Nach seiner Lebensmittelvergiftung in Mugello ging es für Ben Spies in der letzten Saison im Yamaha Werksteam nicht wieder bergauf. "Ein hochrangiger Yamaha-Mitarbeiter sagte zu mir: 'Wir haben viel Geld in dich investiert. Wenn du nicht 100 prozentig fit bist, brauchst du gar nicht nach Laguna Seca zu kommen. Wir haben das Vertrauen in dich verloren.' Das war der Moment, in dem ich entschied, 2013 nicht mehr für Yamaha zu fahren. Ich habe viele gute Freunde bei Yamaha, aber wenn jemand so etwas zu dir sagt, dann verlierst du den Respekt vor ihnen", erklärte der Amerikaner bei Cycleworld.

Dennoch habe Spies in jedem Rennen 100 Prozent gegeben, allerdings machte ihm die Maschine des Öfteren einen Strich durch die Rechnung. "Normalerweise passiert sowas einem Fahrer einmal im Jahr. Bei uns passierte alles in einem Jahr, direkt nacheinander. Es sah schlecht für das Team aus, aber ich weiß, dass ich damit nichts zu tun hatte. Es war einfach viel Pech", fuhr er fort. Sicherlich sei der 28-Jährige frustriert gewesen, besonders wenn er auf die andere Seite der Box zu Teamkollegen und Weltmeister Jorge Lorenzo blickte.

"Ich weiß, dass sein Motor, seine Bremsen, Kupplung, Fahrwerk und Reifen genau die gleichen waren wie meine. Es ist hart - nicht nur für den Fahrer, sondern auch für das Team - wenn man sieht, dass auf der einen Seite alles klappt und auf der anderen alles schief geht", so Spies. Schon der elfte Platz beim Saisonauftakt in Katar sei frustrierend gewesen und obwohl Spies die Yamaha für ein starkes Bike hielt, hatten er und Lorenzo Nachteile. Dazu kamen Sorgen um die neuen Bridgestone-Reifen. "Jorge sah nicht schnell aus. Wenn ich seine Daten mit meinen verglichen habe, dann konnte ich sehen, dass er früher als ich bremste, aber schneller durch die Kurven fuhr, was ihm auf der nächsten Geraden dann eine Zehntelsekunde brachte. Casey Stoner sah schnell aus. Er ist mit dem Bike immer geslidet und hat den Hinterreifen durchdrehen lassen."

Setup ist entscheidend

Lorenzos Vorteil sei seine Körpersprache, an der man ablesen könne, wie ausbalanciert er sein Bike bewegen kann. "Ich habe lange probiert, wie Jorge zu fahren. Aber unsere Fahrstile sind komplett verschieden. Mein natürlicher Stil ist nicht am ruhigsten, nicht mit der höchsten Kurvengeschwindigkeit. Ich bremse gerne hart, lenke das Bike ein und feure dann aus der Kurve wie auf einem Superbike", schilderte Spies. Den Fahrstil komplett umzustellen sei schwer, dazu mache das Setup des Motorrads eine Menge aus. Während Lorenzo seine Einstellungen sehr weich wählte, entschied Spies oft für das Gegenteil.

Nach seinem Nuller in Indianapolis hatte Ben Spies die Nase voll, Foto: Milagro
Nach seinem Nuller in Indianapolis hatte Ben Spies die Nase voll, Foto: Milagro

"Ich bin 2010 in Valencia mit Valentino Rossis YZR-M1 gefahren. Ich bin fünf oder sechs Runden gefahren, aber ich konnte sie einfach nicht schnell bewegen, sie war zu weich. Wir begannen, das Setup für mich einzustellen und dann fuhr ich schneller als Valentino auf dem gleichen Bike am Rennwochenende. Alles hängt am Gefühl. Wenn sich der Fahrer gut fühlt, dann kann er das Bike auch am Limit fahren", erklärte Spies weiter. Das Feintuning gelingt laut dem Amerikaner allerdings nicht immer. "Wenn man einmal auf dem falschen Fuß aufgestanden ist, dann funktioniert es das ganze Wochenende lang nicht, bis man am Sonntag im Warm-Up dann vielleicht etwas findet. Deshalb ist ein gutes Basis-Setup so wichtig."

Ducati war bereit, Honda nicht

Beim zweiten Heimrennen in Indianapolis riss bei Spies der Geduldsfaden. "Nachdem mein Motor kaputt ging, während ich in Indianapolis an zweiter Position fuhr, dachte ich, dass ich die MotoGP verlassen werde. Ich begann wieder auf die World Superbike zu achten. Diese Serie war großartig für mich, als ich 2009 dort war und ihr früherer Leiter, Paolo Ciabatti, ist ein guter Freund von mir. Er hätte mich liebend gern wieder in der WSBK gehabt. Ich könnte noch immer eines Tages zurückgehen."

Ducati zeigte allerdings erstes Interesse am Texaner, konnten ihm nach der Übernahme von Audi aber noch kein konkretes Angebot machen. "Dann kam BMW mit einem guten Team und einem guten Angebot auf mich zu. BMW ist definitiv auch in der World Superbike stark. Sie sind mit der S1000RR einen langen Weg gegangen." Da Ducati mit der neuen 1199 Panigale zuvor aber noch nicht in der WSBK gestartet war, wagte sich Spies nur zaghaft heran, sah sich das Bike aber in der Superstock genauer an. "Wann war schon das letzte Mal, dass Ducati mit einem Superbike kam, das nicht gut war? Ehrlich gesagt, wollte ich mit Ducati und der Panigale starten, aber ich musste erst das MotoGP-Programm zu Ende bringen und das verstand ich dann", sagte er.

Spies dachte viel nach und beschloss schließlich, dass er in der MotoGP noch etwas zu erreichen habe. "Was das ist, weiß ich nicht. Ich würde nicht sagen, dass ich so viele Rennen oder sogar die Meisterschaft gewinnen kann, aber ich kann nicht einfach weggehen und sagen, dass ich in fünf Jahren dies oder jenes nicht getan habe." In der GP lagen dem Yamaha-Werksfahrer Angebote von Ducati und Gresini Honda vor. "Ich sprach mit Fausto Gresini, Shuhei Nakamoto und Livio Suppo in Brünn. Ich sagte Gresini, was nötig wäre, um mich auf eine Honda zu bekommen: Aber Ducati ließ das nicht zu. Sie waren bereit, Honda war es nicht."

Schließlich wollte Spies entweder mit BMW in die World Superbike oder mit Ducati in der MotoGP bleiben. "Das Paket, das Ducati zusammensetzt, ist ein ideales Szenario für mich. Andrea Iannone wird mein Teamkollege sein. Wir werden die gleichen Ducati Corse Farben, aber verschiedene Sponsoren haben. Ich werde Werksbikes bekommen, alles vom Werk. Tom Houseworth wird mein Crewchief und Max Bartolini mein Ingenieur", freute sich Spies, der einige seiner Getreuen mitnimmt. "Das Ducati Team wird sein Bestes geben. Sie wissen, was sie machen. In den letzten Jahren haben sie eine Richtung eingeschlagen, die vielleicht nicht die Beste für sie war. Ich denke, dass Audi viel für Ducati macht, aber es wird nicht über Nacht passieren. Ich denke, dass Fahrer daran denken müssen, dass sie keine Ingenieure sind. Sie müssen die Motorräder so gut fahren, wie sie können, Feedback geben und die Ingenieure kümmern sich dann darum. Ich bin glücklich über meine Entscheidung und das zählt."