Die Wahlkampagnen von Jean Todt und Ari Vatanen für den Posten als FIA-Präsident neigen sich ihrem Ende zu, immerhin ist am 23. Oktober Wahltag und dann sollte die zwischenzeitliche Schlammschlacht zu Ende sein. Zuletzt hatten sich ja beide Kandidaten vorgeworfen, auf nicht ganz korrekte Weise auf Stimmenfang gegangen zu sein. Vatanen beschuldigte Todt, Leute aus der FIA auf seine Seite gezogen zu haben und ärgerte sich darüber, dass Max Mosley sich offen für den Franzosen aussprach, Todt stichelte zurück und meinte, Vatanen habe versucht, Bernie Ecclestone auf seine Seite zu ziehen und das auch bei vielen anderen Offiziellen probiert.

Am Donnerstag versuchten beide noch einmal mit Inhalten Wahlkampf zu betreiben und äußerten sich dabei auch über die Formel 1, vor allem darüber, wie man in Zukunft dafür sorgen kann, dass es weniger um Politik als viel mehr um den Sport geht. "Kontroversen sind oft eine unglückliche aber unvermeidliche Konsequenz des enormen medialen und öffentlichen Interesses an der Formel 1 auf der ganzen Welt", meinte Todt laut Autosport. Sein Team würde auf Konsens und nicht auf Konfrontation hinarbeiten, versprach er. "Wir werden die Formel 1 Kommission bestmöglich nutzen und einen Formel 1 Kommissar einsetzen, der mit allen Beteiligten an der Formel 1 Weltmeisterschaft arbeiten wird."

Balance zwischen Tradition und Neuem

Ziel sei es die Formel 1 weiterzuentwickeln, damit alle Beteiligten auch Vorteile hätten, von den Teams bis zu den Fans. "Als Regelhüter eines äußerst stark umkämpften und auch technisch komplexen Sports werden wir auch ein unabhängiges Disziplinar-Gremium einsetzen, um Regelverstöße zu untersuchen und die passendste Antwort darauf zu liefern", erklärte Todt. Auch für die Langzeit-Fans hatte er ein Versprechen parat. Er meinte, dass man sowohl die globale Reichweite des Sports im Blick haben müsse, als auch sein Erbe und die traditionellen Rennstrecken. "Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Unterstützung der Teams, der Veranstalter und der Rechteinhaber die richtige Balance finden."

Auch Vatanen sprach darüber, wie er den Fokus wieder auf den Sport lenken würde. "Die Antwort ist, alle Mitglieder der Formel-1-Familie an einen runden Tisch zu bringen und die Zukunft zu besprechen. Das schließt auch die Medien ein. Sagt mir, wann das letzte Mal war, dass die FIA nach euren Ideen für die Zukunft des Sports gefragt hat? Na, das hat sie nie. Stattdessen hat man die Akkreditierung verloren, wenn man kritisiert hat. So geht das nicht. Wir spielen alle eine wichtige Rolle dabei, den Sport spektakulärer und attraktiver für die Massen zu machen", betonte der Finne. Gleichzeitig wollte auch er eine unabhängige Gerichtsbarkeit, ihm war aber wichtig, dass die Leute auch darauf vertrauen. "Wenn die Leute nicht fair zu Wort kommen, dann haben wir ja gesehen, dass das zu einer möglichen Spaltung der Formel 1 führen kann. Wir müssen aus den Fehlern lernen."

Die große Frage

Was die Verbreitung des Sports auf der ganzen Welt betraf, so wollte Vatanen ebenfalls eine gesunde Balance zwischen traditionellen und bereits bestehenden Strecken sowie dem Weg in neue Märkte. Dabei gab er aber zu bedenken, dass bei manchen Märkten auch die möglicherweise nicht vorhandene Finanzkraft in Betracht gezogen werden müsse, wie etwa in Afrika. Diese Orte müssten aber dennoch berücksichtigt werden. "Das führt zu der größeren Frage, wie die FIA geleitet wird. Momentan wissen wir nicht, wie Entscheidungen getroffen werden. Das ist falsch. Wir wissen nicht, wo das Geld herkommt und wo es hingeht. Die FIA muss wie ein öffentliches Unternehmen geführt werden, es braucht volle Transparenz und Verantwortung. Wenn wir das haben, wird es Wachstum geben, denn die Leute werden darauf Vertrauen, dass solch eine Organisation die Formel 1 und die ganze Automobil-Familie nach vorne bringt", meinte Vatanen.