Um eine Sekunde distanzierte Red Bull die Konkurrenz im Qualifying in Barcelona. Im Rennen waren die Rivalen näher dran, aber Mark Webber konnte keiner gefährden, nur Sebastian Vettel hätte Lewis Hamilton geschlagen. Allerdings hatte der Deutsche Probleme mit seinem Auto. In Monaco ist bekanntlich alles anders. Die Strecke belohnt eine ausgeklügelte Aerodynamik für Highspeedkurven nicht so sehr. Genau die hat Red Bull. Zwar ist der RB6 auch in langsamen Kurven schnell, aber im letzten Jahr lief es für das Team im Fürstentum nicht rund.

Christian Danner sagt trotzdem: "Red Bull darf man nicht unterschätzen, auch wenn Monaco keine Strecke ist, die ihnen perfekt liegt." Ansonsten nennt er die üblichen Verdächtigen: "McLaren sieht stark aus. Ich denke nicht, dass Ferrari so stark ist wie es im Training ausgesehen hat. Aber das ist Kaffeesatzleserei." Mag sein, aber lesen wir doch noch etwas mehr im Bodensatz der Kaffetassen...

Red Bull In Barcelona zeigte Red Bull von Anfang an seinen Speed, in Monaco war Sebastian Vettel vorne dabei, aber nicht ganz vorne und schon gar nicht überlegen. "Man weiß nie, was Red Bull im Freien Training macht", betont Lewis Hamilton. Auch Jenson Button rechnet mit einer Ablenkungstaktik. Er glaubt: "Red Bull versteckt seine Pace sicher noch."

Mark Webber sieht zumindest Fortschritte im Vergleich zum letzten Jahr. "Wir haben seit dem Vorjahr einen Fortschritt in den langsameren Kurven gemacht", sagt er. Vettel erwartet dennoch ein unheimliches enges Qualifying. "Ferrari scheint sehr schnell zu sein und ein gutes Auto auf den Bodenwellen und Kerbs zu haben", sagt Vettel. "Auch Mercedes ist vorne dabei und McLaren sollte man hier nie unterschätzen, sie sind hier immer gut."

McLaren In Barcelona war McLaren der erste Verfolger von Red Bull. In Monaco ließen es die Silbernen etwas ruhiger angehen. "Ich weiß, dass wir konkurrenzfähig sind", beschwichtigt Lewis Hamilton. "Wir scheinen näher dran zu sein und ich hoffe, dass es so bleibt." Er geht davon aus, dass McLaren das gesamte Wochenende gut aussehen wird.

Fernando Alonso holte beide Freitagsbestzeiten, Foto: Sutton
Fernando Alonso holte beide Freitagsbestzeiten, Foto: Sutton

Sein Teamkollege Jenson Button bestätigt das. "Das Auto war stark", betont er. McLaren habe auf dieser Strecke immer ein gutes Auto, immerhin ist man mit 15 Siegen Rekordsieger. "Mit wenig Sprit und neuen Reifen fehlte uns die Pace", gesteht Button. "Die Pace auf Long Runs war aber gut." Trotzdem warnt er: "Ferrari sieht sehr schnell aus." Davon abgesehen sieht er die üblichen Verdächtigen vorne. "Wenn man die letzten fünf Rennen ansieht, müsste man Red Bull auf die Pole wetten, aber wir werden alles geben, damit das nicht so kommt."

Ferrari Christian Danner glaubt noch nicht an die Auferstehung der Roten. In Barcelona rutschte Fernando Alonso aufgrund der Probleme von Hamilton und Vettel auf Platz 2 nach vorne. Das könnte in Monaco wieder geschehen. Die Scuderia sieht sich jedoch in besserer Form. "Ich habe ein gutes Gefühl im Auto", sagt Felipe Massa. "Das Auto war heute viel besser als in Barcelona, wo wir viele Probleme mit dem Grip hatten." Verantwortlich macht er dafür die Reifenwahl. In Monaco kommen die superweichen und mittelweichen Reifen zum Einsatz, die Massa schon in Bahrain besser lagen.

"Es sind da sieben oder acht Autos", glaubt Alonso. "Wir haben uns im Vergleich zu Barcelona gesteigert und sind sicher nicht mehr eine Sekunde hinter Red Bull." Allerdings möchte er vor einem endgültigen Urteil den Samstag abwarten. "Wir haben schon starke Freitage gezeigt, McLaren hat das ebenfalls und dann war Red Bull am Samstag plötzlich recht einfach auf der Pole Position."

Mercedes GP Norbert Haug war für seine Verhältnisse nach dem Training geradezu euphorisch. Kurz nach dem Ende des zweiten Trainings sagte er: "Da geht etwas." Später fasste er sich etwas ausführlicher: "Die Rundenzeiten von Nico [Rosberg] und Michael [Schumacher] sahen mit beiden Reifentypen bei wenig Benzin und auch bei den Runs zur Rennsimulation nicht so schlecht aus." Es sehe sogar sehr gut aus.

Christian Danner hat vor allem Rosberg auf der Rechnung. "Ich habe ihn schon im letzten Jahr im Williams beobachtet und was er da geleistet hat, war sehr beeindruckend", sagt Danner. Auch am Donnerstag sei er sehr gut gewesen. Die Probleme von Barcelona sind wie verflogen. Rosberg kam mit dem Auto und der Strecke gut klar. Schumacher sei laut Danner hingegen sehr hart gefahren. "Er fährt schon mit sehr viel Einsatz und mit sehr viel Risiko."

Michael Schumacher fuhr mit vollem Einsatz, Foto: Sutton
Michael Schumacher fuhr mit vollem Einsatz, Foto: Sutton

Schumacher selbst war mit dem Tag zufrieden und zog die gleiche Bilanz wie alle anderen auch: "Ich würde behaupten, dass wir wesentlich enger zusammen liegen." Als Grund nannte er die fehlenden Vorteile durch den F-Kanal und die geringere Bedeutung der Aerodynamik.

Renault Robert Kubica liebt Straßenkurse. Damit ist er nicht der einzige Fahrer im Starterfeld. Dennoch konnte er im Freien Training mit dem Renault einige Augenbrauen nach oben ziehen. "Wenn ich Renault anschaue, sind sie verdammt flott", gestand Michael Schumacher. Speziell auf harten Reifen sei Robert Kubica gut unterwegs gewesen, damit fuhr er sogar die schnellste Zeit aller Piloten, weniger auf den weichen Reifen, die Renault noch etwas Probleme bereiten. "Aber sie sind definitiv gut dabei", betont Schumacher.

Monaco hat eben seine eigenen Gesetze. Diese könnten am Samstag von Regen noch einmal durcheinander gewürfelt werden. "Ein nasses Qualifying in Monaco ist der Horror für einen Fahrer", sagt Danner. Für die Zuschauer sei es jedoch herrlich. Der freie Freitag könnte also nur die Ruhe vor dem Sturm sein.