So um Platz zehn herum, das ist für Adrian Sutil mittlerweile schon die Standardposition an Freitagen. Damit kann sich der Force-India-Pilot anfreunden, und solange es vorerst einmal dabei bleibt, ist er auch zufrieden. "Wenn morgen alles klappt, sollten wir da noch einiges drauflegen können. Ich sehe da für morgen schon noch eine große Verbesserung. Wir haben viel Arbeit, aber es sieht gut aus", sagte er. Bis zu drei Plätze gegenüber Rang elf am Freitagnachmittag könne er am Samstag noch zulegen, wenn alles klappt, war er sich sicher.

Wichtig wird dafür auch sein, wie der F-Kanal in der Datenanalyse abschneidet. Denn damit hatte Sutil am Freitag einiges zu tun, da Force India das System erstmals im Wochenend-Einsatz hatte. Noch sei es nicht hundertprozentig nutzbar gewesen, vor allem habe man aber die notwendigen Vergleiche zwischen altem und neuem Flügel sowie altem und neuem System anstellen müssen. "Jetzt muss man genau schauen, haben sich die Kurvengeschwindigkeiten verändert, wie viel hat sich der Top Speed verändert und dann macht man die Kalkulation, was es in der Rundenzeit bringt. Das ist der typische erste Tag. Wir sind sicher, dass es was bringt, es muss aber auch konstant sein", sagte Sutil.

Ungewohntes System

Stand Freitagabend war der Plan jedenfalls, den F-Kanal auch im Rennen einzusetzen. Bedient wird er bei Force India mit der Hand, was für Sutil auch die einfachste Variante ist, wenn auch nicht unbedingt praktisch. "Es ist ungewohnt, dass man die Hände auf der Geraden vom Lenkrad nehmen muss, weil man muss auf dem Lenkrad auch noch etwas verstellen, aber so ist es nun mal. Wenn es etwas bringt, ist es gut. Es ist aber nicht so einfach, dass man das schnell draufmacht und das Positive draus mitnimmt. Das dauert ein wenig." So auf rund zwei Zehntelsekunden schätzte er den möglichen Zugewinn des F-Kanals ein. Aber auch abseits des Systems passiert bei Force India viel und das gefällt Sutil. Jede Woche gebe es neue Ideen und genau darauf komme es an.

Den Unfall am Vormittag nahm Adrian Sutil auf seine Kappe, Foto: Sutton
Den Unfall am Vormittag nahm Adrian Sutil auf seine Kappe, Foto: Sutton

"Wir haben bis jetzt konstante Leistungen gezeigt und konnten unser Auto immer wieder upgraden", freute er sich. Dadurch ist es dem Team auch möglich, die Großen immer wieder ein bisschen zu ärgern. Hinter Renault sieht Sutil Force India als ersten Favoritenschreck, wobei Renault vor allem mit Robert Kubica teilweise sehr stark sei, gab er zu. "Aber sonst sind wir direkt hinter Mercedes, also ja, wir sind direkt hinter den Großen. Jetzt müssen wir halt noch drauflegen, damit wir einen auch richtig kriegen." Dass er viel dafür arbeiten musste und muss, um in der Formel 1 nach vorne zu kommen, macht Sutil durchaus Spaß. Seiner Ansicht nach wäre es langweilig, wenn man immer nur gewänne und nichts dafür tun müsste.

Immer tolle Schritte

"Es ist eine große Herausforderung, ein kleines Team nach vorne zu bringen. In den vergangenen Jahren gab es immer einen tollen Schritt jedes Jahr und deswegen macht es so Spaß. Das motiviert einen und treibt einen immer wieder dazu an, es erneut zu versuchen. Aber natürlich gehören irgendwann auch Pokale und Treppchen her", meinte er. Zeitdruck macht er sich aber keinen. So eine Formel-1-Karriere könne lang sein, er habe Geduld und versuche sein Bestes. "Die Zeit wird schon kommen, aber wann, ist mir auch egal."

Was seinen Unfall am Vormittag in Kurve acht betraf, so war Sutil ehrlich und bezeichnete ihn als seinen Fehler. "Ich hatte in dem Run viel Untersteuern und dann bin ich in der Kurve acht auf dem Kerb weit rausgerutscht und kam nicht mehr rein. Die Auslaufzone ist sehr staubig und dann ging es leider in die Wand rein. Zum Glück war nicht viel Kaputt, das Auto war vorne beschädigt. Das konnten sie über Mittag reparieren, da haben sie gut gearbeitet", erklärte er. Trotz seines Missgeschicks rechnete Sutil damit, dass Kurve acht im Qualifying voll gehen wird. Dafür müsse das Auto aber auch gut liegen, dann mache es Spaß. "Das ist Voraussetzung, sonst kann es schwierig werden und man kann einfach einen Fehler machen. Das ist eine tolle Kurve, weil sie sehr lange ist und man spürt die Fliehkräfte sehr."