Was für eine chaotische Startphase beim 24-Stunden-Rennen von Daytona 2022! Zahlreiche Kollisionen, ein ins Krankenhaus eingelieferter Sportwart, drei Full-Course-Yellow-Phasen und viel Blech auf der Strecke bestimmten die ersten vier Stunden des um 13:40 Uhr Ortszeit (19:40 Uhr MEZ) gestarteten Rennens.

Die trockenen, aber kühlen Bedingungen von rund 10 Grad hatten schon im Vorfeld des Rennens für einige Sorgenfalten unter den Teams mit ihren 61 Autos gesorgt - und sollten sich in einigen Fällen bestätigen. So schaffte es Dwight Merriman noch vor dem Start des Rennens, sich mit seinem Era-Motorsport-LMP2 ausgangs der Boxengasse zu drehen.

Doch damit nicht genug: Der US-amerikanische Amateurpilot verlor einige Runden nach dem Rennstart erneut die Kontrolle über das Auto und schlug ohne Fremdkontakt in die Banden ein. Durch die herumfliegenden Teile des Prototypen wurde ein umstehender Streckenwart getroffen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er soll sich nach ersten Untersuchungen in einem stabilen Zustand befinden.

Heikel wurde es auch in der Boxengasse, als Eric Lux mit seinem Dragonspeed-LMP2 eine Durchfahrtstrafe kassierte, weil er laut Rennleitung eine Person erwischt habe. Kurz darauf kassierte Lux eine weitere Drive-Through-Penalty, weil er bei ersterer zu schnell in der Boxengasse unterwegs war.

Wild ging es auch auf der Strecke zu, etwa beim heftigen Unfall von Roberto Lacorte im Ferrari 488 GT3 von Cetilar Racing, der nach einem Einschlag rückwärts rollend auch noch von Frankie Montecalvo im Vasser-Sullivan-Lexus am Heck getroffen wurde. Beide Autos mussten mit beträchtlichen Schäden in der jeweiligen Team-Garage repariert werden.

Vorzeitig Feierabend war unterdessen für den GMG Racing-Porsche 911 GT3 R. Mit Kyle Washington am Steuer verunfallte das GTD-Auto auf dem Weg in Kurve 5 und erlitt einen schweren Schaden an der Frontpartie. Washington, der sich den 911 unter anderem mit dem Österreicher Klaus Bachler teilt und tatsächlich der Besitzer des Porsche ist, konnte das Medical Center nach einer obligatorischen Untersuchung wieder entlassen.

Feierabend für den GMG-Porsche 911 in Daytona, Foto: LAT Images
Feierabend für den GMG-Porsche 911 in Daytona, Foto: LAT Images

Kurz nach diesem Crash knallte es erneut um die 4-Stunden-Marke herum. Alex Riberas im Aston Martin Vantage GT3 von Heart of Racing, Kenny Habul im SunEnergy1 Racing Mercedes-AMG GT3 und Ayrton Ori (Muehlner Motorsports America LMP3) kollidierten schwer. Ob alle involvierten Teams das Rennen fortsetzen können, war zunächst nicht klar.

Weiter im Rennen, jedoch mit einem beträchtlichen Rückstand unterwegs sind die beiden BMW M4 GT3 vom BMW Team RLL. Beide Fahrzeuge erlitten Beschädigungen am Heck-Diffusor - kurioserweise ohne Beteiligung eines weiteren Autos. Der #24 BMW von Marco Wittmann, Sheldon van der Linde, Philipp Eng und Nick Yelloly verlor zehn Runden wegen einer Reparaturphase.

Der Schaden konnte nicht vollständig behoben werden, aber eine komplette Reparatur würde laut BMW-Angaben länger dauern, als mit einem leichten Performance-Verlust die Fahrt fortzusetzen. Das Schwesterauto mit der #25 büßte eine Runde auf den in der GTD-Pro führenden Ferrari 488 von Risi Competizione ein.

Die Gesamtführung wechselte im ersten Sechstel des 24-Stunden-Rennens mehrfach. Nach 157 Runden lag der #01 Cadillac DPi (Renger van der Zande/Sebastien Bourdais/Scott Dixon/Alex Palou) vor dem #31 Whelen Engineering Cadillac (Pipo Derani/Tristan Nunez/Mike Conway) und dem #5 JDC Miller MotorSports Cadillac (Tristan Vautier/Richard Westbrook/Loic Duval/Ben Keating).

Die womöglich heikelste Phase im Rennen steht noch bevor. In der Nacht werden Temperaturen um den Gefrierpunkt erwartet! Sogar der Begriff 'Eisbildung' macht im vermeintlichen Sunshine State Florida bereits die Runde. Eine extreme Herausforderung für alle Fahrer besonders auf den Outlaps und ersten Runden nach einem Reifenwechsel, da das Vorheizen der Michelin-Gummis verboten ist.

"Die Nacht wird heftig mit den Reifen", sagte Mike Rockenfeller, der sich den Ally-Cadillac mit Jimmie Johnson, Kamui Kobayashi und Jose Maria Lopez teilt, zu Motorsport-Magazin.com. "Bislang bin ich mit unserem Rennen zufrieden. Lopez hatte nach einem frühen Kontakt einen Schaden am Heck, wir haben den Diffusor erst später ausgetauscht. Die Pace passt soweit, aber das Rennen ist noch lang." In den Abendstunden belegte der prominent besetzte DPi-Cadillac den fünften Platz.