Die Discokugel dreht sich, die Laserstrahlen schwirren über die Menschenmenge, der Bass dröhnt und der DJ lässt die Scheiben tanzen. Willkommen in der wilden Party-Welt! Nein, das ist kein Addon für Die Sims, sondern die reale Welt. Millionen von Chinesen feiern in Shanghai tierisch ab und mittendrin sind fünf Deutsche und ein Schweizer.

Shanghai rockte die ganze Nacht., Foto: GEPA
Shanghai rockte die ganze Nacht., Foto: GEPA

Den meisten Spaß hat Sebastian. Er ist nicht nur als Partydraufgänger, sondern auch als perfekter Alleinunterhalter und Comedy-König bekannt. Da war es klar, dass er sich die Megaparty von Shanghai weder vom schlechten Wetter noch von der Flugplanung kaputt machen lassen würde. "Nein, ich fliege erst morgen Früh, mit der ganzen Truppe. Vielleicht haben wir schon im Vorhinein das Richtige gemacht", sagte er uns, während der ausgeflippten Menge die mächtigen Beats um die Ohren schwappten, nur unterbrochen von einmaligen Angeboten, die Partyknüller wie "Feiern macht sexy" und "Blaskonzert im grünen Wald" auf sechs scharfen CD's feilboten.

"Shanghai ist so groß, dass Red Bull sich darin verstecken kann", meinte Partykönig Kai mit den kunterbunten Klamotten und der megakrassen Sonnenbrille. "Ich habe von der Red Bull Party noch nichts gehört, aber das würde ja zur Rezession passen: Da feiert man nicht mehr groß, sondern nur im kleinen Kreis." Von wegen kleiner Kreis! "Schau mer mal", sagt Sebastian. "Ich glaube, im Feiern sind wir gut!"

Und wie: Zwischen all den Stars, Sternchen und Cocktails werden sogar Freundschaften fürs Leben geschlossen oder Verbrüderungen nach dem größten Krach durchgeführt. So etwa mit seinem Fast-Namensvetter Sebastien. Auf dem Weg zur Jahrhundertparty wäre SebastiEn SebastiAn beinahe hinten in die Partykutsche gedonnert, weil er gerade noch ein Mettbrötchen am Lenkrad schmierte, doch er konnte das Steuer gerade noch rechtzeitig herum reißen und traf so nur SebastiAns rechtes Hinterrad. "Ich habe ihn einfach nicht gesehen", entschuldigte er sich. "Es war fast unfahrbar. Wir sind gefahren, aber ich habe einfach nichts gesehen."

Der DJ hatte sechs scharfe CDs., Foto: Red Bull/GEPA
Der DJ hatte sechs scharfe CDs., Foto: Red Bull/GEPA

Dem Partyurgestein Nick hätte er so etwas nicht erzählen dürfen. Der war so richtig angefressen und selbst von der besten Party-Mucke nicht aufzuheitern. "Was für ein Sch...", fluchte er. Der Regen, ein richtiger Auffahrunfall und auch noch Vandalen, die Räder über die Autobahn rollten - all das vermieste ihm gehörig die Partystimmung. "Es ging einfach nur darum, auf der Strecke zu bleiben. Leider eierte ein abgerissenes Rad herum", beschwerte er sich über die schwankenden Party-Amateure, die einfach nicht mit der Alkoholmenge klarkamen und erst nach links und dann nach rechts ausschweiften. "Es war ein Tag zum Vergessen. Vielleicht sollte man einfach froh sein, es überstanden zu haben."

Keine Party ohne abgefahrene Partyspiele. In Shanghai stand eine trendige Variante von Blinde Kuh ganz oben in der Beliebtheitsskala. "Bei diesen Verhältnissen konnte man kaum etwas sehen", sagte Timo zum kultigen Partyklassiker. "Bei freier Sicht waren wir gut und schnell, aber ansonsten wird sich Sebastian gefreut haben, dass hinter ihm alle nichts gesehen haben. Bei uns war Blindflug angesagt!"

Diese Dame drückte Sebastian die Daumen bei Blinde Kuh., Foto: Sutton
Diese Dame drückte Sebastian die Daumen bei Blinde Kuh., Foto: Sutton

Auch Partyschönling Nico wollte sich diesen Riesenspaß nicht entgehen lassen. Allerdings schummelte er: "Mein größtes Problem war, dass die Tropfen auf meinem Visier hängen blieben." Dieses Problem war nicht neu für ihn, weswegen er versuchte, mit diversen Mitteln freie Sicht zu erhaschen. "Leider konnte ich es bis jetzt nicht lösen." Die Moral von der Partygeschicht': Schummeln lohnt sich nicht! Das hätte Nico eigentlich von seinem britischen Kartkumpan wissen müssen...

Zur Strafe scheiterten seine Pokerbemühungen in einem dunklen Nebenraum kläglich. Beim ersten Spiel stieg er viel zu früh aus, obwohl er in einer sehr guten Position war und sich keine neuen Karten hätte abholen müssen. Später versuchte er mit einer alles oder nichts Taktik Boden gut zu machen: "Wir waren in keiner guten Position und ich versuchte mit einem Wechsel auf Intermediates noch etwas zu riskieren", verriet er. Zunächst schien dies auch zu funktionieren, dann kam es aber wieder knüppeldick und er kreiselte in hohem Bogen zur Hintertür hinaus.

Adrian ist ein Neuling in der Partyszene. Bei seinem letzten gewagten Versuch, sich in dieser für ihn noch ungewohnten und unbekannten Welt mit all ihren Eigenheiten zu etablieren, wurde er unsanft einer Rookietaufe unterzogen. Kimi der Eisige schnappte ihn sich in der Partymetropole Monaco und tauchte ihn tief in einen Eimer mit Eiswasser. "Vielleicht war das Pech und ein bisschen Zufall, dass es heute noch mal passierte, aber es macht Spaß, bei den Jungs da vorne mitzumachen", ließ er sich davon nicht unterkriegen. "Ich bin froh, dass es so gekommen ist." Die chinesische Partyszene ist eben so manches Opfer wert.