Im Langstreckensport gewinnt man Titel, anders als in den meisten anderen Kategorien im Motorsport, gemeinsam. Bereitet Ihnen der ALMS-Titel doppelte oder halbe Freude?
Timo Bernhard: Es ist ganz klar doppelte Freude. Denn man gewinnt zusammen und man verliert auch zusammen. Und vor allem feiert man zusammen. Das werden wir beim Saisonabschluss in Laguna Seca noch ausgiebig nachholen, nicht wahr Romain?

Romain Dumas: Ja, denn rund um die Rennstrecke Road Atlanta hatten ja alle Lokale Samstag Nacht bereits um ein Uhr geschlossen...

Timo Bernhard: Natürlich versuchen wir beide auch immer ein wenig schneller zu sein, als der andere. Aber das macht uns beide schneller.

Romain Dumas: Timo und ich hatten in den drei Jahren, in denen wir zusammen fahren, schon so viel Erfolg, aber wir haben noch nie einen Titel gewonnen. Deswegen zählt es jetzt für mich umso mehr, dass ich zusammen mit Timo und nicht mit einem anderen Fahrer Meister bin.

Wo würden Sie die Bedeutung des ALMS-Titels im Vergleich zum Gewinn anderer internationaler Meisterschaften ansiedeln?
Romain Dumas: Im Prototypensport gibt es zwei Meisterschaften. Die Le Mans Series in Europa und die ALMS in den USA. Der Wettbewerb um die Gesamtsiege war ganz sicher in den USA deutlich enger.

Timo Bernhard: Und Sportprototypen sind nach der Formel 1 so ziemlich die hochklassigsten Rennautos, in denen man sich mit anderen Profirennfahrern messen kann. In sofern ist dieser Titel zusammen mit den Gesamtsiegen bei 24-Stunden-Rennen mein bisher bedeutsamster.

Was war für Sie der schönste Moment in der Saison 2007?
Romain Dumas: Oh, da gab es viele...

Timo Bernhard: Schwer einen einzelnen auszuwählen. Ganz sicher war die Siegerehrung nach dem Petit Le Mans ein ganz besonderer Moment. Den Siegerpokal in den Händen zu halten und zu wissen, dass man gleichzeitig auch den Titel gewonnen hat, ist einzigartig. Aber auch die Zieldurchfahrten in Houston und Elkhart Lake nach unglaublich engen Rennen waren für mich absolute Höhepunkte der Saison 2007.

Romain Dumas: Für mich war der Sieg in Detroit natürlich ein Glücksmoment, weil das Überholmanöver gegen den führenden Audi einfach perfekt geklappt hat.

Und gab es auch frustrierende Momente?
Romain Dumas: In dieser Saison? Nein! Selbst die technischen Probleme in Sebring waren nicht wirklich frustrierend, denn immerhin standen wir auf dem Podium und haben wichtige Punkte für die Meisterschaft geholt.

Sowohl im Rennauto als auch abseits der Strecke sind Sie sich vermeintlich sehr ähnlich. Ist dem wirklich so?
Romain Dumas: Wir sind beide gleich groß, passen in die selbe Sitzschale, haben auch noch den gleichen Fahrstil und machen nach dem Rennen unabhängig voneinander die gleichen Aussagen zum Fahrverhalten des Autos. Ich bin vielleicht ein ganz klein wenig aggressiver, Timo fährt dafür etwas runder und reifenschonender. Wir ergänzen uns perfekt.

Was sind Ihrer Ansicht nach die Stärken von Romain?
Timo Bernhard: Stärken? Hm... (lacht)

Romain Dumas: Ich bin einfach ein netter Kerl.

Timo Bernhard: Auf jeden Fall ist er ein Teamplayer. Wir tauschen offen alle Informationen aus. Und er ist auch ein absoluter Racer. Er ist nicht hier, um irgendeine Show abzuziehen, sondern will einfach immer der Schnellste sein.

Romain Dumas: So wie du...

Wenn Timo ein Tier wäre, was wäre er dann?
Timo Bernhard: Sag nicht, ich wäre ein Frosch!

Romain Dumas: Er wäre eine Katze.

Timo Bernhard: Was? Wieso denn ausgerechnet eine Katze?

Romain Dumas: Weil eine Katze erst nachdenkt, bevor sie etwas tut, sich die Situation anschaut und dann blitzschnell zuschlägt.

Sind Sie nervöser wenn Sie selbst in eine brenzlige Situation kommen oder wenn Sie an der Box stehen und Ihren Teamkollegen am Fernsehschirm beobachten?
Romain Dumas: Ich schau mir das gar nicht erst an wenn Timo fährt. Und den Funk-Kopfhörer setze ich auch nicht auf. Nicht weil ich ihm nicht traue, aber es würde mich schon unnötig nervös machen.

Timo Bernhard: Mich macht es ganz und gar nicht nervös, wenn er fährt. Mittlerweile weiß ich sehr gut, was er da auf der Strecke tut.

Sie teilen sich an den Rennwochenenden stets auch einen Mietwagen. Wie fährt Ihr Teamkollege denn im Straßenverkehr?
Romain Dumas: Jedes Mal wenn er fährt wünsche ich mir als Beifahrer ein HANS-System, damit mein Kopf nicht so hin und her geschleudert wird.

Timo Bernhard: Glauben Sie ihm kein Wort!

Romain Dumas: Im Ernst: Timo hält sich wirklich akribisch an jedes Tempolimit, deutlich strenger als ich. Da ist er wirklich der korrekte Deutsche.

Was möchten Sie in der Zukunft noch gemeinsam erreichen?
Romain Dumas: Noch mehr Rennen in einer Saison zu gewinnen ist kaum möglich.

Timo Bernhard: Aber das 12-Stunden-Rennen in Sebring wollen wir schon noch zusammen gewinnen...

Romain Dumas: Ja - das auf jeden Fall!

Was ist für Sie das Besondere an Porsche?
Timo Bernhard: Als deutscher Fahrer empfinde ich Porsche als eine ganz besondere Marke. Für mich ist Porsche einfach Motorsport. Ich bin praktisch mit den Erfolgen der Marke im internationalen Rennsport aufgewachsen. Deswegen ist es für mich eine Ehre, bereits im neunten Jahr als Werksfahrer für Porsche anzutreten.

Romain Dumas: Vor mehr als zwanzig Jahren ist mein Vater bereits mit einem Porsche Rallye gefahren. Und wie für fast jedes Kind ist der eigene Vater immer der beste. Also wollte ich auch unbedingt irgendwann einmal Porsche fahren. Und jetzt hab ich es geschafft. Und wenn mich Leute nach meinem Beruf fragen und ich sage, dass ich für Porsche Rennen fahre, sind die meisten beeindruckt. Das macht mich schon ein wenig stolz.

Gibt es etwas, das Sie ihren Teamkollegen schon immer einmal fragen wollten?
Romain Dumas: Magst du mich eigentlich? (lacht)

Timo Bernhard: Natürlich - ohne dich wäre ich jetzt nicht Meister. (lacht) Aber eines wollte ich wirklich schon immer mal fragen: Wieso wackelt dein Kopf beim Fahren immer hin und her?

Romain Dumas: Keine Ahnung.

Timo Bernhard: Nein wirklich - je näher du an den Bremspunkt kommst, desto schneller wackelt dein Kopf hin und her.

Romain Dumas: Ich mache das schon immer so. Aber nicht absichtlich.

Timo Bernhard: Mich haben wirklich schon einige darauf angesprochen und gefragt, wieso du das machst und ich nicht.

Romain Dumas: Ich fühle das selbst gar nicht. Aber zumindest macht es nicht langsam.