Lewis Hamilton strahlte nach dem Qualifying in Istanbul. Als er in der TV-Pressekonferenz an Mark Webbers Stuhl für den Polesetter vorbeiging, sagte er sich leise: "Ein Schritt noch." Für den Briten gab es am Samstag mit Rang zwei den besten Startplatz in der bisherigen Saison und dementsprechend gut war er eben drauf. "Meine Runde war ganz gut. Das ganze Qualifying war recht positiv. Das Auto fühlt sich gut an, ich war mit der Balance zufrieden. Wir wollten uns ständig im Mittelsektor verbessern, aber die anderen gehen dort Vollgas durch und wir nicht. Meine letzte Runde war fast perfekt, es war so nahe dran, wie es ging", sagte Hamilton.

Für ihn war das Qualifying in Istanbul vielleicht sogar die bisher beste Session des Jahres, da er konstant unterwegs war, eine gute Balance hatte und freie Runden zurücklegen konnte. "In Q3 habe ich dann das Reifen-Warm-up perfektioniert. Die Balance war gut, ich hatte freie Fahrt und fuhr eine solide Runde", meinte er. Mit Startplatz zwei sah er sich so nahe am Sieg dran, wie es ihm möglich war und betete, dass der Sonntag normal für ihn verlaufen wird. "Das Wetter soll gut sein, ich habe tolle Unterstützung von meiner Familie und Freunden. Wir haben ein gutes Auto und sind in einer guten Position. Ich hoffe also auf den Sieg, ich drücke die Daumen. Ich werde heute alles tun, um mich mental vorzubereiten, damit ich morgen bereit bin."

Weiter pushen

Bislang war das Türkei-Wochenende 2010 für den McLaren-Piloten jedenfalls das genaue Gegenteil von 2009, als das Auto ihm gar nicht lag und er überhaupt nicht zufrieden war. Doch nur mit besser ist Hamilton nicht zufrieden, er will wieder gewinnen, deswegen meinte er auch: "Ich denke, wir müssen weiter pushen und dürfen nichts als gegeben hinnehmen. Es liegt noch viel vor uns, aber ich weiß, wir können gegen diese Jungs kämpfen. Wir müssen weiter pushen." Dass McLaren in Istanbul so nahe an Red Bull dran ist, täuscht nach Hamiltons Meinung aber ein wenig. Der Fortschritt seines Teams sei nicht so groß wie man glauben möchte, sagte der Weltmeister von 2008.

Red Bull habe immer noch einen Vorteil, die Strecke komme McLaren entgegen und wenn das Rennen in Barcelona gefahren werden würde, hätte Red Bull wohl noch acht Zehntel Vorsprung, war sich Hamilton sicher. Dennoch gab er den Traum vom Sieg nicht auf. Sollte sich beim Start eine Chance ergeben, wollte er sie nutzen, auch wenn er wusste, dass er auf der schlechteren Seite losfährt. Ein Auge hatte Hamilton auch auf Sebastian Vettel, denn der legt immer recht aggressiv los. "Ich will das Rennen einfach beenden und ein Rennen haben. Ich werde alles tun, einen vernünftigen Start haben und wenn ich kann, werde ich Mark in Kurve eins rein angreifen", sagte Hamilton und hoffte, dass seine Seite der Startaufstellung noch gereinigt wird.

Lang, hart und heiß

Zwei andere Möglichkeiten zum Sieg über Red Bull sah er auch noch. Die eine war die Zuverlässigkeit. "Es wird ein langes, hartes und heißes Rennen. Die Reifen und Autos werden da sehr beansprucht. Die gute Sache in unserem Team ist die tolle Zuverlässigkeit. Ich hoffe, das zeigt sich morgen, ich würde aber nie jemand anderem was Schlechtes wünschen. Wir wollen fair und ehrlich gewinnen, aber wir müssen schauen, was dem Rest passiert", erklärte er. Die andere Chance sah er im Top-Speed-Vorteil durch den F-Kanal. Um den aber nutzen zu können, wird sich Hamilton strecken müssen. "Wenn ich nahe genug bin, kann ich sicher überholen. Man kann durch Kurve acht aber nicht dicht folgen und sie fahren Vollgas durch Kurve acht. Es hängt davon ab, ob ich nach Kurve acht nahe genug bin. Wenn ich in Kurve neun an ihm dran bin, hat er Probleme", prophezeite Hamilton und baute wie immer auf die gute Rennpace von McLaren.