'Was zum Geier..?' haben sicher nicht wenige gedacht oder auch laut ausgesprochen, als Karel Abraham senior Mitte 2010 verkündete, dass man 2011 in die MotoGP einsteigen wird - mit Söhnchen Karel Abraham und einer Desmosedici. Genau, der Diva unter den Motorrädern. Klar, bis dahin hatte man sich auch in den anderen Klassen mit den eigenen Projekten passabel geschlagen und Abraham konnte das Saisonfinale 2010 in der Moto2 gewinnen, aber ein eigenes Team? In der MotoGP? Mit einer Ducati und einem Fahrer der deshalb in der WM bleiben konnte, weil Vati ihm das Motorrad finanzierte? Kann nie gut gehen.

Kann es eben doch..

Gut ging es aber sehr wohl für die 'Motoracing' Truppe! Denn trotz der langen Liste von 'Abers' schaffte man es als kompletter Neueinsteiger in der Königsklasse und mit einer nicht ganz einfachen Maschine ausgestattet, auf 64 Punkte und Rang neun in der Teamwertung. Mit anderen Worten: Die Truppe von Karel Abraham senior schlug die durchaus erfahrene Konkurrenz von LCR Honda, die mit dem Moto2 Weltmeister Toni Elias an den Start gegangen war.

Klein und neu, aber gut aufgestellt, Foto: Abraham
Klein und neu, aber gut aufgestellt, Foto: Abraham

Das Team legte schon einmal einen guten Start in die Saison hin, statt dem von vielen erwarteten Ausfall, gab es gleich einmal drei Pünktchen und im zweiten Saisonrennen sogar neun. Traten freitags Probleme mit der Abstimmung der GP10 auf, dann übte sich das Team weder im Jammern noch im Ausreden suchen, oder zeigte auf die Markenkollegen von Pramac, Aspar oder Ducati mit dem Argument bei denen läuft es hier auch nicht besser. Nein. Es wurde getüftelt, umgebaut und ausprobiert, bis man eine bessere, wenn auch nicht immer ideale, Richtung fand. Während es Anfang der Saison noch meist von weiter hinten ins Rennen ging, konnte man nach dem ersten Drittel und besonders zum Ende der Saison hin, mit Startplätzen in den Top-8 glänzen. Gute Ergebnisse gab es nicht nur bei Rennen mit ungewöhnlichen Wetterkonstellationen, sondern erstaunlich stetig und mit einer kontinuierlichen Steigerung.

Ein positiver Schub, der sich nicht nur auf der Strecke auswirkte. Musste man zu Beginn der Saison noch damit leben, dass Team PRs erst nach Mitternacht zur Verfügung standen, gab es sie mit dem Fortschreiten des Jahres schon spät abends.

Rückschläge

Natürlich lief es nicht überall gut und die insgesamt sechs Ausfälle bei allen gewerteten Rennen bedeuteten am Ende den Verlust des Titels 'Rookie des Jahres' für Karel Abraham. Ein Fehler zu viel beim Saisonfinale. Dennoch, wer bitte, außer gnadenlose Optimisten, hätte dies vor der Saison 2011 erwartet?

Zudem gingen die Stürze nicht immer auf die Kappe des Fahrers. Abraham war mit der GP10 unterwegs, die in dieser Saison für gesteigerte Schwierigkeiten mit der Front sorgte und auch das Ducati Satelliten-Team schaffte es nicht immer, diese so in den Griff zu bekommen, dass der Fahrer genügend Vertrauen entwickelte. Die Folge: Einige heftige Stürze in Trainings und den Qualifikationen, die an der körperlichen Fitness und der Kopfstärke nagten. Vor allem zum Ende der Saison hin schien sich dies bemerkbar zu machen, denn die Fehlerquote erfuhr eine deutliche Steigerung.

Hatte es in der ersten Saisonhälfte nur zwei Ausfälle gegeben, musste das Team in der zweiten gleich vier hinnehmen, besonders hart dürfte der beim Heimrennen in Tschechien gewesen sein. Da tröstet es auch wenig, dass Abraham jr. Rekordweltmeister Valentino Rossi ein paar Mal schlagen konnte - sowohl in der Qualifikation, als auch auf der Strecke im Duell.

Als eines der stärksten Rennen des Tschechien darf neben seinen zwei siebenten Plätzen in Jerez und Silverstone auch Laguna Seca gewertet werden. Der elfte Platz klingt wenig beeindruckend, selbst mit dem Fakt im Hinterkopf, dass die Strecke neu für das gesamte Team war. Es war eher deshalb ein starkes Rennen, weil Abraham trotz eines gebrochenen Federbeins Rang elf einfuhr.

Auftritte, die sich nicht mit Geld kaufen lassen und die dafür sorgten, dass das Team nicht nur als Platzfüller dabei, sondern mitten drin war. Die Königsklasse hat einen Gewinn mit dem Neueinsteiger gemacht und das Team darf sich zurecht Stolz präsentieren. Jetzt gilt es nur noch im kommenden Jahr an diesen Leistungen anzuknüpfen..