Marc, wie lautet Dein Fazit nach dem ersten Qualifying?
Marc Surer: Ganz einfach: Herrlich! Ich hatte gehofft, dass das Feld etwas vermischt wird. Jetzt ist es noch viel krasser als ich es erhofft hatte. Das gefällt mir. Eine Regeländerung gibt kleinen Teams immer eine gewisse Chance. Es ist jetzt extremer eingetroffen als gedacht, warum auch immer, aber es hat die F1 schön aufgemischt.

Brawn scheint mindestens eine halbe Sekunde vor dem Rest zu sein. Kann das so weitergehen?
Marc Surer: Es wird noch einmal darüber verhandelt, was mit dem Diffusor passiert. Dann müssen die anderen nachziehen und auch so ein System bauen oder es wird vom Reglement unterbunden. Grundsätzlich sind die Autos hier aber legal. Wenn sie hier gewinnen, haben sie den Sieg, der wird ihnen nicht wieder weggenommen.

Warum ist Brawn so schnell?
Marc Surer: Sie haben den extremsten Diffusor von allen, auch den drei fraglichen Teams. Offensichtlich hat Brawn das Getriebe so gebaut, dass sie hinten die Luft besser wegsaugen können. Das neue Reglement erlaubt nur einen begrenzten Diffusor ab Mitte Hinterachse. Das Problem dabei ist, dass man die Luft hinter dem Auto nicht wegbekommt. Mit dem zusätzlichen Diffusor und einem wohl schmalen Getriebe, das viel Luft vorbeiströmen lässt, saugt man die Luft besser unter dem Auto weg, hat mehr Anpressdruck, wodurch man die Flügel etwas flacher stellen kann und eine bessere Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Surer sieht Ferrari auf dem Weg nach vorne., Foto: Sutton
Surer sieht Ferrari auf dem Weg nach vorne., Foto: Sutton

Welche Lösung wäre fairer? Wenn alle nachrüsten müssen oder die drei ihren Diffusor ändern müssten?
Marc Surer: Es ist einfacher und günstiger, die Lösung zu verbieten. Dazu kommt, dass die Rundenzeiten genauso schnell sind wie im letzten Jahr. Eigentlich wollte man die Geschwindigkeiten ja reduzieren. Das spricht gegen die Lösung von Brawn, Toyota und Williams. Auf der anderen Seite war es in der Vergangenheit immer so, dass eine tolle Idee nachgebaut wurde.

Was glaubst Du: Ist KERS hier ein Nachteil?
Marc Surer: Es ist zumindest kein Vorteil. Ob es ein Nachteil ist, kann ich nicht beurteilen. Wir haben nur geringe Unterschiede gesehen zwischen KERS-Autos und Nicht-KERS-Autos. Wir stehen aber auch erst am Anfang der KERS-Entwicklung. Ich bin der Meinung, dass es grundsätzlich ein Vorteil sein wird. Auf anderen Strecken vielleicht sogar viel mehr als hier.

Ferrari wirkte im Qualifying nicht so stark. Auf Long Runs scheint das besser auszusehen...
Marc Surer: Ich glaube auch, dass sie im Rennen stark sein werden. Auf eine Runde haben sie es nicht hinbekommen, aber das kann tausend Gründe haben. Man darf sie nicht abschreiben, sie sind besser, als sie in der Startaufstellung aussehen.

McLaren Mercedes sieht hingegen noch schlechter aus als sie eigentlich waren, weil ein bisschen Pech dazu kam.
Marc Surer: Hamilton hatte ein Getriebeproblem und konnte nicht mehr mitfahren. Er wäre sicher ein bisschen weiter vorne, aber ich bezweifle, ob er unter die Top10 gekommen wäre.

Wie lange werden sie brauchen, um den Anschluss zu finden?
Marc Surer: Die ersten vier Rennen wird sich nicht viel tun. Denn es geht um grundlegende Änderungen, sonst hätten sie es beim Testen schon in den Griff bekommen. Sie müssen in den Windkanal und viel arbeiten am Auto.

Eine glanzvolle Premiere bei Red Bull für Sebastian Vettel.
Marc Surer: Das war herrlich. Er hat Mark Webber als Qualifyingspezialisten im eigenen Land geschlagen - sensationell! Vettel wir den hohen Erwartungen gerecht.

Und BMW Sauber?
Marc Surer: BMW schlägt Ferrari, das ist ganz klar. So gesehen haben sie gute Arbeit geleistet im Winter. Wenn wir die Diffusor-Geschichte wegrechnen, sind sie vorne dabei.