Tom, deine vierte Moto2-Saison steht bevor. Was wird anders als in den Jahren zuvor?
Thomas Lüthi: Sehr viel wird sich wohl nicht ändern. Die Klasse hat sich schon sehr entwickelt, vor allem von 2010 auf 2011 ist viel passiert. Besonders reifentechnisch hat sich die Klasse entwickelt und bei den Chassis gilt das Gleiche. Sie ist schneller geworden, um einiges schneller. Im vorigen Jahr gab es dann noch einmal einen Schritt und ich denke, dass nicht mehr so viel passieren wird. Die Schritte werden kleiner werden. Bei den Gegnern ist es immer das gleiche Thema. Jetzt kommen alle und meinen, der Weltmeister ist weg und jetzt geht es automatisch einen Platz nach vorne. So ist es nicht. Wir kennen die Klasse ja, sie ist eng, hart umkämpft - und das wird so bleiben.

Wie sieht dein Fahrplan in Richtung Saisonstart aus?
Thomas Lüthi: Ich bin jetzt am intensiven Aufbautraining - Kraft, Kondition, Ausdauer. Ich habe zwei Mal am Tag Training mit meinem Trainer. Das ist momentan der Hauptpunkt, an dem ich arbeite. Dazwischen sind Sponsorenevents, Medientermine und so weiter. Es gibt immer etwas zu tun, langweilig ist mir sicher nicht. Dann werde ich etwas Skiurlaub machen, so eine Woche. Darauf freue ich mich sehr und danach geht es bald zum ersten IRTA-Test. Mehr als die offiziellen IRTA-Tests sind bei uns auch nicht geplant, also Valencia, Jerez und noch einmal Jerez. Danach geht es bald in Katar los.

Privattests sind also keine vorgesehen?
Thomas Lüthi: Bislang haben wir keine Privattests geplant. Wenn wir das müssten, würden wir es spontan entscheiden - je nachdem, wie weit wir mit der Entwicklung kommen. Wir haben aber im vorigen November schon viel gemacht, da sind wir viel gefahren und konnten extrem viel für die Entwicklung des neuen Motorrades machen. Deshalb denke ich, dass uns die offiziellen Test reichen werden. Wenn das Wetter gut ist, sind es neun ganze Tage, das ist eine ganz schöne Menge.

Und mit Suter seid ihr ja gut vertraut...
Thomas Lüthi: Wir kennen Suter gut, aber wir haben auch sehr intensiv zusammen gearbeitet. Wir arbeiten intensiv am neuen Motorrad, also am neuen Chassis. Das war bisher ein Haufen Arbeit und ist immer noch ein Haufen Arbeit. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es hinbekommen.

Thomas Lüthi fühlt sich dort wohl, wo er ist, Foto: Milagro
Thomas Lüthi fühlt sich dort wohl, wo er ist, Foto: Milagro

Ein Vorteil für dich ist, du hast in deinem Team über Jahre Stabilität gehabt. Wie wichtig ist das für dich?
Thomas Lüthi: Das ist etwas sehr, sehr wichtiges für mich. Ich bin froh, wenn ich mit den gleichen Leuten weiterarbeiten kann. Das ist auch eine Vertrauensfrage, es gibt da praktisch blindes Verständnis. Wie erkläre ich das am besten: wenn ich an die Box zurückkomme, schaut mir der Cheftechniker in die Augen und weiß schon Bescheid, um was es geht. Darum geht es, Zeit zu sparen und sich gut zu kennen. Das ist ein Vorteil, den ich in diesem Jahr nutzen will.

Suter, Kalex, Speed Up, FTR, die Moto2 bietet viele Möglichkeiten zur Auswahl einer Maschine. Wo siehst du die Unterschiede zwischen den Maschinen?
Thomas Lüthi: Die Unterschiede sind klein, große Unterschiede gibt es da nicht wirklich. Weltmeister kann man sicher auf drei verschiedenen Motorrädern werden. Wir konzentrieren uns weiter auf Suter. Wir haben Ende des vorigen Jahres ein wenig diskutiert, wo wir hinwollen, ob wir wechseln oder nicht. Wir haben uns für Suter entschieden, werden mit ihnen weiterarbeiten und sogar enger mit ihnen zusammenarbeiten. Das ist für mich natürlich sehr interessant. Ich bin überzeugt, dass es ein Top-Motorrad ist, aber man darf die anderen nicht unterschätzen. Kalex auch einen guten Job und zwei, drei andere ebenso.

Neben dir fahren 2013 noch zwei weitere Schweizer in der Moto2 mit. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass ein Land ohne eigene Rennstrecke so viele Fahrer in die WM bringt?
Thomas Lüthi: Das ist schwer zu sagen, wir haben einfach schnelle Fahrer hier. Ich habe es damals nach oben geschafft. Ich begann mit Pocketbike und es ging mit der deutschen Meisterschaft weiter. Mit etwas Glück, der Anwesenheit am richtigen Ort zur richtigen Zeit und den Erfolgen zum passenden Zeitpunkt, half mir das, den Schritt in die WM zu machen. Es hat 20 Jahre keiner dran geglaubt, dass jemand aus der Schweiz in der WM fahren kann. Dann habe ich das geschafft und das hat in der Schweiz schon ein bisschen was ausgelöst. Es hat viele junge Fahrer und Familien gegeben, die gesehen haben, es funktioniert doch. Dadurch wurde es mit den jungen Fahrern probiert und das hat für Nachschub gesorgt, mit Krummenacher, Aegerter und so weiter. Und es kommen noch mehr Junge nach, das ist sehr positiv. Ich hoffe, dass das nicht wieder abreißt, so wie es vor meiner Zeit war.

Was möchtest du nach der Saison gerne über dein Jahr 2013 sagen können?
Thomas Lüthi: Ich möchte auf ein paar Siege zurückschauen können, nicht nur einen. Ich möchte wirklich mehrere Siege haben. Das große Ziel ist aber, dass ich sagen kann, ich habe es geschafft, ich habe die Konstanz hinbekommen und war über das ganze Jahr konstant. An dem arbeite ich sehr stark. Letztendlich müssen wir aber schauen, was herauskommt. Das Ziel ist es, viele Punkte zu sammeln und in der WM vorne dabei zu sein. Um wirklich Weltmeister zu werden, muss viel mitspielen, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen und werde dafür kämpfen.