Über Geld spricht man nicht - jedenfalls nicht offiziell und "on the record", wie es so schön heißt. Also wollte Daimler-Vorstandschef Dr. Dieter Zetsche am Montag auch nicht damit rausrücken, was sein Konzern tatsächlich für die Übernahme von Brawn GP auf den Tisch legte. Kein Kommentar und die Sache war gegessen.

Viel mehr über Geld sprachen in den letzten Wochen einige Fahrer und vor allem deren Manager, allen voran Jenson Button und sein Manger Richard Goddard und Kimi Räikkönens Management Steve und Dave Robertson. Schon während der Saison ließ sich an einigen Aussagen des Finnen und seiner beiden Manager ablesen, dass sie nicht unbedingt in die gleiche Richtung unterwegs waren.

Dreimal R: Kimi Räikkönen, Steve Robertson und Dave Robertson., Foto: Sutton
Dreimal R: Kimi Räikkönen, Steve Robertson und Dave Robertson., Foto: Sutton

Räikkönen wollte 2010 nicht nur zum Spaß herumreisen, Geld spielte für ihn eine untergeordnete Rolle, wenn er Formel 1 fahren sollte, dann in einem siegfähigen Team, das um die WM fahren kann. Seine Manager hatten eher die Dollar-Zeichen in den Augen - immerhin waren sie aus den Ferrari-Jahren in dieser Hinsicht sehr verwöhnt.

Angesichts einer stattlichen Abfindung seitens der Scuderia hätten die Robertsons für Räikkönen ein Topcockpit bei McLaren oder Brawn/Mercedes GP auch für weniger Geld annehmen können - allerdings wären den Robertsons dann einige Dollar-Scheinchen durch die Finger gerutscht. Denn die Ferrari-Abfindung für die vorzeitige Vertragsauflösung findet in zwei Stufen statt, entweder mehr Geld für ein Jahr Pause oder etwas weniger Geld, wenn er für ein anderes Team gefahren wäre. Zahlen geistern für beides einige herum, einen großen Unterschied macht es nicht. Es wäre in jedem Fall viel Geld, in Zeiten der Wirtschaftskrise sicherlich noch sehr viel mehr als alle anderen erhalten - einschließlich des neuen Champions Mr. Jenson Button.

Mehr Geld für den Weltmeister

Dieser schaffte es, mit seinem Management sein Weltmeisterteam Brawn sowie deren Nachfolger Mercedes zu verärgern. "Wir haben ihm Loyalität angeboten, in der naiven Hoffnung, dass wir selbiges erfahren", sagte Nick Fry. "Es gibt Mut und es gibt Dummheit. Nächstes Jahr werden wir sehen, ob seine Entscheidung mutig oder dumm gewesen ist." Für Fry ist sie jedenfalls mysteriös. "Wir denken, dass er schlecht beraten wurde." Das wäre bei Button in Vertragsdingen nicht das erste Mal - man denke an die Buttongates.

Buttons Manager Goddard sieht das natürlich ganz anders. Er bezeichnete seine Forderungen als normal: "Wir haben nach nichts Ungeheuerlichem gebeten", sagte er nach Saisonende. "Drei Monate bevor Honda ausgestiegen ist, hat Jenson einen Vertrag unterschrieben, der ihm mehr Geld gebracht hätte, als wir jetzt fordern." Allerdings war das noch zu ganz anderen Zeiten, ohne Krise und wie er sagt: Bevor Honda ausgestiegen ist und auf die Kostenbremse trat. Man würde zwar einsehen, dass durch die Wirtschaftskrise die Dinge sich geändert hätten, dennoch hätte sich auch die Situation bei Brawn GP durch den Gewinn beider WM-Titel geändert, meinte Goddard.

Jenson Button und Ricard Goddard verlangten nach mehr., Foto: Sutton
Jenson Button und Ricard Goddard verlangten nach mehr., Foto: Sutton

Man könnte fast sagen: Zum Glück wollte Ron Dennis seinem alten Partner Mercedes noch eins auswischen und verpflichtete Button anstelle von Räikkönen oder des von Teamchef Martin Whitmarsh bevorzugten Nick Heidfeld - sonst hätte Button mit seinen Forderungen nachgeben müssen oder ganz auf der Straße gestanden. Whitmarsh musste hingegen umgehend Schadensbegrenzung betreiben: "Ich möchte klarstellen, dass seine Entscheidung, zu uns zu wechseln, nicht vom Geld beeinflusst wurde. Wir zahlen ihm nicht mehr, als er andernorts auch bekommen würde." Warum dann der ganze Aufstand vorher?

Die Zeichen der Zeit

Dass die Fahrergehälter in Zeiten der Krise und Herstellerausstiege sinken, sollte eigentlich klar sein - warum sollte überall gespart werden, nur bei einem der größten Einzelposten nicht? In anderen Rennserien wird das als Fakt hingenommen, etwa von MotoGP-Manager Carlo Pernat, der unter anderem Alex de Angelis, Marco Simoncelli und Loris Capirossi betreut. Er sagte Motorsport-Magazin.com: "In der kommenden Saison müssen alle mit Einbußen leben. Die Krise hat auch die MotoGP erreicht." Bis dato hätte selbst ein Fahrer der zweiten Kategorie 3,5 Millionen plus Sponsoreneinnahmen verdient und sei so auf 6 Millionen Euro gekommen. "Das wird in Zukunft sicher nicht mehr gehen." Pernat rechnet mit Einbußen bis zu 50% bei den MotoGP-Fahrergehältern - außer bei Ausnahmenfahrern wie dem neunfachen Weltmeister Valentino Rossi.

Auch einige Formel-1-Fahrer erkannten die Zeichen der Zeit, zum Beispiel Nick Heidfeld, der bereits vor den großen Gehaltsforderungen von Button und dem Räikkönen-Management ein geringeres Grundgehalt und dafür stark leistungsabhängige Prämien verlangte. Daran hätten vielleicht auch die Robertsons denken sollen. Nur einer machte sich noch lächerlicher als geldgierige F1-Manager: Toyota-Boss John Howett. Er griff das Thema Fahrergagen in den letzten Wochen der Saison auf und versuchte damit, Verhandlungen und eigene Tätigkeiten vorzutäuschen, um vielleicht einen Toyota-Ausstieg oder seinen Rauswurf abzuwenden.

"Sein [Räikkönens] Manager hat nach mehr Geld verlangt und wir sagten, dass wir genug auf den Tisch gelegt haben", wollte Howett aus den bekannten Fakten und Forderungen Kapital schlagen. Dumm nur, dass Räikkönen später erklärte, nie mit Toyota verhandelt zu haben. Seine Erklärung war ebenso einfach wie einleuchtend: "Es macht keinen Spaß, schlechte Autos zu fahren." Noch nicht mal für alles Geld der F1-Welt.