Parris Mullins, der Berater von YouTube-Mitbegründer und USF1-Investor Chad Hurley, hat einen neuen Versuch gestartet, ein Team aus den USA in der Formel 1 zu etablieren. Hurley hatte Mullins als seinen Vertreter zu USF1 entsandt, als der Rennstall drohte, vorzeitig zu scheitern. Nach Verhandlungen mit Bernie Ecclestone, Campos, Stefan GP und weiteren Teamvertretern musste aber auch er aufgeben, da Hurley keine der möglichen Lösungen akzeptieren wollte. Hätte er die Rettung geschafft, wäre Mullins zum Teamchef geworden.

Bei seinem Rettungsversuch stellte er aber auch fest, dass es aktuell nicht wirklich vertretbar ist, ein neues Team aus dem Boden zu stampfen, weswegen er nun eine Investorengruppe auf die Beine stellt, die sich in ein aktuelles Team einkaufen und so einen amerikanischen Rennstall schaffen will. Mit der Cypher Group, die aus ehemaligen USF1-Mitarbeitern besteht und ein neues Team aufbauen will, hat Mullins nichts zu tun. "Ich bin Teil eines Projekts, das in den Sport kommen will. Ich kann jetzt keine Details verraten, aber ich kann sagen, dass ich nicht daran glaube, dass ein neu gegründetes Team möglich ist", meinte Mullins gegenüber Autosport.

Die Honda-Brawn-Situation

In der Formel 1 gehe es um Wissen und Erfahrung, ein Team müsse in einer zusammenhängenden Umgebung operieren können. "Ich denke, die Honda-Brawn-Situation voriges Jahr ist ein gutes Beispiel. Da gab es ein existierendes Team, das übernommen wurde, es wurden die notwendigen Änderungen vorgenommen und dadurch war es im nächsten Jahr ein WM-Team. Das war nicht viel anders, als wir es früher schon gesehen haben - bei Red Bull Racing, bei Force India und bei Toro Rosso", erklärte er.

Chad Hurley hat immer noch mit Nachwehen von USF1 zu kämpfen, Foto: Sutton
Chad Hurley hat immer noch mit Nachwehen von USF1 zu kämpfen, Foto: Sutton

Mullins möchte es in den Sport schaffen, egal wie, am liebsten möchte er aber eine aktive Rolle im Team spielen, vielleicht sogar die des Teamchefs. Er ging davon aus, dass sich eine Situation wie bei Renault, wo der Mehrheitsanteil an Genii Capital verkauft wurde, jederzeit wieder ergeben kann. "Ob es eine Gruppe erfahrener Formel-1-Leute ist, die ein Team verlässt und sich das Kapital beschafft, um ein anderes zu übernehmen oder ob es einfach ein großer Sponsor oder eine Investorengruppe ist, die sich einkauft - ich erforsche alle Möglichkeiten", sagte er.

Fernsehshow und Lifestyle

Er sah in den USA einige Unternehmen, die an einem Einstieg in die Formel 1 interessiert wären. Die würden alle global denken, warum sollten sie dann nicht auch in einem globalen Sport mitmischen wollen, fragte sich Mullins. "Mein Hintergrund ist in der Gegend um Silicon Valley und ich denke, jedes große Unternehmen in Silicon Valley sollte irgendwie in der Formel 1 mitmachen. Das ist nicht nur ein Sport; das ist eine Fernsehshow und Lifestyle. Ich denke, die meisten Unternehmen können einen relevanten Platz in diesem Sport finden", meinte Mullins.

Er habe auch schon Investoren gefunden, die gerne in der Formel 1 investieren würden. USF1 habe die Situation nicht verschlimmert, meinte er. "Außerdem wird nach wie vor über einen US Grand Prix gesprochen, das kann nur helfen. Aber ich denke, es liegt letztendlich an der Erziehung. Auch wenn die Formel 1 in den USA nicht so groß ist, so wollen Unternehmen dennoch weiter expandieren - und das war Chads Interesse. Er hätte ein NASCAR- oder IndyCar-Team kaufen können, aber er war von dieser globalen Idee fasziniert." Mullins war überzeugt, wenn die Formel 1 die Show verbessert und den Sport grüner macht, würden viele alte Sponsoren zurückkommen und neue dazukommen, an die man gar nie gedacht hatte.

Aber ordentlich

Was Hurleys Beteiligung an der Sache betrifft, so sei das noch nicht definiert. Er habe noch mit Nachwehen von USF1 zu kämpfen. "Er hat außerdem seine Verpflichtungen bei YouTube und anderen Unternehmungen, an denen er arbeitet und die nichts mit Motorsport zu tun haben. Als guter Freund würde ich gerne wieder mit ihm in diesem Sport arbeiten. Ich denke, er hat ein paar tolle Ideen und wir haben an tollen Dingen zusammengearbeitet. Ich will mich mit guten Leuten umgeben und es noch einmal probieren - aber ordentlich", erklärte Mullins.

Dass Martin Whitmarsh, Luca di Montezemolo, Bernie Ecclestone und andere USF1 helfen wollten, hatte ihm jedenfalls gefallen - sogar die Toyota-Chassis bekam das Team vor Zoran Stefanovic angeboten. Andererseits hatte Mullins bei USF1 auch gemerkt, dass ein Formel-1-Team nicht als Diktatur funktionieren kann. "Man muss seine Versprechen auch einhalten und es gab da viele falsche Versprechungen - nicht nur an die Fans, sondern auch an den Sport und die Mitarbeiter. Es ist eine Sache, Träume und Hoffnungen zu haben, aber es muss eine klare Richtung und einen vorgezeichneten Weg geben. Es braucht eine Struktur und die fehlte uns."