Defekte Zündkerzen, lose Radmuttern, abgescherte Bolzen, kaputte Motoren - in Malaysia war all das kein Problem für Sebastian Vettel. Im dritten Anlauf schaffte der Red Bull Pilot endlich seinen ersten Saisonsieg. In Bahrain und Australien verlor er den Sieg jeweils von der Pole Position an einen technischen Defekt, in Sepang fuhr er von Startplatz 3 zu seinem sechsen GP-Sieg. Damit zog er mit Ralf Schumacher gleich und ist gemeinsam mit diesem der zweiterfolgreichste deutsche F1-Pilot hinter Michael Schumacher.
Den Grundstein für den ungefährdeten Sieg legte Vettel am Start: Mit einem Blitzstart kassierte er den schlecht gestarteten Mercedes-Piloten Nico Rosberg und in der ersten Kurve auch noch seinen Red Bull-Teamkollegen Mark Webber, der von der Pole Position ins Rennen gegangen war. Webber wehrte sich zwar noch einmal, musste Vettel aber ziehen lassen. Dieser eilte danach seinem ersten Saisonsieg entgegen.
"Ich bin sehr, sehr glücklich", freute sich Vettel. "Aller guten Dinge sind also doch drei. Heute hat es endlich geklappt, worüber ich sehr froh bin, denn nach den ersten beiden Rennen wurde es Zeit." Natürlich bestätigte Vettel, dass der Start entscheidend war. "Ich hatte einen sehr guten Start, habe Nico überholt und die Chance in der ersten Kurve gegen Mark genutzt. Er war sehr fair und kam besser aus der zweiten Kurve heraus, danach haben wir uns gepusht, aber immer den Respekt voreinander behalten."
Webber enthüllte sogar, dass es einen kleinen Hinweis per Funk gegeben hat: "Ich hatte durchdrehende Reifen am Start, so hat Sebastian mich überholt. Ich habe spät gebremst und bin besser aus der Kurve rausgekommen, dann haben wir bis Kurve vier weitergekämpft, dann hat Christian Horner gesagt, dass wir uns benehmen sollen - das haben wir auch gemacht."
Vettel sah den Schlüssel zum Erfolg in der guten Pace und dem Reifenschonen zu Rennbeginn, so dass er vor den Boxenstopps noch einmal schnelle Runden fahren und Webber hinter sich lassen konnte. "Das ist ein super Ergebnis für uns. Mark hat mir nie Zeit gelassen, mich auszuruhen. Es war ein sehr hartes Rennen und wir haben bis zum Ende gegeneinander gekämpft. So muss es sein."
Erstes Mercedes-Podium
Neben dem Red Bull-Duo Vettel und Webber stand Nico Rosberg als Dritter auf dem Podium. Der Deutsche holte den ersten Podestplatz für das neue Mercedes-Werksteam. "Nico hat dem Team mit seinem Podiumsplatz einen tollen Lohn für all die harte Arbeit beschert", sagte Norbert Haug. "Nicos WM-Punkte nach drei Rennen können sich sehen lassen - wir müssen uns weiter stark steigern." Denn: "Unsere Strategie war Klasse - die Roten Bullen waren nicht zu halten - Glückwunsch an Sebastian zu seinem Sieg."
Auch Rosberg musste die Leistung von Red Bull anerkennen: "Ich wusste, dass es schwierig war, mit den Red Bull mitzuhalten, weil sie ein bisschen schneller sind als wir", erklärte Rosberg. "Mein Start ist nicht ganz nach Plan verlaufen, das lag auch ein bisschen an mir, weil ich zu viel wollte, zu viel aufs Gas bin und dadurch durchdrehende Hinterräder hatte." Dennoch stufte er den dritten Platz als fantastisches Ergebnis ein.
Aufholjagd von ganz hinten
Knapp am Podium vorbei fuhr der Zweite von Australien, Robert Kubica, der vor Adrian Sutil den vierten Platz belegte. Dahinter reihten sich die McLaren- und Ferrari-Piloten ein, die das Rennen nach einem Strategiefehler im Qualifying aus dem hinteren Drittel der Startaufstellung in Angriff nehmen mussten.
Lewis Hamilton belegte knapp hinter seinem Freund Sutil Platz 6, Felipe Massa und Jenson Button reihten sich dahinter auf den Plätzen 7 und 8 ein. Bis zwei Runden vor Schluss lag Fernando Alonso direkt hinter Button. Nach einem letzten Angriff auf den Briten schied der Spanier mit einem rauchenden Ferrari aus. Der Doppelweltmeister hatte zuvor bereits mehrmals im Boxenfunk über technische Probleme geklagt. Das rot-silberne Quartett katapultierte sich in der ersten Runde weit nach vorne und betrieb danach zumindest Schadensbegrenzung.
Die letzten Punkte erkämpfte sich Jaime Alguersuari im Toro Rosso und Nico Hülkenberg. Der Spanier zeigte gleich mehrere starke Zweikämpfe und Überholmanöver im Duell mit Vitaly Petrov und Hülkenberg. Sebastien Buemi fuhr ebenfalls ein gutes Rennen mit kompromisslosen Überholmanövern, kam aber nicht über Platz 11 hinaus.
Radmutter beendet Schumacher-Rennen
Für Michael Schumacher war der Malaysia GP schon nach zehn Runden zu Ende. "In Kurve 6 wurde das Auto plötzlich sehr instabil und ließ sich kaum noch lenken", erklärte Schumacher. Nach seinem Ausfall sah er sich sein Auto genauer an und stellte fest: "Die Radmutter war nicht mehr da. Das ist sehr ungewöhnlich, weil bei den Tests hatten wir keine Probleme damit."
In Australien hatte Sebastian Vettel ein ähnliches Problem. "Aber da besteht wohl kein Zusammenhang", betonte Schumacher. "Das würde mich wundern." Mit seinem Rennen war er bis dahin zufrieden. "Wir hätten gerne mehr gezeigt und es wäre auch nicht verkehrt gelaufen. Ich habe einen schönen Abstand zu Adrian Sutil gelassen, um Reifen zu schonen, damit ich später bei den Boxenstopps gute Reifen gehabt hätte, aber soweit konnte ich leider nicht fahren."
Schumachers Stimmung zerstörte der Ausfall nicht. "Wir werden nächstes Mal besser dastehen", sagte er. "Ich habe definitiv Spaß an der F1. Diese Dinge gehören zum Motorsport dazu. Man kann sich darüber ärgern oder gelassen reagieren und nach vorne schauen." Das ist seine Herangehensweise. "Michael kam nach einem super Start und Platzgewinnen durch einen Radmutterdefekt um eine gute Platzierung", sagte Norbert Haug. "Sorry, so etwas sollte nicht passieren und wir stellen das ab."
Lotus vs. Virgin
Das Duell der neuen Teams fand in Malaysia auf einer aggressiveren Ebene statt. Timo Glock drehte sich und Jarno Trulli bei einem Angriff um, Heikki Kovalainen überholte Lucas di Grassi und schlitzte sich dabei den Hinterreifen auf - di Grassi verlor seinerseits Teile seines Frontflügels. Für Glock war das Rennen nach der Kollision mit Trulli zu Ende.
"Ich wollte vor Kurve 9 überholen", beschrieb Glock die Situation. "Jarno hat zugemacht, dabei sind mir die Hinterräder beim Anbremsen stehen geblieben und ich habe das Auto verloren - leider ist dabei der Motor ausgegangen und ich konnte nicht mehr weiterfahren. Schade, das war ein Fehler von meiner Seite."
Ähnlich vom Pech verfolgt waren die Sauber-Piloten. Pedro de la Rosa blieb schon auf dem Weg in die Startaufstellung stehen und konnte nicht am Grand Prix teilnehmen. Sein Teamkollege Kamui Kobayashi rollte wenig später mit einem technischen Defekt aus. Das gleiche Schicksal ereilte Tonio Liuzzi und Vitaly Petrov, der nach einem starken Rennen mit einem Getriebeproblem ausrollte. Zeitweise lieferte sich der Russe ein spannendes Duell mit Lewis Hamilton, der für seine Schlangenlinienfahrweise sogar verwarnt wurde.
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