Vittoriano Guareschi scheint ein Multitalent zu sein, zumindest kümmert er sich um zahlreiche Dinge gleichzeitig: Er ist Testfahrer, Teamchef und Manager. Wie er sich selbst bezeichnen würde, weiß er nicht. "In diesem Jahr habe ich bisher zwölf Tage getestet und ich fahre das Motorrad auch weiter, denn wir haben eine Menge Material und ein Testfahrer ist da nicht genug", erklärte er. Franco Battaini ist eigentlich Ducati-Tester, doch der Teamboss springt da natürlich auch selbst gern mal ein, fährt aber nur die Desmosedici.

"Mein Hauptjob ist Teammanager, aber vielleicht ist es im Vergleich zu anderen Teammanagern ein bisschen anders. Zu 80 Prozent kümmere ich mich um den technischen Teil. Wenn ich das Bike fahre, dann verstehe ich die Fahrer besser. Ich denke, das ist ein Vorteil, um die Maschine zu verbessern", lachte Guareschi, der die Verbindung zwischen Technik-Chef Filippo Preziosi mit den Fahrern herstellt. "Jedes Mal, wenn wir mit dem Training fertig sind, ruft mich Filippo und ich erkläre, was passiert ist und was wir in der Session verändert haben."

Rossi der Professor

Nachdem der Italiener zuerst mit Casey Stoner gearbeitet hat und jetzt Valentino Rossi im Boot hat meinte er: "Vale ist neunfacher Weltmeister, er hat eine Menge Erfahrung und für ihn ist es am Wichtigsten, die Maschine zu verbessern, um ein gutes Ergebnis zu holen. Er arbeitet viel mit dem Motorrad, dem Team und der Gruppe. Casey hat eine fantastische Kontrolle, besonders am Gas. Die Hand und der Motor sind für Casey gleiche Teile - das ist ein großes Talent. Aber vielleicht ist er ein bisschen jung, er braucht mehr Erfahrung. Man könnte sagen, Vale ist wie ein Professor und Casey…kein normaler Student, ein Top-Student. Nein, er ist ein Genie!"

Casey Stoners Fahrstil sei schwer zu kopieren, Foto: Ducati
Casey Stoners Fahrstil sei schwer zu kopieren, Foto: Ducati

Guareschi selbst vergleicht beim Testen häufig die Elektronik. "Ich habe im Kopf noch die Erinnerung an die alten Teile, als ich meine Testfahrer-Karriere startete arbeitete ich hart mit dem neuen Elektronik-Paket 2003 und ich habe eine Menge Informationen im Kopf." Nach vielen Jahren in diesem Job kann er auch mit den Fahrern über ihren Fahrstil sprechen und diesen kopieren, allerdings sei dies nicht leicht. "Caseys Stil zu kopieren war nicht leicht, denn er ist sehr schwer, aber nach zwei Jahren…"

Das Beste bei Ducati sei der Titel 2007 gewesen. Guareschi erklärte lachend: "Wir hatten viel Kraft. Wir standen schon im ersten Rennen von Suzuka auf dem Podium aufgrund dieser Kraft." Das Beste der Desmosedici sei der Motor. "Manchmal macht der ein paar Probleme, aber es ist einfach der wichtigste Teil." In diesem Jahr würde Guareschi allerdings gerne vieles ändern, besonders am Heck. "Das ist ein Harmonie-Problem, es ist langsam und das Motorrad arbeitet gegen den Reifen", fügte er erklärend hinzu.

Ein Leben mitten in der Motorradwelt

Privat sei Guareschi gern zu Hause, doch das komme nicht oft vor. "Ich habe einen achtjährigen Sohn und meine Tochter ist jetzt ein Jahr alt. Meine Frau ist toll, denn ich selbst bin nur etwa drei Monate im Jahr zu Hause, besonders dieses Jahr." Sein letztes Rennen fuhr der Teammanager vor zehn Jahren in der Supersport. "In Monza bin ich 2004 nochmal mit der Ducati 749 gefahren, denn Filippo wollte ein neues Teil testen und das war die einzige Möglichkeit", erinnert sich Guareschi, der 2002 bei Ducati angefangen hatte. "Motorräder sind meine Leidenschaft. Mein Vater hat eine Werkstatt in Parma, in der bin ich geboren. Ich kam im Alter von vier Jahren zum ersten Mal mit dem Motorrad in Kontakt, ich bin ein glücklicher Mensch. Schon als ich jung war träumte ich davon, Motorräder zu fahren und in der Mitte der Motorradwelt zu leben", schwärmte er. "Jetzt bin ich älter, ich will nicht wieder Rennen fahren. Ich bin glücklich… manchmal fahre ich ein richtig gutes Bike, aber ich will mit meinem Team gewinnen."