Die Befürchtungen der Teams sind eingetreten: Auch die zweite Testwoche auf dem Circuito de Jerez in Andalusien begann mit Regen. Während die Wettervorhersage für die restlichen drei Testtage bis Samstag teilweise starken Regen vorhersagt, konnten die elf anwesenden Teams am Mittwoch wenigstens zwischenzeitlich auf einer halbwegs trockenen Piste fahren.

Die Bestzeit fuhr Sebastian Vettel in 1:22.593 Minuten bereits relativ früh. In den Schlussminuten schob sich Lewis Hamilton noch einmal bis auf vier Zehntel an die Vettel-Zeit heran und verbesserte sich so auf den zweiten Platz. Kurzzeitig fiel die offizielle Zeitnahme aus, wodurch einige Runden nicht gezählt wurden. Vettels Bestzeit war jedoch nicht in Gefahr.

"Wir haben heute viele Runden gefahren und das Auto war gut und zuverlässig", hielt Red Bull Chefingenieur Ian Morgan fest. "Wir haben einige kleinere Veränderungen vorgenommen, konnten aber nicht das ganze Programm durchbekommen. Sebastian und das Auto waren konstant auf Long Runs, was ermutigend ist."

Dahinter reihten sich Felipe Massa, Sebastien Buemi und Pedro de la Rosa ein. Michael Schumacher belegte im Mercedes GP MGP W01 den sechsten Platz. Dem Rekordweltmeister fehlten 1,2 Sekunden auf die schnellste Zeit des Tages. Die Rundenzeiten sind aufgrund der wechselhaften Wetterbedingungen und der unterschiedlichen Testprogramme aber wie üblich nicht aussagekräftig.

Gute Pace bei Schumacher

Michael Schumacher ist mit der Pace des Silberpfeils zufrieden., Foto: Sutton
Michael Schumacher ist mit der Pace des Silberpfeils zufrieden., Foto: Sutton

"Heute war das Wetter wieder extrem wechselhaft, und dadurch war es etwas kompliziert, unser Programm durchzuziehen und einen Überblick über die Kräfteverhältnisse zu gewinnen", sagte Schumacher. "Wir haben viele Runden gedreht, was uns darin bestätigt, dass wir ein zuverlässiges Auto haben. Von den Eindrücken und Daten, die wir dabei bekommen, können wir auch sagen, dass wir ein siegfähiges Auto haben. Das ist schon mal eine gute Basis, von der aus wir in dieser und der kommenden Woche gut weiter arbeiten können."

Auch Pedro de la Rosa war von den Wetterbedingungen nicht besonders angetan, konnte aber dennoch von einem guten Tag berichten. "Wir haben unser geplantes Programm absolviert, hoffen aber noch mehr im Trockenen zu fahren, da wir da noch viel Arbeit zu erledigen haben." Der Spanier fuhr mit allen drei Reifentypen (Trocken, Regen und Intermediate) und mit verschiedenen Benzinmengen.

Bei Renault erlebte Vitaly Petrov wieder einmal einen verregneten Testtag. "Die Bedingungen veränderten sich ständig, wodurch es schwierig war, viel zu lernen", klagte er. Chefingenieur Alan Permane stimmte zu: "Es war ein sehr frustrierender Tag, besonders für Vitaly, der bislang nur sehr wenig im Trockenen fahren konnte." Aufgrund der ständigen Schauer konnte das Team nicht viel konstruktive Arbeit verrichten.

Guter Auftakt für Lotus

Lotus erwischte einen guten ersten Testtag., Foto: Sutton
Lotus erwischte einen guten ersten Testtag., Foto: Sutton

Für Lotus war es ein stolzer Moment: Kurz nach 9:00 Uhr Ortszeit fuhr Testfahrer Fairuz Fauzy hinter Felipe Massas Ferrari im neuen Lotus T127 auf die Strecke. Als das Team den Testtag eine Stunde vor Testende vorzeitig beendete, hatte Fauzy am ersten richtigen Testtag mit dem neuen Auto 76 Runden zurückgelegt - also nur elf weniger als Virgin Racing an allen vier Testtagen der vorangegangenen Woche. Erschwerend kam hinzu, dass der Malaysier ohne Servolenkung auskommen musste, da es ein Problem beim Zulieferer gab.

"Tolle Arbeit von Fairuz. Toller Tag für Lotus. Toller Tag, eine britische Mark wieder in Action zu sehen. Toller Tag für Malaysia", freute sich Teamchef Tony Fernandes via twitter.

Auch bei Force India stieg ein Testfahrer ins Cockpit: Paul di Resta legte über 300 Kilometer zurück, bevor er von Adrian Sutil abgelöst wurde. "Meine erste Fahrt im neuen Auto fühlte sich ziemlich gut an", sagte der Schotte. "Trotz des Wetters bekam ich einen guten Eindruck vom Auto. Es scheint stabil und insgesamt gut zu sein, eine Verbesserung im Vergleich zum letztjährigen Auto." Sutil fuhr zwei Long Runs auf Slicks, konnte danach aber keine Aussagen über das Auto treffen. "Zu diesem Zeitpunkt ist aber jede Runde gut", betonte er.

Fünf Testunterbrechungen

Der erste Testtag der zweiten Jerez-Woche wurde gleich fünf Mal durch eine rote Flagge unterbrochen. Nachdem die Autos in vorangegangen beiden Testwochen äußerst zuverlässig waren und die Fahrer selbst in der verregneten ersten Jerez-Woche nur wenig Fehler machten, ging es am Mittwoch Schlag auf Schlag.

Für die erste Unterbrechung sorgte Lewis Hamilton nach einer knappen Dreiviertelstunde. Sein McLaren MP4-25 blieb wegen eines kleinen Systemfehlers stehen. Nur vier Minuten nachdem die Strecke wieder freigegeben war, erwischte es Paul di Resta. Der Schotte drehte sich in seinem Force India, bekam aber dennoch für seinen halben Testtag Lob vom Team, da er die Zeiten konstant verbesserte.

Felipe Massa löste eine von fünf rotten Flaggen aus., Foto: Sutton
Felipe Massa löste eine von fünf rotten Flaggen aus., Foto: Sutton

Die dritte rote Flagge des Tages löste Williams-Pilot Rubens Barrichello aus, der auf der Strecke stehen blieb. Eine Stunde später war es Felipe Massa, der mit dem Abschleppwagen an die Box zurückgebracht werden musste. Der Brasilianer fuhr zum ersten Mal mit dem zweiten F10-Chassis, das mit einigen kleineren Aerodynamik-Updates ausgestattet wurde. Das komplette Paket soll es nächste Woche in Barcelona geben. Nach dem Ausfall blieb Massa lange in der Box, da das Auto für das Nachmittagsprogramm umgebaut werden musste.

Zum Abschluss des Tages war es erneut Barrichello, der mit seinem FW32 liegen blieb. Technikchef Sam Michael erklärte: "Leider hatten wir einige kleinere, mechanische Probleme, die unsere Rundenzahl einschränkten, als die Bedingungen am besten waren." Der Brasilianer konnte trotz der beiden roten Flaggen 109 Runden zurücklegen. Auch Sebastian Vettel und Michael Schumacher kamen auf eine dreistellige Rundenanzahl. Der Silberpfeil-Pilot war mit 111 Umläufen der fleißigste Fahrer des Tages. Die wenigsten Runden fuhr abermals Timo Glock, der mit dem Virgin Racing VR-01 gerade einmal auf 10 Runden kam.