Vizeweltmeister Bradley Smith fand den Straßenrennsport immer langweilig. Er wuchs, wenn man so will, im Dreck auf. "Ich begann erst 2003 damit, mir Straßenrennen anzuschauen", sagte er den Motorcycle News. "MotoCross, das war meine Leidenschaft. Ich dachte, dass Straßenrennen langweilig sind - auf dem Bike zu sitzen und herum und herum zu fahren. Ich habe nicht gesehen, was da wirklich zu tun ist. Sogar, als ich es Ende 2003 das erste Mal selbst ausprobierte, dachte ich noch 'Und das ist es jetzt?' Ich war nicht interessiert." Hintergrund dessen ist, dass es auf der Farm seines Großvaters eine MotoCross-Strecke gab. "Wir zogen da hin, als ich fünf war. MotoCross war meine Leidenschaft. Ich bin rund um die MotoCross-Strecke aufgewachsen."

Der erwachsene Nicht-Erwachsene

Der 19-jährige Brite weiß, dass er mittlerweile auch rein rechtlich den Status eines Erwachsenen hat. Doch das heißt noch lange nicht, dass sich der Aspar-Pilot auch so fühlt. "Ich hatte sehr viel Umgang mit Erwachsenen, die da hin kamen", erinnert er sich noch an die Zeiten an der heimischen MotoCross-Piste. "Daher bin ich mit Erwachsenen auch immer besser zurecht gekommen. Ich bin jetzt erwachsen, fühle mich aber nicht so." Dies resultiere auch daraus, dass er keinen Job habe. "Oder zumindest keinen richtigen. Ich habe keine Hypothek und keine Freundin, ich wasche meine Sachen nicht selbst und muss keine Stromrechnungen bezahlen. Ich koche aber mein eigenes Essen und bin daher kein Muttersöhnchen. Aber im Endeffekt habe ich oben immer mein Bett und wenn ich morgens aufwache, ist immer etwas zu essen in den Schränken." Und so zählte er weiteres auf. Wenn er verreise, dann kämen die Tickets pünktlich ins Haus und er müsse sich um nichts kümmern. "Die meisten Dinge fliegen mir zu. Es ist ein einfaches Leben, ein unwirkliches Leben und ich weiß das."

Der zweifache Grand Prix-Sieger sieht derzeit nicht die Möglichkeiten zuhause auszuziehen, will dies auch nicht so recht. "Ich habe das Geld nicht, um allein zu leben", seufzte er. "Und ich genieße es, zuhause zu sein. Der erste Platz, den ich mir kaufen werde, wird ein kleines Urlaubshäuschen in Spanien oder Italien. Ein schöner Platz, um im Winter zu trainieren. Die meisten Leute im Rennsport verdienen genug, um zu überleben. Aber nicht mehr."

Fehlendes Talent bescheinigt

Smith wurde zu Beginn seiner Karriere das Fehlen von Talent bescheinigt. Doch anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen oder eingeschnappt zu reagieren, nahm er dies als Ansporn. "Als ich mit dem Straßenrennsport anfing, versuchte ich in einer Academy unterzukommen. Sie sagten mir dort, dass mit dem Druck meines Vaters und meinem fehlenden Talent ich niemals ein Road Racer werden würde und da hatte ich mir schon ein zweites Loch in den Hintern gefahren." Diese Aussagen haben ihn so gepusht, dass er schließlich da hin gekommen sei, wo er heute ist. "Das war mir wie ein Stein im Schuh. Je mehr Müll ich abbekomme, desto besser ist es. Ich nehme mir die Sachen nicht zu Herzen, ich vergesse nicht, aber das ist alles Benzin in mein Feuer. Ich habe diese Härte von meiner Mum. Sie nimmt alles auf, ist aber niemals aggressiv. Aber wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, dann erinnert sie sich an alles. Und wenn sie zubeißt, beißt sie gut."

Alberto Puig ist als harter Lehrer bekannt., Foto: Repsol Media
Alberto Puig ist als harter Lehrer bekannt., Foto: Repsol Media

Harte Puig-Schule

Zu den Charakter-Zügen seiner Mutter wurde noch die harte Schule des Alberto Puig addiert, um zum heutigen Smith zu kommen. "Alberto hat mir den Samen gepflanzt, dass du hart arbeiten musst. Alberto will um jeden Preis gewinnen. Er sieht das Siegen als das einzige Ding und er pflanzt diesen Samen jedem ein, der mit ihm arbeitet", beschrieb er das Arbeiten mit dem Spanier. "Ich sah die Rennerei immer als einen Familienausflug an. Wenn du dafür bezahlst, ist es ernst und es macht auch Spaß. Wenn jemand anderes dafür bezahlt, ist es nur ernst. Alberto hat mir gelehrt, dass die Sponsoren niemals glücklich sind, dass die Medien niemals zufrieden sind mit dem, was du erreicht hast und das du in dem Moment, wo du glücklich über das bist, was du tust, du am Ende bist. Es ist hart, aber wenn du mit ihm arbeitest, wirst du Rennen gewinnen und ich schulde ihm alles!"