Bis jetzt bin ich ja bei all meinen Starts in Barcelona immer sehr gut zurechtgekommen, aber dieses Wochenende war wirklich eines, in dem von hinten bis vorne der Wurm drin war. Schon vom ersten Moment an am Freitag habe ich gemerkt, dass irgendwas mit dem Heck des Autos nicht stimmt, ich hatte ständig massives Übersteuern, noch weniger Abtrieb hinten als normal. Außerdem hat sich - offenbar durch Hitzeeinwirkung - die Motorabdeckung immer wieder leicht gelöst, stand dann hoch.

Bruno Senna möchte Barcelona schnell vergessen, Foto: Sutton
Bruno Senna möchte Barcelona schnell vergessen, Foto: Sutton

Das half der Aerodynamik natürlich auch nicht, wir dachten deshalb auch erst, dass das vielleicht die Ursache des miserablen Fahrverhaltens gewesen sei... Dazu hatte ich am Freitag in meinem Auto auch noch nicht das neue Schnellschaltgetriebe, das im anderen Auto schon drin war, und da sicher zweieinhalb Zehntel pro Runde bringt. Das hing mit den jeweiligen Getriebelaufzeiten zusammen, war auch für mich überhaupt kein Problem, ich habe es ja dann am Samstag auch bekommen.

Aber viele Leute bekommen solche Sachen halt nicht mit - und dann sieht man nach außen manchmal schlechter aus... Die halbe Sekunde, die ich am Vormittag hinter Christian Klien lag, der erstmals bei uns am Freitag gefahren ist und im übrigen die Aussagen, die wir Stammfahrer schon die ganze Zeit über das Auto gemacht haben, ziemlich genau bestätigt hat, sieht natürlich nicht gut aus, wenn man die Hintergründe nicht kennt - für mich selbst war sie weniger das Problem, denn ich und auch das Team, wir wussten ja, was los war.

Wie gesagt, am Samstag war das neue Getriebe drin, aber nach kurzer Zeit, ich war gerade mal zwei echte fliegende Runden mit vollem Tank gefahren, gab es einen Hydraulikdefekt und damit war mein Samstag Vormittag beendet. Heißt: Ich konnte also weder das Qualifying simulieren noch weiter irgendetwas ausprobieren - dass das massive Übersteuern, echtes, plötzliches "snap oversteer" immer noch da war, obwohl wir die Sache mit der Motorabdeckung gelöst hatten, hatte ich nämlich schon gemerkt.

In Spanien lief es ab Freitag nicht rund, Foto: Sutton
In Spanien lief es ab Freitag nicht rund, Foto: Sutton

In der Mittagspause wurde es für die Mechaniker wahnsinnig eng, das Hydraulikproblem zu beheben und das Auto bis zum Qualifying wieder fertig zu bringen. Wir haben auch noch versucht, es durch ein paar Änderungen ein bisschen mehr dazu zu bringen, vorne weg zu gehen, es also in Richtung Untersteuern zu trimmen. Hat aber nichts gebracht, eher im Gegenteil: Das Auto war im Qualifying wirklich quasi unfahrbar. Ich war sogar noch langsamer damit als am Freitag - schon eine gewisse Kunst, das hinzukriegen, aber es ging wirklich nicht. Eines war mir klar: Wenn ich so ins Rennen gehen müsste, würde das neben allem anderen auch mit dem Reifenverschleiß eine Katastrophe geben, ich würde wohl mit Sicherheit öfter als die anderen Reifen wechseln müssen....

Die Daten haben uns gezeigt, dass sich mein Auto völlig anders verhielt als Karuns, obwohl eigentlich alles praktisch gleich sein sollte. Am Abend hat das Team wirklich noch mal alles reingelegt, um die Ursache des Problems zu finden, wir haben alles im Detail untersuch und nachgemessen - und dabei hat sich herausgestellt, dass mein Auto signifikant weniger Downforce hatte als das von Karun. In einer Größenordnung, die schon mehrere Zehntel Zeitunterschied ausmacht, ohne überhaupt das kritischere Fahrverhalten zu berücksichtigen.

Eine einzelne Ursache ließ sich dafür nicht feststellen, eher ein paar Kleinigkeiten zusammen, ein nicht hundertprozentig korrekt montierter Unterboden, leichte Beschädigungen daran, Abnutzung, ein kleines, herausgebrochenes Stück... Wir haben versucht, das so weit wie eben vor Ort auf die Schnelle möglich wenigstens teilweise zu beheben. Wie viel es gebracht hat, kann ich nicht wirklich sagen, weil mein Rennen dann leider sehr kurz war, was ich mir aber selbst zuzuschreiben habe.

Brunos Spanien GP war sehr kurz, Foto: Sutton
Brunos Spanien GP war sehr kurz, Foto: Sutton

Ich hatte einen sehr guten Start erwischt, bin gleich mal von Startplatz 21 auf 17 vorgefahren, und wollte auch gleich in Kurve vier noch außen an zwei Leuten vorbei, weil ich das Gefühl hatte, dass da eine Art Stau war und die alle ziemlich langsam waren. Aber leider war ich dadurch neben der Linie, da war die Strecke etwas dreckiger - zusammen mit dem ziemlich späten Bremspunkt hat das dazu geführt, dass ich im Kiesbett gelandet bin. Es war ganz klar mein Fehler, ich habe mich auch sofort bei Team dafür entschuldigt. Aber mein Renningenieur hat sogar gesagt, es sei ihm lieber, wenn ich aggressiv mal was probiere, als wenn ich nur vorsichtig hintenrum rolle.

Aber ich habe mich natürlich trotzdem gewaltig geärgert. Sicher hat bei der Aktion der Frust der ganzen Tage vorher eine gewisse Rolle gespielt. Wenn so lange gar nichts geht und man dann plötzlich in einer guten Position ist, vielleicht wenigstens für ein paar Runden, so lange die Reifen auf jeden Fall halten, doch mal was zeigen zu können, dann versucht man es halt und übertreibt dabei eben auch mal... Soll natürlich nicht passieren, ist aber nun mal passiert.

Angesichts der unsicheren Flugsituation habe ich dann am Sonntag Abend zusammen mit Karun entschlossen, dass wir uns nicht weiter dieser Aschewolke ausliefern, sondern lieber gleich mit dem Auto nach Monaco fahren wollten. Karun hat einen Mietwagen organisiert, wir haben uns das Fahren geteilt - und so gegen ein Uhr nachts waren wir zu Hause in meinem Apartment. Ein letztlich angenehmerer Trip als der, den wir am Montag vor Barcelona noch nach München hatten, zu einer sportmedizinischen Untersuchung.

Für sein Heimrennen in Monaco wünscht sich Bruno mehr Glück, Foto: Sutton
Für sein Heimrennen in Monaco wünscht sich Bruno mehr Glück, Foto: Sutton

Wobei das Unangenehme für mich darin bestand, dass ich nun mal einen Horror vor allem habe, was Spritzen und Nadeln heißt - Blut abgenommen zu bekommen ist etwas, was ich überhaupt nicht mag und hinschauen kann ich da schon gar nicht. Karun hat dabeigestanden, sich köstlich darüber amüsiert - und auch noch Fotos gemacht... Dafür hab ich ihn dann nachher ärgern können. Er hat sich nämlich auf dem Trip irgendein Magen-Darm-Problem eingefangen, kam bis Mittwoch kaum noch von einem gewissen Örtchen weg, woraufhin ich ihn den "King" getauft habe, weil er eben ewig auf dem Thron saß...

Jetzt schaue ich nach vorne auf den Monaco-GP, der so etwas wie ein Heim-GP für mich ist, und auch sonst etwas ganz Besonderes. Mein Sieg dort vor zwei Jahren in der GP2 war immer noch der bisher emotionalste in meiner Karriere - es war auch das einzige Mal überhaupt, dass ich im Auto an Ayrton gedacht habe. Durch seine Erfolge dort wird Monaco für unsere Familie immer etwas ganz Besonderes sein.

Ich hoffe natürlich, dort wieder richtig angreifen und etwas zeigen zu können. Vielleicht ist es ja doch möglich, dass ich ein paar neue Teile kriege, vor allem einen neuen Unterboden - den alten bin ich schon seit Bahrain gefahren. Es wäre halt schön, wenn wir da auf Nummer sicher gehen könnten, denn Monaco wird sowieso sehr schwierig werden mit unserer wenigen Downforce. Trotzdem: Es ist eine Strecke, auf der auch der Fahrer einen gewissen Unterschied machen kann. Und da möchte ich etwas beweisen, gerade jetzt!