Strategie ist in diesem Jahr in der Formel 1 noch einmal wichtiger geworden. KERS bringt die Möglichkeit, den Konkurrenten an entscheidender Stelle mit 80 Zusatz-PS auszustechen, die weiter auseinander liegenden Reifenmischungen verlangen auch eine taktisch kluge Planung. Ob KERS besser im Angriff oder in der Verteidigung eingesetzt wird, darüber waren sich die Pressekonferenz-Teilnehmer am Donnerstag in Sepang nicht einig. "Ich hatte ein ereignisreiches Rennen gegen viele Leute mit KERS", erinnerte sich der KERSlose Nico Rosberg an Melbourne. "Ich fand es für mich sehr fordernd, denn schon das Überholen war schwierig, aber das Verteidigen war gegen Leute mit KERS sehr schwer, weil sie sehr schnell herankamen."

Der Williams-Pilot meinte aber, dass dies eine Sache sei, die der Sport brauche. Sein Kumpel Lewis Hamilton gab zu, dass er sein KERS am besten in der Verteidigung nutzen konnte. "Wenn man einen schlechten Ausgang hat und hinter einem ein schnelles Auto fährt, hilft das. Der Toyota konnte beispielsweise nicht nahe genug kommen, um mich in einigen der Kurven auszubremsen", sagte der Brite. Er nutze das System vor allem, um den Konkurrenten aus dem Windschatten abzuschütten, damit er an der Kurve nicht nahe genug dran ist.

Räikkönen will nur Rundenzeit

Bei Kimi Räikkönen war es anders. Er meinte, dass er das Energierückgewinnungssystem lediglich für die Rundenzeit einsetzt. "Natürlich kann es an einigen Orten beim Überholen oder Verteidigen der Position helfen, aber es hängt wirklich davon ab, was während des Rennens passiert." Sebastian Vettel hatte KERS im Rennen noch nicht im Einsatz, doch er meinte, dass er es bei Tests hauptsächlich für einen Leistungs-Gewinn nutzte. "Sonst würde es auch keinen Sinn machen, es zu verwenden."

Die Reifen spielen eine wichtige Rolle, Foto: Sutton
Die Reifen spielen eine wichtige Rolle, Foto: Sutton

Schwieriger ist die Sache bei den Reifen, wobei gerade Rosberg, der in Melbourne mit seinen zerstörten weichen Reifen regelrecht verhungerte, den größeren Abstand zwischen den wählbaren Mischungen gut findet. "Es ist für die Teams schwer, es da richtig zu machen. Es ist eine Herausforderung, die Strategie auszusortieren; was macht man, wie macht man es, denn mit dem Reifen ist da so eine Variable drin. Für das Racing ist es toll, wie wir in Melbourne gesehen haben. Ich war da ein Opfer und fiel einfach zurück. Ich war auf den weichen einfach so langsam, da sie völlig wegbrachen. Aber ich bin zufrieden damit, ich denke, es ist gut", erklärte der Williams-Pilot.

Hart oder weich

Auch die Kollegen Jenson Button, Räikkönen, Vettel, Sebastien Bourdais und Hamilton stimmten zu, dass der Rennsport aufregender dadurch wird. Button meinte, dass es in Sepang besonders interessant wird, weil dort der harte Reifen verwendet wird, mit dem sein Team noch nicht getestet hat. "Es wird also interessant, ob wir ihn hier zum Laufen bekommen. Ich denke, es wird ein paar Runden dauern, bis wir da Temperatur drin haben. Es wird schwierig, festzustellen, welcher Reifen besser ist und welcher im Rennen brauchbarer ist. Das werden wir morgen herausfinden wollen", erklärte der Melbourne-Sieger.

Räikkönen konnte sich noch gut erinnern, wie bald er in Australien an die Box musste, weil die weicheren Reifen nach dem Start nur kurz hielten. "Es muss aber jeder an irgendeinem Punkt im Rennen unter dem schlechteren Reifen leiden. Wir hatten eben beschlossen, damit zu beginnen", meinte er. Vettel erachtete diese große Lücke durchaus als knifflig, immerhin sind die weichen Reifen meist schnell kaputt, die harten dafür schwer zum Arbeiten zu bekommen. "Wir werden sehen, wie es hier funktioniert. Ich bin auf die harte Mischung gespannt, denn ich denke, das ist eine völlig neue Mischung, mit der noch niemand Erfahrung hat. Wir werden also sehen, wie es läuft", erklärte der Deutsche. Bourdais gab noch zu bedenken, dass auch die beste Reifenstrategie durch ein Safety Car durcheinander geworfen werden kann. "Das entscheidet, ob die Strategie funktioniert oder nicht."