Die Lehre vom Kopfstand

Moderne Formel-1-Fahrer sind nur noch Marionetten, die sagen, was ihre Presseabteilungen ihnen vorkauen, die lügen, wenn es ihre Teammanager verlangen, und die absichtlich in die Mauer fahren, wenn es der Teamchef anordnet. Zum Glück gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel Mark Webber.

Der wurde in der offiziellen FIA-Pressekonferenz nach dem Abgang seines Managers Flavio Briatore befragt und antwortete trocken: "Mein Leben hat sich massiv verändert. Es ist vollkommen auf den Kopf gestellt. Man mag es kaum glauben." Wer das jetzt wortwörtlich nimmt, kennt Webber nicht, der meinte es natürlich im Spaß und hatte seine Freude daran, die Medien an der Nase herumzuführen.

German Seb und die drei der sieben Zwerge., Foto: Sutton
German Seb und die drei der sieben Zwerge., Foto: Sutton

Noch ein Beispiel gefällig? Am Donnerstag beantwortete er die Frage nach seinen Chancen in Singapur so: "Ein paar Unfälle vorne und dann holen wir ein gutes Ergebnis. Vielleicht in Runde 14 oder so, wenn dann mein Teamkollege in der Mauer landet, könnte ich vorne stehen. Aber Sebastian ist wohl ein zu guter Fahrer dafür..." Am Freitag war es dann Webber, der in der Mauer landete.

Die Lehre vom Unterschied

Vielleicht liegt es an der lockeren Atmosphäre bei Red Bull, vielleicht haben sich auch nur Zwei gefunden, aber Sebastian Vettel ist - genauso wie Webber - nie um einen lustigen Spruch verlegen, außer vielleicht nach Rennende in Singapur, da war er niedergeschlagen ob des Ergebnisses. Am Freitag teilte er aber noch aus. Was ist denn der Unterschied zwischen seinen Titelrivalen Jenson Button und Rubens Barrichello, wurde er gefragt. "Der eine ist aus England, der andere aus Brasilien." Volltreffer.

Die Lehre vom Flashback

Für einen Moment hielt es jeder für eine unerwartete Einblendung des Vorjahresunfalls namens Crashgate. Ein Renault krachte in Kurve 14 in die Mauer. Aber halt: Der Winkel war anders, das Auto leicht anders lackiert und der Fahrer hatte auch einen anderen Helm auf. Der gesundheitlich angeschlagene Romain Grosjean hatte soeben gezeigt, dass niemand - selbst kein Teamchef oder Ingenieursdirektor - ein besseres Drehbuch schreiben könnte, als die bittere Realität der Formel 1. Der Schweizer mit französischem Pass krachte an exakt der gleichen Stelle in die Wand, wie Piquet beim legendären Crashgate-Vorfall. Der neue Renault-Teamchef Bob Bell schüttelte bei der Piquet-Kopie nur mit dem Kopf: "Ich habe mir einfach nur gedacht, oh Gott, nicht da."

Die Lehre für Flav

Am Wochenende nach dem Crashgate-Urteil war der Skandal weiterhin Thema Nummer 1 im Fahrerlager. Dabei kannte noch niemand dieses exklusive Videomaterial vom Renault-Kommandostand. Die Motorsport-Magazin.com Formel-1-Satire-News klären auf: So war das mit Flavios Funkanweisungen und Nelsinhos Crash wirklich!

Die Lehre vom Zählen

Nelson Piquet Jr. fragte in Singapur 2008 mehrmals nach der aktuellen Runde. Dabei hatte er das Zählen doch in der Schule gelernt. Doch das ist manchmal schwieriger, als man denken mag. So konnte man in dem offiziellen Press Release von Ex-Ferrari-Teamchef und FIA-Präsidentenanwärter Jean Todt folgende Info über einen seiner Unterstützer lesen: "Alain Prost, sechsfacher Formel 1 Weltmeister". 1985, 1986, 1989 und 1993. Welche zwei zusätzlichen WM-Titel Todt wohl als erste Amtshandlung an Prost zu überreichen gedenkt?

Die Lehre vom Bart

Nick Heidfeld ist der Bartträger Nummer 1 im Fahrerlager, in Singapur musste er seine Spitzenposition jedoch klar an die Jungs von ZZ Top abtreten, die bei Sebastian Vettel in der Box zu Besuch waren. "Sie haben mir ein paar Gitarrengriffe gezeigt und wollten im Gegenzug mal mein Auto fahren", berichtete Vettel. Und was findet er an ZZ Top so gut? "Ich stehe auf ältere Musik und sie sind schon länger in der Branche dabei, wie man an der Länge ihrer Bärte erkennt..."

Die Lehre vom Hirn

Eigentlich ist Nick Heidfeld ein eher ruhiger Zeitgenosse. Schimpfen und Toben gehört so gar nicht zu seinen Eigenschaften. Doch nach dem Unfall mit Adrian Sutil kochte er: "Das war total bescheuert. Man sollte etwas Hirn für ihn finden." Statt Hirn gab es eine Verwarnung und 20.000 Dollar Geldstrafe für Sutil. "Leider hab ich die 20.000 Dollar nicht bekommen, das wäre wenigstens etwas." Ob ihn die langen Bärte von ZZ Top so aus der Contenance gebracht haben?

Die Lehre von der Willkür

Sind wir ehrlich: Irgendjemand in der Formel 1 liebt die Skandale. Wie sollte sonst jemand auf die ganzen Kellergeschichten, Unfallpläne und Spionagegedanken kommen? Da war es eigentlich nicht verwunderlich, dass die Verschwörungstheoretiker eines Mitbewerbers ein bisschen in der Schublade kramten und die ultimative Verschwörung hervorholten: Alonso gehört der Singapur-Sieg 2008 wegen Crashgate weggenommen und Felipe Massa mir-nichts-dir-nichts zum Weltmeister gemacht! Weitere Gedankengänge zwecklos.

Schall und Rauch: Heidfeld suchte noch ein bisschen Hirn., Foto: Sutton
Schall und Rauch: Heidfeld suchte noch ein bisschen Hirn., Foto: Sutton

Warum ausgerechnet McLaren Mercedes und Lewis Hamilton für einen Betrug von Renault bestraft werden sollten, ist anscheinend noch nicht mal dem FIA-Präsidenten eingefallen... sonst hätte er das Ron Dennis zu Liebe sicher umgesetzt. Diese Idee ließ sich nur noch durch eine Frage toppen - in einer Presserunde wurde Mario Theissen gefragt: "Glauben Sie, dass es rein zufällig war, dass die ganzen Skandale in der Zeit von Herrn Mosley stattfanden?"

Die Lehre vom Wissen

Irgendwie ist der Wurm drin bei Red Bull. Mal ist ihr Auto nicht schnell genug, wie in Valencia und Monza. Mal sind sie schnell genug, machen aber einfach viel zu viele Fehler. Was ist da nur los bei den roten Stieren? Alexander Wurz ist ratlos, würde aber gerne die Antwort wissen: "Wenn ich wüsste, was Red Bull fehlt, würde mir Herr Mateschitz sicher viel Geld an den Kopf werfen, um es zu ändern." Hoffentlich hat er seine eigenen Leute nicht schon zu oft am Kopf getroffen und damit die Probleme ausgelöst.

Die Lehre vom Vertragspoker

Fernando Alonso geht zu Ferrari, Fernando Alonso geht noch nicht zu Ferrari, Fernando Alonso ist schon lange bei Ferrari... Es ist eine unendliche Geschichte. Mittlerweile macht es den Beteiligten noch nicht einmal mehr Spaß, sie zu leugnen, zu dementieren oder sich irgendwelche ausgefallenen Ausreden einfallen zu lassen. "Wir werden Fernando vermissen", sagt der Renault-Chef. "Wir werden es vielleicht schon in Japan bekannt geben", sagt der Ferrari-Chef auf die Frage nach dem Spanier.

Und was sagt Alonso selbst? Nichts. Da wurde es einem Journalistenkollegen zu bunt. Er bot Alonso 10 Euro, wenn er den Namen seines neuen Arbeitgebers nennen würde. "Nicht genug, mindestens 20", antwortete Alonso mit einem schelmischen Grinsen. Bei dem Pokerface ist es kein Wunder, dass die Verhandlungen so lange dauern...