Mit Maserati hat nach McLaren der zweite Neueinsteiger zur Formel-E-Saison 2023 sein Rennauto präsentiert. Der italienische Sportwagenbauer, der sich erstmals seit 1957 wieder als Hersteller im Formelsport engagiert, startet mit einem Gen3-Auto in blau-schwarzer Folierung und Regenbogen-Akzenten an der Front in seine erste Saison in der Elektro-Weltmeisterschaft.

Kreativ wurde Maserati bei der Namensgebung: Das Auto hört auf die Bezeichnung 'Maserati Tipo Folgore', eine Hommage an den Tipo 26, der 1926 mit Alfieri Maserati die traditionsreiche Targa Floria in Sizilien gewann. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hat Maserati bei den offiziellen Testfahrten kommende Woche in Valencia (13.-16. Dezember 2022).

Mit Maximilian Günther und Edoardo Mortara standen die Fahrer für das Maserati-Debüt seit Anfang November fest. Die Renneinsätze führt das frühere Venturi-Team mit Sitz in Monte-Carlo, inzwischen unter dem Namen MSG (Monaco Sports Group) bekannt, durch. Als neuer Motorsportchef folgt der langjährige Rennfahrer James Rossiter, zuletzt Sportdirektor beim Formel-E-Team DS-Techeetah, auf Jerome D'Ambrosio.

Maximilian Günther trifft auf Vize-Champion

"Das Auto sieht unglaublich aus und es fühlt sich fantastisch an, es zu fahren", sagt Neuzugang Maximilian Günther, der in der Formel E bereits für Dragon/Penske, BMW und zuletzt Nissan an den Start ging. "Während privater Tests haben wir einige positive Schritte in Bezug auf Leistung und Zuverlässigkeit gemacht, und ich freue mich darauf, diese Arbeit später in diesem Monat in Valencia fortzusetzen." Der 25-jährige Allgäuer folgt beim Team auf Lucas di Grassi, der Venturi nach nur einer Saison verlassen hat und sein 101. Rennen in der Formel E für Mahindra bestreiten wird.

Foto: Maserati
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Seit 2018 bestens vertraut mit den teaminternen Abläufen ist der frühere DTM-Vizemeister Edoardo Mortara, der seine fünfte Saison für den umgestalteten Rennstall bestreitet. Der Formel-E-Vizeweltmeister von 2021 und letztjährige Gesamt-Dritte, als Venturi noch Mercedes-Kundenautos nutzte: "Wenn wir uns unser Auto ansehen, unterscheidet es sich sehr von den anderen Lackierungen im Starterfeld für 2023, sodass wir uns auf der Strecke in Mexiko definitiv abheben werden. In den letzten Monaten haben wir unseren Entwicklungszyklus durchlaufen und bisher sehen die Dinge gut aus, aber es ist zu früh, um wirklich etwas zu sagen."

Maserati nutzt DS-Kundenautos

Maserati selbst hat im Gegensatz zu Herstellern wie Porsche, Nissan oder Mahindra keinen eigenen Antriebsstrang entwickelt. Die Italiener verfügen nicht über die notwendige Infrastruktur eines unabhängig agierenden Werksteams. Zuletzt hatte sich das Unternehmen mit Sitz in Modena im Jahr 2010 im Rennsport engagiert, damals mit dem ikonischen Sportwagen Maserati MC12.

Stattdessen greift Maserati auf den neuentwickelten Antriebsstrang von Stellantis-Konzernschwester DS Automobiles zurück. Die Franzosen spannen 2023 nach der Trennung von Techeetah mit dem einstigen Chaos-Team Dragon/Penske zusammen und übernehmen unter dem Banner von 'DS-Penske' die Hoheit.

Foto: Maserati
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Maserati und DS-Penske "komplett unabhängig"

Maserati und DS-Penske sollen komplett eigenständig agieren, auch, wenn gerade bei der Einführung des 475 PS starken Gen3-Autos und der neuen Hankook-Reifen jedes Datenschnipsel wertvoll sein kann. "Beide Teams operieren komplett unabhängig voneinander", bekräftige zuletzt der stellvertretende Teamchef von DS-Penske, Nicolas Mauduit. "Stellantis liefert nur die gleiche Hardware an beide Teams. Sie selbst managen aber beispielsweise die Software, die Parameter und die Entwicklung des Antriebsstranges. Es gibt keine Interaktion."

Zum 2021 aus den Automobilkonzernen Fiat Chrysler Automobiles und Groupe PSA hervorgegangenen Stellantis-Gruppe zählen 14 Marken. Als 'Aufseher' für das Formel-E-Engagement des Automobilgiganten fungiert der bisherige DS-Teamchef Thomas Chevaucher. DS ist seit der Saison 2 in der Formel E aktiv und blickt in 89 Rennen auf 15 Siege, 44 Podestplätze und vier Titelgewinne zurück.

Maseratis Motorsport-Geschichte im Rückblick

Maserati engagiert sich erstmals seit 1957 wieder als Hersteller im Formelsport, nachdem in jenem Jahr der legendäre Juan Manuel Fangio für die Marke mit dem Dreizack im Wappen die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Das letzte Mal als Einsitzer ging Maserati mit Maria Teresa De Filippis ins Rennen, der ersten Frau, die sich an Bord des 250F für einen Grand Prix qualifizierte.

Foto: Maserati
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Das im Jahr 1914 gegründete Maserati zählt zu den prestigeträchtigsten Marken im Automobilsektor, doch auf der Rennstrecke hatten sich die Italiener zuletzt äußert rar gemacht. Seinen letzten Auftritt im Rennsport hatte Maserati mit dem MC12, der zwischen 2004 und 2010 insgesamt 22 Rennen gewann - darunter drei Siege bei den 24 Stunden von Spa mit Vitaphone - und 14 Meistertitel in der Konstrukteurs-, Fahrer- und Teammeisterschaft der FIA GT für sich entschied. Unter anderem saßen Michael Bartels und Timo Scheider am Steuer des MC12.

Maserati will die Formel E auch als Werbeplattform für seinen eingeschlagenen Weg der Elektrifizierung in der Serienproduktion nutzen. Alle neuen Modelle wie Maserati Grecale, Maserati GranTurismo und Gran Cabrio sowie der Supersportwagen Maserati MC20 sind auch als vollelektrische Fahrzeuge erhältlich.

Formel E: Maximilian Günther und Edoardo Mortara im Vergleich

StatistikMaximilian GüntherEdoardo Mortara
Rennen52 seit 201863 seit 2017
Siege36
Podestplätze413
Pole Positions02
Punkte161383
Bestes GesamtergebnisP9 (2019/20)P2 (2020/21)