Lewis Hamilton war von seiner Pole Position überrascht, von seinem Sieg sollte er es nicht gewesen sein: Bereits die Spritmengen deuteten darauf hin, dass der Pole-Mann die besten Karten an der Spitze hatte. So setzte er sich von Anfang an gegen die Konkurrenz durch, fuhr dieser bis zu einer Safety Car Phase leicht davon und konnte sich auch danach fehlerfrei an der Spitze behaupten - obwohl er teilweise Probleme mit KERS hatte.

"Ein klasse Rennen von Lewis und unserem Team und sein zweiter Sieg in den letzten fünf Rennen - es geht voran", freute sich Norbert Haug. "Super Job von Timo Glock - Glückwunsch an ihn, das war Spitze."

Problemrennen für Vettel

Sebastian Vettel verspielte wohl die letzten WM-Chance., Foto: Sutton
Sebastian Vettel verspielte wohl die letzten WM-Chance., Foto: Sutton

Der einzige Fahrer, der Hamilton zwischenzeitlich unter Druck setzen und fordern konnte, war Sebastian Vettel, dessen Siegchancen sich jedoch gleich aus mehreren Gründen zerschlugen. Alles begann mit einem verlorenen Außenspiegel und einer Drive-Through Strafe für eine Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse bei seinem zweiten Boxenstopp in Runde 40. Danach rodelte er noch hart über einen Randstein und beschädigte sich so den Unterboden am Heck seines Red Bull. Mit dem angeschlagenen Auto und nach der Durchfahrtsstrafe rettete er sich als Vierter ins Ziel.

"Meiner Meinung nach war ich nicht zu schnell in der Box, wir müssen jetzt schauen, ob es an der Elektronik lag oder ich vielleicht doch zu spät war", erklärte Vettel. "Schade, dadurch haben wir den zweiten Platz verloren." Vettels Rennen wurde von einer Handvoll Problemen erschwert. "Wie die anderen drei Red Bull Autos hatten wir unheimliche Probleme mit den Bremsen. Ich habe es recht gut hinbekommen, aber es war umso schwieriger hinter einem anderen Auto, damit hauszuhalten." Platz 4 sei das Maximum nach der Strafe und den Problemen gewesen.

Die Profiteure: Glock & Alonso

Davon profitierten Timo Glock und Fernando Alonso, die an Vettel vorbei auf die Plätze 2 und 3 fuhren und so den Singapur GP auf dem Podium beendeten. Für beide ist es das beste Saisonergebnis, für den Vorjahressieger Alonso der erste Podestplatz des Jahres. Hinter dem Podesttrio überquerten Vettel und die beiden Brawn-Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello die Ziellinie auf den Plätzen 4, 5 und 6. Aber auch bei Brawn lief nicht alles nach Plan. Button ging nur von Platz 13 ins Rennen, Barrichello wegen eines Getriebewechsels nur von Platz 10. Zudem hatte der Brasilianer ein Problem beim zweiten Boxenstopp, das ihn rund fünf Sekunden kostete. Beide Brawn-Fahrer mussten das Auto zum Ende wegen Bremsproblemen ins Ziel retten.

Timo Glock fuhr aufs Podium., Foto: Sutton
Timo Glock fuhr aufs Podium., Foto: Sutton

In der Fahrerwertung liegt Jenson Button weiter in Führung. Der Brite liegt 15 Punkte vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello und 25 Punkte vor Sebastian Vettel. In den letzten drei Rennen gibt es noch maximal 30 WM-Punkte zu holen. Für Vettel scheint die WM nach der verpatzten, letzten Chance in Singapur endgültig außer Reichweite zu sein.

Deutsche Kollision

Die erste Runde der Boxenstopps hatte gerade begonnen, da probierte Adrian Sutil einen verzweifelten Versuch, um am Toro Rosso von Jaime Alguersuari vorbeizukommen. Der Angriff schlug fehl, Sutil fuhr dem Spanier gegen das rechte Hinterrad und drehte sich. Im Laufe seines Drehers kam er auf die Ideallinie zurück und fuhr so Nick Heidfeld in den Weg, der Sutil die Fahrzeugnase wegrammte - beide Fahrer mussten danach aufgeben.

"Ich musste probieren, ihn zu überholen", erklärte Sutil. "Er war so langsam. Das war andere eine Klasse, wo er gefahren ist. Mein Rennen war wegen der Strategie schon schwer gefährdet. Ich hatte viel Zeit verloren. Oft war ich knapp dran, aber es hat nicht geklappt. Dort habe ich dann eine Chance gesehen, es probiert, leider hat es nicht geklappt." Der Unfall zwischen Sutil und Heidfeld wird nach Rennende von den Rennkommissaren untersucht.

"Es war sehr dumm, was er gemacht hat", klagte Heidfeld. "Es war klar, dass er nicht der Einzige auf der Strecke ist. So in mein Auto zu fahren, ist einfach total bescheuert. Er ist rückwärts gerollt, ich war schon halb vorbei, als ich merkte, dass er auf mich zukam. Da war nichts mehr zu machen." Heidfeld erwartet eine Bestrafung von Sutil, "aber das hilft mir nicht. Es war sehr offensichtlich, dass man nicht in ein anderes Auto rein fahren kann."

Heidfeld war sauer auf Sutil., Foto: Sutton
Heidfeld war sauer auf Sutil., Foto: Sutton

Die vielen Teile auf der Strecke lösten eine Safety Car Phase aus, die wiederum viel Betrieb in der Boxengasse hervorrief. Besonders hektisch ging es bei Toro Rosso zu, wo Jaime Alguersuari zu früh losfuhr, beinahe den Tankschlauch herausriss und seinen Tankmann zu Boden schickte. Die Szenen erinnerten an den herausgerissenen Tankschlauch von Felipe Massa im Vorjahr.

Drei Red Bull raus

Das Ziel erreichte Alguersuari trotzdem nicht: Er musste seinen Toro Rosso in der gleichen Runde wie sein Teamkollege Sebastien Buemi an der Box abstellen. Auch Konzernkollege Mark Webber sah die Zielflagge nicht. Der Australier flog wegen eines Bremsproblems ab. Bis dahin lag er auf Punktekurs, obwohl er einige Plätze im Vergleich zu seiner Startposition verloren hatte, unter anderem, weil er in der Startphase Fernando Alonso rechts neben der Strecke überholte und danach Alonso sowie Glock vorbeilassen musste, der sich zwischen die beiden geschoben hatte. Die letzten Punkteränge gingen an Heikki Kovalainen und Robert Kubica auf den Plätzen 7 und 8.

Der Pechvogel des Rennens war Nico Rosberg. Der Deutsche lag auf Kurs zu Platz 2, als er nach seinem ersten Boxenstopp einen Fehler beging und über die weiße Linie auf die Strecke fuhr. Die folgende Drive Through Strafe konnte er aber erst nach der Safety Car Phase wegen des Sutil-Heidfeld-Unfalls absitzen, so dass er bis ans Ende des Feldes zurückfiel.