Jorge Lorenzo schreibt für die spanischen Zuschauer und MotoGP-Fans nach jedem Rennen einen Blog zu seinem Wochenende, Team und Rennen. Doch in dieser Woche verzichtete der Yamaha-Fahrer darauf, etwas zum Renngeschehen zu sagen. Viel wichtiger erschien ihm ein paar seiner persönlichen Gedanken und Erinnerungen an Shoya Tomizawa zu teilen.

"In meinem Blog heute möchte ich nicht über Rennen schreiben, sondern mich von einem Freund verabschieden", schrieb Lorenzo bei diariodeunpiloto.tv. "Er war ein so charismatischer Mensch, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, herzlich, jemand, den man einfach mögen musste - und ein Kämpfer. Wir alle werden ihn vermissen."

"Shoya war so beliebt im Fahrerlager, weil er eine Frohnatur war und immer freundlich zu jedem. Mehr noch, war er ein Freund von uns."

Wie Fahrerkollege Nicky Hayden hatte auch Jorge Lorenzo den Sturz im Moto2-Rennen gesehen und ahnte bereits, dass es dieses Mal ernster war, als bei anderen Stürzen zuvor. "Bevor ich die Vorbereitungen für mein Rennen aufnahm, bekam ich bereits die schlimme Nachricht. Es war noch nicht offiziell, aber ich konnte der Person glauben. Ich habe immer wieder Fragen gestellt und nachgehakt, ich wollte die Wahrheit wissen, auch wenn ich Schlechtes geahnt habe. Ich hasse die Tatsache, das ich recht hatte. Ich bin ins Motorhome gegangen, habe Musik angemacht und versucht, mich auf das Rennen vorzubereiten. Ich weiß nicht, ob es richtig war, die Wahrheit vor dem Rennen zu wissen."

Das Fahrerlager hatte sich nach dem Sonntag komplett verändert, die Trauer, schreibt Lorenzo, war überall zu spüren. Innerhalb von wenigen Stunden schlug Fröhlichkeit und Optimismus in Benommenheit bei Fahrern, Gästen, Teammitgliedern und Medienvertretern um. "Wir hatten Gäste aus Japan und noch am Freitag habe ich sie begrüßt und wir tauschten uns aus. Nur 48 Stunden später war alles anders, es war ein schwerer Schicksalsschlag für sie, für Japan und auch für alle bei Yamaha."

"Das Schreckliche ist, dass wir weiter machen müssen, wir können nicht in Stillstand verfallen. Wir wissen, dass unser Sport gefährlich ist. Wir alle brauchen Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten, aber das Leben geht weiter und deshalb müssen wir auch weiter kämpfen. Wir werden diesen schrecklichen Vorfall dennoch nicht vergessen. Ich habe keine Worte, die ausdrücken können, wie tief der Schmerz bei uns allen sitzt."

"Ich möchte Shoyas Familie und seinen Freunden mein tiefes Mitgefühl aussprechen, alle, die ihn kannten und mochten. Ein junger, starker, mutiger Kämpfer ist von uns gegangen, jemand, der die Freude des Rennsports durch seine fantastische Art auf den Asphalt gezaubert hat."