Johnny, Du bist mit den Speedcars im Rahmen der Formel 1 gefahren. Magst Du die F1-Atmosphäre noch immer?
Johnny Herbert: Ja, es hat sich nicht viel verändert. Das einzige, was sich etwas geändert hat, ist, dass die Hersteller größer geworden sind. Das ist wohl der einzige Unterschied.

Das könnte sich jetzt in die andere Richtung entwickeln.
Johnny Herbert: Diese Chance besteht. Ich weiß noch nicht, ob die Budgetgrenze von 30 Millionen Pfund gut oder schlecht ist. Für mich scheint es nicht genug zu sein. 50 oder 60 sind eher möglich.

Das größere Problem ist wohl die Zweiklassengesellschaft mit Vorteilen für die Teams mit Budgetgrenze.
Johnny Herbert: Wenn man bedenkt, worum es in der Formel 1 geht, scheint das nicht der richtige Weg zu sein. Alle sollten unter dem gleichen Reglement antreten, sagen wir mit 60 Millionen Budget, die können selbst neue Teams relativ einfach auftreiben. Dann sehen wir hoffentlich mehr Autos. Aber ich glaube nicht, dass man zwei verschiedene Reglements haben sollte. Das macht für mich keinen Sinn.

Würde die Formel 1 damit auch ein bisschen back to the roots gehen?
Johnny Herbert: Das Prinzip war zu Zeiten der Teams das gleiche wie jetzt mit den Herstellern. Es gibt vielleicht ein bisschen mehr Politik innerhalb der Teams. Aber es wäre schön, wenn wir wie früher 26 Autos in der Startaufstellung hätten. Die Zeiten der Vor-Qualifikation werden wir sicherlich nie wieder sehen, aber ich erinnere mich noch daran. Damals gab es mehr Teams, aber es waren nicht nur fantastische Teams dabei, es gab auch "interessante" Teams. Heute ist die Formel 1 anders, es wird keine schlechten Teams mehr geben, alle betreiben ihr Geschäft ernsthaft und seriös.

1995 gewann Herbert seinen ersten Grand Prix in Silverstone., Foto: Sutton
1995 gewann Herbert seinen ersten Grand Prix in Silverstone., Foto: Sutton

Leute wie David Richards.
Johnny Herbert: David war nicht immer bei allen beliebt, aber was er mit Prodrive, der WRC und seinem Aston Martin Projekt geschafft hat, ist ihm mit einem sehr restriktiven Budget gelungen - er kann es also schaffen. Und: Wenn er es kann, können es andere auch.

Was hältst Du von der Saison bislang?
Johnny Herbert: Es ist gut, weil sich etwas verändert hat. Es gab die Diffusor-Geschichte, die zum Glück gelöst wurde, und auch die Liegate-Affäre über die ich ständig lese - das war schade, aber diese Dinge gab es in der Formel 1 schon immer.

Hast Du in Deiner Karriere schon mal etwas Ähnliches bei den Stewards erlebt?
Johnny Herbert: Nein, ich habe natürlich nie gelogen. Aber ich verstehe überhaupt nicht, warum sie es getan haben. Es macht für mich keinen Sinn, sie hatten gute Argumente.

Was hättest Du getan, wenn Dich ein Teammanager oder Teamchef dazu aufgefordert hätte?
Johnny Herbert: Am Anfang hätte ich wahrscheinlich auf das Team gehört, weil man normalerweise dem vertraut, was sie sagen. Es gibt auch einen Unterschied: Wenn man eine Argumentation verfolgt, ist es etwas anderes als eine Lüge. Denn eine Lüge bleibt eine Lüge - Punkt.

Können die Großen wie McLaren und Ferrari noch in den Titelkampf eingreifen?
Johnny Herbert: Sie können es noch schaffen, aber es wird schwer. Lewis sah in Bahrain besser aus. Es hängt davon ab, wie sich Brawn entwickelt. Sie haben bereits das Aerodynamikpaket und müssen nicht erst noch viel Zeit und Geld darin investieren.

Du würdest Dir also Jenson als Weltmeister wünschen?
Johnny Herbert: Sie müssen im Laufe der Saison noch stärker werden, nur so kann man eine WM gewinnen. Man kann gut beginnen, muss aber auch gut aufhören. Wenn die anderen aufholen, muss Jenson das Team führen. Derzeit sehe ich Sebastian als seinen größten Herausforderer. Der Red Bull ist gut, Adrian und Sebastian sind sehr gut und es ist ein bisschen wie mit Michael Schumacher und Ross Brawn früher.