Beim Dutch TT Ende Juni ging für Valentino Rossi eine lange Durststrecke zu Ende. Nach 993 erfolglosen Tagen konnte der "Doctor" in Assen endlich wieder einen Grand-Prix-Sieg einfahren. Ein Erfolg, den er so nicht unbedingt erwartet hatte. "Ich habe seit letztem Jahr daran gedacht, wie es sein würde wieder zu gewinnen. Als ich bei Yamaha unterschrieben habe, war ich gespannt, was ich mit der M1 erreichen werde. Ich hatte aber keine Ahnung wie schnell ich sein könnte, deshalb habe ich mit einem Sieg wie in Assen nicht gerechnet", erklärte der Mann mit der Nummer 46 auf seiner Homepage.

In Assen feierte Rossi das Comeback am obersten Treppchen, Foto: Yamaha Factory Racing
In Assen feierte Rossi das Comeback am obersten Treppchen, Foto: Yamaha Factory Racing

Das Echo nach seinem 80. MotoGP-Erfolg war gewaltig. Nicht nur in den Medien, auch privat wurde Rossi ordentlich gefeiert: "Ich habe schon nach Katar sehr viele Glückwünsche erhalten und auch nach Assen war die Unterstützung überwältigend. Auch wenn es wahnsinnig viel Arbeit ist all diese Nachrichten zu beantworten, ist dieser Support von meinen Fans und Freunden sehr, sehr wichtig für mich. Es war wirklich bewegend zu sehen, wie viele Leute zu mir halten."

Oft wurde dem neunfachen Weltmeister nachgesagt, er hätte nach den zwei Seuchenjahren bei Ducati die Begeisterung an seinem Sport verloren. Auch sei er zu satt, habe bereits alles gewonnen und daher gegen die jungen Wilden rund um das spanische Trio Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und Marc Marquez keine Chance mehr. Spekulationen, die der 34-Jährige eindrucksvoll widerlegte. "Rennfahren ist meine Leidenschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Ich liebe alles daran – die Bewegung auf meinem Bike, die Arbeit mit dem Team, das Leben im Paddock. Für mich ist es nicht schwer Motivation zu finden. Immer noch schneller zu fahren, das ist meine Motivation", stellte er klar.

Dennoch muss sich natürlich auch der Superstar eingestehen, dass ein gewisser Altersunterschied zu seinen direkten Konkurrenten vorhanden ist. Seit seinen Anfangsjahren sei vieles anders geworden, meint Rossi: "Ich würde sagen, dass es momentan drei Generationen in der MotoGP gibt. Da ist zuerst einmal meine, also die Leute, die nach Loris Capirossi, Sete Gibernau oder Max Biaggi gekommen sind. Dann gibt es die von Lorenzo, Pedrosa und auch Casey Stoner war Teil davon. Marc Marquez repräsentiert schließlich die jüngste Generation. Es hat sich einiges geändert. Es ist heutzutage wesentlich härter für die Piloten. Sie müssen viel professioneller sein und mehr trainieren, vor allem auch körperlich."

Ständige Übung ist auch für den Italiener unerlässlich. Er geht dabei jedoch andere Wege, als viele seiner Mitstreiter. "Auf meiner Ranch habe ich oft professionelle Piloten zu Gast. Die Idee, zusammen zu trainieren, ist nicht neu. Es hat damals mit Marco Simoncelli begonnen. Wir haben viel miteinander trainiert. Mittlerweile hat sich eine größere Gruppe mit meinem Bruder, einigen Moto3- und Superbike-Fahrern gebildet. Wir haben unsere eigene Strecke und es macht viel Spaß dort zu trainieren. Dabei gibt es aber immer auch einen gewissen Wettbewerb. Es ist also eine Mischung aus Training und Wettbewerb."

Für Rossi gibt es in seiner Heimat aber auch ein Leben abseits von Motorrädern und Rennstrecken, wie er betont: "Wenn ich zuhause bin führe ich ein sehr normales Leben. Es hat seine Vor- und Nachteile, wenn man prominent ist. In Tavullia mache ich aber ganz gewöhnliche Sachen. Ich verbringe Zeit mit meinen Kindheitsfreunden, gehe ins Fitnessstudio, zum Abendessen oder ruhe mich einfach zuhause aus. Es ist sehr ruhig und ich genieße das."