Die Rückkehr an den Ort des ersten Sieges ist immer etwas Schönes, das bemerkte auch Sebastian Vettel am Donnerstag in Monza. Gleichzeitig bedauerte er, dass die Rückkehr dieses Jahr erst am Donnerstag erfolgte. "Normalerweise gab's die Jahre zuvor immer einen Test vorher. Das war immer schön, um sich auf die Strecke einzuschießen. Das war immer gut besucht und das Wetter war gut, leider ist das Testen abgeschafft. Mit Blick auf letztes Jahr freue ich mich und im Idealfall machen wir es genauso wie voriges Jahr", sagte der Deutsche. Eingeschossen hat er sich zumindest schon so wie 2008, denn am Mittwochabend spielte er Fußball.

Am wichtigsten ist für ihn aber weiter der Reiz Monza, hat der Kurs doch viel Tradition und ist noch eine Strecke alten Stils. "Man unterschätzt, wie schwer es hier ist, denn es ist meistens gerade. Man hat eine Gerade, dann wird gebremst, Schikane und wieder Gerade. Es sieht leicht aus, ist es aber nicht, denn man hat nicht viel Abtrieb. Die Flügel sind ziemlich flach, um auf der Geraden schnell zu sein und es gibt trotzdem normale Kurven. Wenn das Auto dort 'leicht' ist, wird es schwierig, die Kurven so schnell wie möglich zu fahren und über die Renndistanz konstant zu sein", erklärte Vettel. Das Ziel ist dabei klar, er will die guten Erinnerungen des vorigen Jahres auffrischen, denn das Podest in Monza ist etwas Besonderes, mit den ganzen Fans und Zuschauern, die dorthin strömen. "Es wäre also schön, hier wieder auf dem Podest zu stehen. Bis dahin ist aber noch viel Arbeit."

Viel Zuschauen

Wobei die für Vettel auf der Strecke wieder eingeschränkt ausfallen wird, da er nur mehr zwei Motoren bis Saisonende zur Verfügung hat und haushalten muss. Dementsprechend ruhig dürfte sein Freitag ausfallen. Vettel wird aber genau hinschauen, was die KERS-Autos so treiben, denn die werden in Monza besonders stark erwartet. "Sie waren in diesem Jahr nie leicht zu überholen. Hier gibt es mehr Geraden als sonst wo, das macht es nicht leichter. Wie groß der Effekt von KERS sein wird, werden wir morgen ungefähr an der Rundenzeit sehen. Ohne Tests und Erfahrungen hier wissen wir es nicht. Entweder gibt es morgen eine gute oder eine böse Überraschung, das gilt für alle, nicht nur für die KERS-Autos." Die Autos mit Energierückgewinnungs-System wissen aber immerhin, dass der Weg zu Kurve eins weit ist und ein Vorteil für sie sein sollte.

Ungeachtet der KERS-Boliden weiß Vettel, dass er und Red Bull im WM-Kampf zum vollen Angriff blasen müssen, da es nicht mehr nur genügt, besser als Brawn GP zu sein, sondern deutlich mehr Punkte geholt werden müssen als Jenson Button das tut. Chancen rechnete sich Vettel durchaus gute aus. Zwar ist Monza auch schnell, aber völlig anders als Spa, dennoch erinnerte er sich an keinen Ort, wo die Pace nicht passte, selbst wenn hin und wieder der Sieg nicht drin war oder die Aufgabe der Zielankunft nicht optimal gelöst wurde. "Ich denke, es spricht nichts gegen uns und die Tatsache, dass wir hier schnell sein werden. Wenn es zum Siegen reicht, müssen wir das machen."

High Five mit den Girls

Bereits vertraut gemacht hat sich Vettel mit einer der wohl größten Änderungen seit dem Vorjahr, denn die Kerbs in Monza sind etwas gewachsen. "Sie wurden nicht nur erhöht, es ist eine ganz andere Art von Kerbs. Monza war dafür bekannt, dass man wild über die Kerbs räubern kann und das geht jetzt nicht mehr. Man kann jetzt deutlich weniger Kerb mitnehmen und wie es dann ist, wird man morgen sehen. Beim zu Fuß drüber gehen kann man es erahnen, aber man muss es erfahren." Sollte das Gefühl stimmen, das Auto passen und Vettel am Sonntag seinen Monza-Sieg vom Vorjahr wiederholen, gab er ein Versprechen ab. Er werde mit allen Grid Girls, die den Weg zum Podium säumen, per High Five einschlagen - mehr aber auch nicht.