahin seiner war. Jeremy hat mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll und mich gepusht, diese Herausforderung anzunehmen. Er ist ein absoluter Gentleman und eine tolle Persönlichkeit."

Burgess holte mit Wayne Gardner, Mich Doohan und Valentino Rossi 13 Titel in der Königsklasse, Foto: Milagro
Burgess holte mit Wayne Gardner, Mich Doohan und Valentino Rossi 13 Titel in der Königsklasse, Foto: Milagro

Anpassungsfähigkeit als Erfolgsgeheimnis

Doch nicht nur für Burgess ist Galbusera voll des Lobes, auch seinem Piloten streut er Rosen. "Valentino ist sehr fokussiert und versucht immer zu verstehen, wie er seinen Fahrstil bestmöglich an das Motorrad und die Reifen anpassen kann. Meiner Meinung nach war die Anpassung an die neuen Slicks der Hauptgrund für seinen Schritt nach vorne. Natürlich ist Yamaha beim Bremsen und Beschleunigen auch stärker geworden, aber Valentino ist konzentrierter und kommt mit dem Motorrad einfach besser zurecht. Der Unterschied zwischen einem guten Fahrer und einem großen Champion liegt in der Fähigkeit, sich in anzupassen. Valentino ist, obwohl er nicht mehr jung ist, nach wie vor motiviert, seinen Fahrstil zu modifizieren und etwas dazuzulernen", verrät der Crewchief das Erfolgsgeheimnis des 35-jährigen Rossi.

Durch die bisher überaus erfreuliche Saison Rossis, viel natürlich auch eine große Last von den Schultern Galbuseras, wie er im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP bestätigt: "Ich verspüre jetzt weniger Druck. Natürlich sind wie noch nicht hundertprozentig zufrieden, denn wir haben noch nicht gewonnen. Da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen. Ich hoffe einfach, dass ich Valentino weiterhin helfen kann, Spaß am Motorrad zu haben."

Spaß hat Galbusera bei seiner Arbeit selbst. Er befindet sich am Zenit seiner Karriere. "Ich könnte mir nicht mehr wünschen. Durch die Zusammenarbeit mit ihm habe ich den Höhepunkt erreicht. Mehr geht nicht. Es gibt nichts besseres, als mit Valentino zu arbeiten", schwärmt er.