Auch wenn er damit gerechnet hatte, dass die Diffusor-Entscheidung so ausgehen würde, wie sie ausging, in den Tagen vor der Berufungsverhandlung in Paris glaubte Nick Heidfeld, dass sich doch noch etwas tun könnte. Als er dann vom Urteil hörte, ärgerte sich der Deutsche, dass die Teile von Brawn GP, Williams und Toyota für legal erklärt wurden. "Das bringt uns wie andere Teams in eine schwierige Situation, wenn wir um den Titel kämpfen wollen. Das war und ist unser Ziel dieses Jahr", sagte er am Donnerstag in Shanghai. Wäre die Entscheidung in Paris anders ausgefallen, dann hätte sich Heidfeld gute Chancen ausgerechnet, jetzt muss aber erst einmal aufgeholt werden, was Zeit kostet. "Auf der anderen Seite müssen wir das Urteil so akzeptieren und jetzt geht es weiter."

Ob es von der FIA nun eine klarere Regelformulierung geben wird, war ihm eigentlich egal. Er hatte nur gehofft, mit den anderen Teams auf Augenhöhe kämpfen zu können, was vorerst nicht passieren wird. Er rechnete damit, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis BMW Sauber den neuen Diffusor voll integriert hat. "Da muss man offensichtlich viele Dinge am Auto ändern und umbauen, vorne angefangen. Wir werden in Barcelona ein größeres Update bekommen, wo der Unterboden wahrscheinlich mit dabei ist, in welcher Form auch immer", sagte Heidfeld. Mit dieser ersten Version werde man aber noch nicht das volle Potential ausschöpfen können.

Button gewinnt nicht umsonst

In der WM ist für Heidfeld damit die schon von ihm vorher angekündigte Vorentscheidung gefallen und Jenson Button ist für ihn nun der klare Favorit. "Brawn und Jenson haben nicht umsonst die ersten beiden Rennen gewonnen. Wenn man sich die Pace, nicht unbedingt die Renn-Ergebnisse, anschaut, dann sind die Autos mit den Diffusoren vorne und die Anderen dahinter." Trotz der groß angelegten Kopiermaßnahmen vieler Teams sieht Heidfeld Brawn GP noch eine Zeit mit Vorsprung und von Button als Fahrer hält der BMW-Sauber-Pilot auch einiges. "Ich habe ihn in letzter Zeit nicht so genau auf der Strecke beobachtet. Es dürfte aber so sein wie früher, dass er einen sehr sauberen und ruhigen Fahrstil hat. Bei den ersten beiden Rennen hat er sich so gut wie keinen Fehler erlaubt und verdient gewonnen."

Sein eigenes Team ortet Heidfeld momentan hinter den Diffusor-Autos und Red Bull. Den Anschluss an die Spitze gebe es zwar noch, aber es reiche gerade nicht, um da vorne reinzustoßen. Besonders gespannt war er aber, ob und was Renault und McLaren schon in Shanghai an Umbauten bringen wollen. Klar war für ihn nur, dass die neuen Regeln dank der Diffusoren gescheitert sind. "Die Reduzierung des Abtriebs um 50 Prozent war schon Anfang des Jahres nicht gegeben. Mit den Unterböden fahren wir jetzt schon Zeiten, die schneller sind als voriges Jahr. Das Ziel wurde also nicht wirklich erreicht."

Auch KERS hilft nicht

Dass KERS das Manko des noch fehlenden Diffusors etwas ausgleichen kann, glaubte Heidfeld nicht. Er meinte, dass es bislang keine eindeutige Tendenz zwischen Autos mit KERS und Autos ohne zu erkennen gab, was Vorteile auf der Strecke betraf. In Shanghai wird der Deutsche das System wieder einsetzen und hat auch nicht vor, am Freitag einen Vergleich zwischen Auto mit KERS und ohne zu fahren. Sollte er es nicht wollen, könne es aber ausgebaut werden. Sollte der BMW Sauber im Laufe des Jahres tatsächlich noch leichter werden, dann kann es laut Heidfeld klarere Vorteile mit KERS geben. "Es gibt noch einiges an Potential, was KERS betrifft. Die Frage ist, wie schnell das umsetzbar ist. Es bleibt auch die Frage von davor, wie groß die Nachteile sind."