In beiden Rennen, die unter besten Motorsportbedingungen bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen stattfanden, sicherten sich Sebastien Diss (Kawasaki) und Marcel van Nieuwenhuizen (Yamaha) jeweils die Ränge zwei und drei.

Yamaha-Fahrer Pascal Eckhardt hatte sich im Qualifikationstraining am Freitag bereits die Poleposition sichern können. Aufgrund der in Assen herrschenden Lärmschutzbestimmungen, wurde das erste Zeittraining einen Tag früher als normal gefahren. Am Samstag konnte sich keiner der Piloten mehr verbessern, da ein circa halbstündiger Platzregen auf den TT-Circuit in Assen herniederging. Zwar trocknete die Strecke während der Sitzung ab, es existierten aber noch zu viele nasse Flecken, um richtig angreifen zu können. Somit komplettierten Sascha Hommel, Thomas Walther und Meik Minnerop die erste Startreihe, der Nordire Glenn Irwin startete vor Sebastien Diss und Marcel van Nieuwenhuizen von Rang fünf aus.

Rennen 1, Samstag

Der erste Lauf der Klasse IDM Supersport am Samstagabend sollte ein Chaosrennen werden. Aufgrund von Unfällen in der jeweils ersten Runde, wurde das Supersport-Rennen zwei Mal abgebrochen. Erst beim dritten Startversuch ging alles halbwegs glatt und es konnte endlich um die Ränge gefightet werden.

Schon in der ersten Runde bildete sich das Führungstrio aus Sebastien Diss, Marcel van Nieuwenhuizen und Titelfavorit Sascha Hommel. An diese drei war vom Rest des Starterfeldes kein herankommen. Man legte gleich von der ersten Runde an extrem schnelle Rundenzeiten hin und setzte sich ab. Van Nieuwenhuizen sollte zunächst die Führungsarbeit übernehmen, während sich Diss und Hommel auf der letzten Rille bekämpften. Es gab auch beinahe Berührungen zwischen dem Sachsen und dem Franzosen, aber dennoch blieb alles fair. Diss konnte sich zur Halbzeit von Hommel lösen und brachte den Niederländer van Nieuwenhuizen zwischen sich und seinen Meisterschaftsrivalen. Fünf Runden vor Schluss machte Hommel kurzen Prozess, schnappte sich den Holländer und den Franzosen, übernahm die Führung und fuhr seinen fünften Saisonsieg ein. Diss holte sich Rang zwei vor van Nieuwenhuizen.

Die Überraschung des Rennens lieferte der Knittlinger Dominik Vincon. Er ist eigentlich im Yamaha R6 Dunlop-Cup unterwegs, der im Rahmen der IDM ausgetragen wird. In Assen setzte sich Vincon der Doppelbelastung aus Cup- und Supersport-Rennen aus und überzeugte in Lauf eins. Er startete das Rennen vom 23. Rang aus und wurde am Ende nach einer spektakulären Aufholjagd Vierter. Damit empfahl sich Vincon, der am folgenden Sonntag auch den Meistertitel im Cup mit einem weiteren Sieg klar machen konnte, für höhere Aufgaben. Als Gaststarter bekam Vincon aber ebenso keine Punkte für die Meisterschaft wie der hinter ihm auf Rang fünf platzierte Kevin Bos. Meik Minnerop und Georg Fröhlich erbten die Zähler für die Ränge vier und fünf obwohl sie auf sechs und sieben ins Ziel kamen.

Rennen 2, Sonntag

Abgesehen davon, dass es keine Abbrüche gab, war der zweite Lauf am Sonntag eine Analogie des Samstagabends. Wieder war das Spitzentrio aus Hommel, Diss und van Nieuwenhuizen aus der ersten Runde mit einer gesunden Isolation auf die Verfolgergruppe zurückgekommen. Wieder gab es zwischen diesen drei ein heißes Fighten um die Podestplätze. Dieses Mal ließ Sascha Hommel aber keine Zweifel aufkommen, zog etwas früher am Gas und fuhr auf und davon. Diss löste sich unterdessen von van Nieuwenhuizen und fuhr ebenfalls isoliert seinen zweiten Rang nach Hause. Hommel überzeugte besonders in der zweiten Rennhälfte, als er mit konstanten Zeiten im 1:43-Minuten-Bereich immer zwischen einer halben bis einer ganzen Sekunde schneller als Diss fuhr. Somit waren die Podestplätze schon früh sortiert und entschieden.

"Mein Start war wieder richtig Scheiße", erklärte Sascha Hommel. "Ich war wohl nur Fünfter oder Sechster. Da musste ich mich erst wieder durchbeißen. Ich konnte ordentlich Druck machen, auch wenn die Reifen das ganze Rennen über gerutscht sind - von Anfang an! Das war schon sehr komisch, aber es ist auch nicht schlimmer geworden."

"Es waren heute zwei Faktoren", begründete Diss seinen zweiten Platz. "Zum einen war der Sascha einfach viel zu schnell und zum anderen wurden die Reifen etwas überstrapaziert. Hier sind fast nur Rechtskurven und ich habe sie zu früh nieder gemacht. Sascha ist aber konstant geblieben und weg weg weg gefahren. Ich dachte dann zweiter Platz ist ok und besser als Stürzen. Jetzt werde ich halt in Hockenheim wieder versuchen, Druck auf ihn zu machen."

Das Spannendste des IDM Supersport-Rennens am Sonntag war der Kampf um Rang vier. Hier waren bis zu einem Sturz ganze 18 Piloten involviert! Erst als der Kawasaki-Pilot Roman Raschle und Yamaha-Mann Alex Ott in der Zielschikane des TT-Circuit in Runde vier aneinander gerieten und stürzten, riss die Gruppe etwas auseinander. Aber dennoch waren es weiterhin 13 Piloten, die um den ersten Platz abseits des Podiums fuhren. Den besseren Ausgang verbuchte dabei Kevin Bos für sich, der den vierten Rang ins Ziel rettete und Christian Kellner, Dominik Vincon, Nigel Walraven, Georg Fröhlich und Thomas Walther auf Distanz halten konnte.

Überschattet wurde der Ausgang des Rennens von einem Unfall bei der Zieldurchfahrt. Der Wechselburger Georg Fröhlich war etwas zu optimistisch auf die Zielgeraden zum Schlussspurt herausgefahren und kollidierte dabei mit dem Niederländer Nigel Walraven. In der Folge flog Fröhlich vom Motorrad, dieses bog in den Reifenstapel links neben der Strecke ab und wurde zurückkatapultiert. Dabei wurde der Pilot von seiner eigenen Maschine getroffen. Georg Fröhlich zog sich bei diesem Unfall eine Fraktur des rechten Unterschenkels sowie eine Gehirnerschütterung zu.

Durch seinen Doppelsieg fehlen dem Reichenbacher Sascha Hommel noch vier Punkte zum Titelgewinn. Er hält bei 257 Zählern vor Diss (236), Kellner (170), Eckhardt (158), Raschle (118) und Walther (107). Aber die Frage, ob Hommel beim letzten Rennen in Hockenheim zum Titel cruisen oder voll auf Angriff fahren würde, beantwortete der Honda-Pilot mit: "Angriff!"