Der Formel-1-Fahrermarkt ist stark in Bewegung, aber auch auf dem Motorensektor gibt es noch einige Fragezeichen. Mit BMW zieht sich ein Motorenlieferant nach der Saison zurück. Zumindest war dies die offizielle Ansage bei der Ausstiegsankündigung - es sollten keine Kundentriebwerke zur Verfügung gestellt werden.

"Wir haben den klaren Plan, die Motorenabteilung zu schließen", bestätigt Mario Theissen. Ein kleines Hintertürchen lässt der BMW-Motorsportdirektor aber offen: "Wenn jemand kommen und viel Geld auf den Tisch legen sollte, könnte ich mir vorstellen, dass der Vorstand darüber nachdenken würde. Aber wir gehen nicht davon aus, dass es Interessenten gibt."

Wenn es nach den Gerüchteköchen geht, dann soll es durchaus eine Anfrage gegeben haben, nämlich von Ron Dennis für McLaren. "Das Gerücht kenne ich nur aus der Presse", meinte Theissen. "Derzeit gibt es keine Gespräche und ich gehe nicht davon aus, dass es noch welche geben wird." Trotzdem versichern unsere Quellen: Die McLaren-Anfrage hat es gegeben.

Stattdessen sieht die Planung vor, dass die Mitarbeiter der Motorenabteilung auf die Serienprojekte von BMW verteilt werden. "Sie werden gewinnbringend im Konzern eingebracht." Das KERS-Team arbeite bereits seit ein paar Monaten seit der Einstellung der Arbeiten am F1-KERS an Hybridlösungen für die Serie.

Andere F1-Motorenhersteller können sich derzeit nicht über mangelnde Anfragen beklagen. Cosworth rüstet neben den vier neuen F1-Teams USF1, Campos, Lotus und Manor auch noch Williams mit Achtzylindern aus. Vielleicht stößt mit Red Bull sogar noch ein weiteres Team hinzu. Das hängt davon ab, ob Mercedes neben McLaren, Brawn und Force India noch ein weiteres Team beliefern darf. Überhaupt ist man bei Mercedes stolz auf die Kundenmotoren, die als die besten, stärksten und zuverlässigsten im Feld gelten und obendrein noch ein nettes Sümmchen in die Kasse spülen.

An einen Gewinn glaubt Theissen aber nicht. "Das freut mich für sie, aber ich glaube es nicht", sagte er. "Ich kenne unsere Kalkulation und selbst wenn man mit einigen Kundenmotoren ein paar hunderttausend Euro Gewinn machen kann, muss man vorher einen zwei bis dreistelligen Millionenbetrag für das erste Team ausgeben." Das gilt für Theissen übrigens auch für Cosworth. "Ich kenne ihre Kostenstruktur nicht, aber ich nehme an, dass sie nächstes Jahr Verlust machen werden." Potenzielle Käufer des F1-Motorenprogramms von BMW sollte es sich also genau überlegen...