Die Lehre vom Monster

Jenson Button hatte viel Zeit, sich seinen Siegerfunkspruch für die Zieldurchfahrt zu überlegen. Schon nach 15 Runden wollte er seinem Team sagen, wie außergewöhnlich sein Auto sei. Er verkniff es sich bis zur Ziellinie. Dann brach es heraus: "Ihr habt ein Monster von Auto gebaut. Ihr seid echte Legenden!" Rubens Barrichello nahm die Aussage seines Teamkollegen irgendwie zu wörtlich. Er wurde quasi selbst zum Monster und räumte die Gegner reihenweise aus dem Weg, so dass Godzilla vor Neid erblasst wäre. "Er hat es mit der Brechstange probiert", meinte auch Christian Klien. "Überall, wo er jemanden anrempeln konnte, hat er es versucht. Das Rennen war komplett daneben."

Die Lehre vom Verkehr

Der Verkehr von Shanghai ist gefürchtet, aber in Istanbul geht es nicht viel zimperlicher zu. Nick Heidfeld traut sich trotzdem, jedes Jahr auf zwei Rädern an die Strecke zu fahren. "Diesmal war die Fahrt mit dem Roller noch spannender als normalerweise", enthüllte er. "Es hat geregnet und war glatt wie Sau." Beinahe hätte er damit Ersatzfahrer Christian Klien seinen geheimen Wunsch erfüllt: "Ich fahre nicht mit dem Roller, aber das könnte vielleicht dazu führen, dass ich dieses Wochenende im Auto sitze."

Die Lehre vom Wissen

Lewis Hamilton sucht seinen Motor, Michael Schumacher kennt sie alle und niemand spricht mit Sebastian Vettel - über Dreistoppstrategien und sonstige Wechsel. Aber sehen Sie selbst: In unseren Motorsport-Magazin.com F1-Satire-News vom Türkei GP.

Die Lehre vom Dreh

Istanbul ist anders. Statt im Uhrzeigersinn wird dort nicht nur auf dem Zeitenmonitor gegen die Uhr gefahren. Felipe Massa bekam das in den letzten Jahren gut hin: Er holte drei Poles und drei Siege in Serie. Er hat auch eine Theorie, wieso das so gut klappte: "Vielleicht ist mein Gehirn völlig verdreht und ich fühle mich in Linkskurven einfach besser." In dieser Saison hatte es sich ausgedreht.

Die Lehre vom Standpunkt

Lange arbeiteten die Mechaniker zu Beginn des 2. Freien Trainings an Sebastian Vettels Auto. Dann war er auf Anhieb schnell unterwegs, fuhr mit seiner einzigen gezeiteten Runde in die Top-5 und blieb danach am Streckenrand stehen. Als ob das nicht schlimm genug gewesen wäre, musste er sich auch noch als Einweiser und Aushilfsschieber betätigen, um gemeinsam mit den Streckenposten den RB5 in eine Leitplankenlücke zu bugsieren. Der Lohn: Er wäre beim Rangieren beinahe rückwärts von seinem Auto überfahren worden. Der richtige Standpunkt ist eben entscheidend. Schon da hätte er ahnen können, dass er auch am Sonntag auf dem seiner Ansicht nach falschen Podestplatz stehen würde.

Die Lehre vom Frühstück

Schon nach dem Monaco GP äußerten wir die Vermutung, dass sich die Teamchefs nur zu so vielen Meetings auf Yachten und in Motorhomes trafen, um dort die guten Leckereien auszuprobieren. In der Türkei bezog man sogar die Fahrer in die Schlemmerecke mit ein. "Sie haben uns gebeten, ihnen einen Überblick der Situation zu geben", erklärte Mario Theissen. "Es war ein gutes Meeting, vielleicht machen wir es ab sofort jeden Sonntag; alle Teamchefs und Fahrer gehen zusammen frühstücken."

Die Lehre vom Boykott

Krasser als Gottschalk: Ja, das passt alles unter Simoncellis Helm., Foto: Sutton
Krasser als Gottschalk: Ja, das passt alles unter Simoncellis Helm., Foto: Sutton

Toyota-Präsident John Howett erzählte im Laufe des Türkei-Wochenendes viel, selbst an kurzen Tagen. Hauptsächlich drehte es sich um die Regeln für 2010 und eine mögliche Piratenrennserie. Von einem Boykott des Türkei GP durch die FOTA-Teams wollte er nie etwas gehört, geschweige denn etwas solches geplant haben. "Wer dieses Gerücht verbreitet hat, gehört geschlagen", sagte er. Ein anderes unbestätigtes Gericht der Gerüchteköche schreibt die Quelle FIA-Kreisen zu. Ein Schelm, wer da an Schläge denkt...

Die Lehre vom Wetten

Wetten, dass selbst Showmaster Thomas Gottschalk nicht jede (Außen-)Wette gewinnt? Wer annimmt, hat gute Chancen. In Istanbul versuchte sich Gottschalk mit einem Siegertipp. "Ich versuche, dem die Daumen zu drücken, der mich am Ende nicht enttäuscht. Diesmal habe ich mich für Sebastian Vettel entschieden." Die Wahl war falsch. Wie sah der Wetteinsatz aus? "Ich habe auch einen Bootsführerschein, wäre also als Ersatzmann einsatzbereit, wenn einer der Jungs nicht fahren könnte." Die Teams verzichteten trotz Boykott-Gerüchten. Gottschalks Lockenkopf blieb die Atemlosigkeit unter einem Rennhelm erspart. Wer sich fragt, wie er den überhaupt hätte aufsetzen können, sollte mal bei 250er Motorrad-Champion Marco Simoncelli nachfragen. Dessen Spitzname in unserer Redaktion lautet: "Die Haare."