McLaren ist Red Bull in der Türkei recht nahe gekommen. Es gab nach dem Qualifying nur die Frage, wie nahe? Lewis Hamilton ging davon aus, dass Istanbul McLaren entgegen kommt und der Abstand eigentlich noch groß ist und Teamchef Martin Whitmarsh sah zwar gute Fortschritte, aber glaubte nicht, dass der Lückenschluss zu Red Bull bald bevorsteht. "Das Team arbeitet hart, um das Auto zu verbessern. Wir brauchen noch mehr, um kämpfen zu können. Wir müssen schneller werden, das wollen wir auch", sagte Whitmarsh.

Immerhin ein wenig Druck habe man ausüben können und die Longruns von Hamilton und Button hätten wieder einmal gut ausgesehen. "Dass wir in den ersten beiden Reihen stehen, wenn auch auf der schmutzigen Seite, hilft uns hoffentlich dabei, morgen Red Bull zuzusetzen." Außerdem soll ein neuer Heckflügel helfen, den McLaren für mehr Abtrieb bei gleichzeitig weiterer voller F-Kanal-Funktionalität mitgebracht hat. Eigentlich war der Flügel erst für Kanada geplant, nach einer Analyse im Werk zog man ihn aber vor, da er schon in Istanbul gute Ergebnisse liefern sollte. "Die Ingenieure haben hart gearbeitet, damit wir ihn hier haben. Das ist ein Fortschritt im Vergleich zu Barcelona und das hat dazu beigetragen, dass wir mehr Top Speed haben."

Doppelsieg

Whitmarshs Idealvorstellung für Sonntag war ein Doppelsieg, er wusste aber, dass Red Bull den nicht einfach so verschenken wird. "Wir haben zwei tolle Racer. Wenn wir in den ersten zwei Reihen der Aufstellung stehen und nicht an den Sieg morgen denken, dann stimmt mit uns was nicht. Ich will gewinnen, ich will einen Doppelsieg", betonte er. Als naiv wollte er aber nicht angesehen werden. Ihm war klar, dass Red Bull schwer zu schlagen sein wird, doch das österreichische Team hatte in der Vergangenheit so seine Probleme mit der Zuverlässigkeit, während McLaren gleichzeitig nicht nur zuverlässig, sondern auf Longrus auch schnell war.

Es war nicht alles perfekt, Foto: Sutton
Es war nicht alles perfekt, Foto: Sutton

Entscheidend für das Rennen wird wohl der Start sein, das wusste auch Hamilton. "Dort kann man gewinnen oder verlieren. Natürlich wäre man lieber auf der sauberen Seite der Strecke. Ich habe einige Autos gesehen, die auf Start-Ziel von der Linie fuhren und es schien dort sehr staubig. Wir haben dort ein paar Starts gemacht und die waren nicht so gut wie auf der anderen Seite", erzählte er. Aber auch Kurve acht wird für ihn vor allem zu Rennbeginn ein Kriterium, da sich die Autos dort mit kalten Reifen und vollem Tank anders anfühlen werden. Er hoffte darauf, dem eventuell vor ihm fahrenden Mark Webber dort folgen zu können, um dann später seinen Top Speed zu nutzen.

Keine Beschwerden von Bridgestone

Kurve acht hat Hamilton ohnehin schon Respekt eingeimpft, denn dort hatte er bereits mehrfach Reifenprobleme, weswegen er sich extra auf diese Kurve eingestellt hat. "Im ersten Jahr war ich dort wohl zu aggressiv", sagte er. Deswegen stellte er schon 2008 seinen Zugang um und mittlerweile hat er genug Erfahrung, um zu wissen, wie er die Reifen schonen muss. "Die Longruns waren bislang sehr gut und es gab keine Beschwerden von Bridgestone. Das ist gut für mich und ich kann ohne große Sorgen ins Rennen gehen. Trotzdem muss man auf die Reifen aufpassen und gut mit ihnen umgehen."

Weniger Sorgen hatte Hamilton, dass sein Auto allzu sehr in Kurve acht aufsetzen könnte, obwohl das im Qualifying öfter der Fall war. Das sei eher mit leerem Tank ein Problem, meinte er. Jenson Button hatte generell Probleme mit Kurve acht. "Ich mag mein Auto etwas tiefer und es setzte dort oft auf, deswegen tat ich mir schwer. In Q3 habe ich dann ein Auge zugedrückt und es lief einigermaßen gut. Mit dem ersten Run in Q3 war ich recht zufrieden. Ich hoffte, beim zweiten Run geht es wieder so und ich könnte eine bessere Zeit fahren. Doch Michael [Schumacher] ritt in Kurve acht aus und ich war das einzige Auto hinter ihm, also musste ich wegen der gelben Flagge rausnehmen", erzählte er.

Ein gutes Rennen

So landete er zwei Hundertstelsekunden hinter Sebastian Vettel und auf der schmutzigen Seite der Startaufstellung, doch angesichts der Probleme war er zufrieden. Auch mit seinem Auto konnte er eigentlich gut leben, vor allem auf dem härteren Reifen war es gut gelaufen, mit dem weicheren hatte er Übersteuern. "Schade, dass ich nicht weiter vorne bin, aber ich denke, das Tolle ist, dass wir nahe an Red Bull dran sind. In Barcelona war es fast eine Sekunde und das Rennen von Lewis war dann sehr gut. Er war zwar nicht so schnell wie Mark, aber gut. Jetzt sind wir hier zwei Zehntel hinter Red Bull und deswegen denke ich, wir können ein gutes Rennen haben und die Red Bull angreifen." Sollte es in den nächsten Rennen so weitergehen, sehe es gut aus, war sich Button sicher.