Man soll es ja nicht glauben, auf was man als Formel-1-Fahrer alles aufpassen muss - auch auf die Scherze gewisser Journalisten. So haben mich meine brasilianischen Freunde am Donnerstag in Malaysia, dem ersten April, tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt. Sie haben mir etwas von einer Strafe erzählt, die ich angeblich kriegen sollte, weil ich eine Woche zuvor in Australien irgendwelche Safety-Car-Regeln nicht eingehalten hätte.

Ich habe wirklich angefangen, zu überlegen, was da gewesen sein könnte - nur um dann unter großem Gelächter gesagt zu bekommen, dass es sich um einen Aprilscherz handle. Aber wenigstens war ich nicht der einzige, der reingefallen ist - meine Landsleute Felipe Massa, Rubens Barrichello und Lucas di Grassi haben sie mit ihren Scherzen auch drangekriegt.

Ankommen ist Pflicht

Der Rest des Wochenendes war nicht ganz so lustig - obwohl wir uns am Ende wirklich alle sehr gefreut haben, dass wir zum ersten Mal mit beiden Autos ins Ziel gekommen sind. Aber auch wenn es natürlich schön für mich war, zum ersten Mal in einem Grand Prix die Zielflagge zu sehen, unter den Augen des brasilianischen Botschafters in Malaysia übrigens, der mir am Rennsonntag auch einen kurzen Besuch in der HRT-Box abgestattet hat: Mit vier Runden Rückstand einfach nur anzukommen, das kann es auf die Dauer natürlich nicht sein. Wir müssen wirklich schauen, dass wir jetzt, wo wir die Zuverlässigkeit allmählich in den Griff bekommen, auch mit der Performance des Autos Fortschritte machen - ich sage nur fehlende Downforce.

Ich hatte in den ersten Runden mit dem extrem schweren Auto auch wieder einige Probleme. Vor allem beim Bremsen war es doch wieder sehr instabil, das hatten wir am Freitag schon mal, am Samstag, mit weniger Gewicht war es dann deutlich besser gewesen. Und das ist nun mal etwas, was mich massiv stört. Mein Fahrstil war immer so, dass ich durch extreme Präzision beim Bremsen viel Zeit heraus geholt habe - wenn das Auto da aber nicht präzise und verlässlich reagiert, habe ich ein Problem. Meinen Teamkollegen Karun Chandhok scheint das nicht so zu stören...

Suche nach Verbesserungen

Bruno Senna hofft auf baldige Fortschritte., Foto: Sutton
Bruno Senna hofft auf baldige Fortschritte., Foto: Sutton

Natürlich spielt insgesamt auch eine Rolle, dass ich das ganze letzte Jahr nicht in einem Formel-Auto gefahren bin, ein bisschen an der letzten Sicherheit und Aggressivität im Grenzbereich fehlt mir da noch, das merke ich schon immer noch, aber es sollte mit jedem Wochenende besser werden. Und, ganz ehrlich - so lange wir mit dem Auto noch so weit weg sind von der Konkurrenz, halte ich es wirklich für wichtiger, erst einmal Kilometer zu sammeln, Daten zu sammeln, Entwicklungsarbeit zu betreiben, als vielleicht gerade am Anfang eines Rennens ein Risiko einzugehen, vielleicht abzufliegen - ich bin wirklich absolut auf Ankommen gefahren. Später dann, mit leichterem Auto, habe ich, wenn ich frei fahren konnte und nicht aufs Überrundet werden aufpassen musste - was halt leider doch sehr oft der Fall ist - einen ganz guten Rhythmus gefunden.

Ich werde oft gefragt, ob es mir nichts ausgemacht hat, dass mein Teamkollege in Malaysia die meiste Zeit vor mir war. Aber ich muss wirklich sagen, dass das im Moment für mich noch nicht das große Thema ist, vor allem, wenn es für das eine oder andere auch recht simple Erklärungen gibt. Wie im Qualifying, als ich mich eben ganz brav an die Anweisung gehalten habe, zunächst mal die Reifen zu schonen, weil es später abtrocknen würde - nur, dass es dann leider stärker angefangen hat zu regnen. Wir müssen im Moment alle auf die bestmögliche Art zusammenarbeiten, gemeinsam lernen, um das Team und das Auto nach vorne zu bringen und nicht zu viel Wert auf einzelne Momentaufnahmen legen.

Wenn wir dann mal so weit sind, dass das Auto besser ist, wir zumindest mit den anderen Neuen mithalten können, dann kann man auch da mehr drauf schauen. Das ist auch etwas, das mich jetzt schon in der Formel 1 fasziniert - diese ständige Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten am Auto, was man noch machen könnte. In den meisten anderen Kategorien, in denen ich bis jetzt gefahren bin, war es doch so, dass die Autos eben so sind, wie sie sind - hier versucht jeder, ständig etwas Neues zu finden. Das ist eine große Herausforderung, und da lerne ich zusammen mit dem Team ständig dazu.

Kart zur Vorbereitung

Natürlich arbeite ich daran, auch mich selbst in dieser Beziehung zu steigern, zu meiner alten Aggressivität aus GP2-Zeiten zurückzufinden. Dabei kann auch Kart-Fahren ein bisschen helfen, zumindest wenn man gute und schnelle Gegner hat. So war ich letzten Freitag mit Felipe Massa, Lucas di Grassi und meinem letztjährigen Oreca-Teamkollegen Stephane Ortelli eine ganze Weile auf einer Kartbahn in der Nähe von Saint Tropez unterwegs - mal schauen, ob sich in Shanghai schon zeigt, dass es was gebracht hat.

In Malaysia kam Senna immerhin ins Ziel., Foto: Sutton
In Malaysia kam Senna immerhin ins Ziel., Foto: Sutton

Dort werde ich allerdings zumindest in den ersten Runden am Freitag mal die Strecke lernen müssen, denn Shanghai gehört zu den wenigen Kursen im Kalender, die ich überhaupt noch nicht kenne. Nach dem, was ich bis jetzt gehört und gesehen habe, macht sie aber einen recht ebenen und flüssigen Eindruck, mal sehen, wie wir dort zurechtkommen, vor allem, weil es ja ziemlich kühle Temperaturen geben soll.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass das Thema mit dem neuen Tank in meinem Auto gelöst ist. Mit dem neuen mit der besseren Kammerneinteilung, der bei Karun ja seit Melbourne funktioniert, gab es bei mir dort Probleme, dann sollte ich ihn in Malaysia bekommen, das hat irgendwie doch nicht geklappt, hoffentlich dann also jetzt in Shanghai. Denn mit dem alten ist das, wenn da das Benzin so extrem herumschwappt, wirklich ein Gefühl, als würde da einer mit über 100 Kilo Gewicht hinten im Auto einen Tanz aufführen - nicht gerade angenehm...