Die neue Formel 1. Kosten senken, Geld sparen, alles drei Nummern kleiner machen. Vorbei sind die Zeiten von "Mein Megamotorhomepalast, meine Superfabrik und meine Überpräsentation mit Spice Girls, Demofahrten und 2000 Gästen.

Der Ausstieg von Honda hat das beschleunigt, was Max Mosley schon seit Jahren predigt: die F1 müsse billiger werden, weniger Millionen verschlingen, die niemand sieht. Aber nicht nur die F1, auch in anderen Motorsportserien kam es zum überstürzten Exodus: Audi verließ die ALMS, die für die Ingolstädter in den letzten Jahren durch das TDI-Engagement eigentlich fast wichtiger als die DTM erschien. Suzuki und Subaru zogen sich aus der WRC zurück und ließen dort nur noch zwei Hersteller übrig. Die Gründe waren immer die gleichen: Kostensparen in Folge der Weltwirtschaftskrise. Das kam den Vorständen gerade recht.

Die Kostenkiller vom dunklen Turm bedrohen Jerez., Foto: Bumstead/Sutton
Die Kostenkiller vom dunklen Turm bedrohen Jerez., Foto: Bumstead/Sutton

Da musste man es wohl als schlechtes Timing bezeichnen, dass nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe des WRC-Rückzugs von Subaru ein zweites Press Release in der Redaktion eintrudelte: Subaru wird offizieller Partner der Vierschanzentournee... das nennt man dann wohl eine Marketingpanne. Aber nichts, was der bei seinen Rückzugsworten um Fassung ringende Subaru-Chef auf der PK nicht hätte wettmachen können.

Der Kostenfresser lebt

Aber so ganz gestorben, aufs Abstellgleis manövriert ist die alte F1-Welt noch nicht. Das zeigte die letzte Wintertestwoche noch einmal ganz genau. Im nächsten Jahr wird während der Saison überhaupt nicht mehr abseits der GP-Wochenenden getestet. Da nutzten die Teams die Möglichkeit und die 30.000 Testkilometer des Jahres 2008 noch einmal voll aus: gleich auf drei verschiedenen Strecken waren sie im Einsatz.

Zwei testeten auf der neuen (!) Teststrecke in Portimao (wofür braucht man die, wenn nicht mehr getestet wird?), drei auf der alten Teststrecke in Jerez (wo man nun um die Existenz bangt) und eines verschlug es sogar nach Bahrain - wo Toyota mit fünf Fahrern die letzten Kilometer ausquetschte und nichts verschenkte. Aber dafür hatten sie ja auch für Transport und Exklusivtest unter Ausschluss der Öffentlichkeit genug bezahlt...

In Portimao ist die Welt noch in Ordnung: ein Pool im Fahrerlager., Foto: Hartley/Sutton
In Portimao ist die Welt noch in Ordnung: ein Pool im Fahrerlager., Foto: Hartley/Sutton

Die alte, "koste es was es wolle"-F1 ist also doch noch irgendwo dort draußen, zumindest war sie es in Portimao, Jerez und Bahrain - und das samt Stellwänden vor den Boxen, obwohl die Boxengasse mit nur zwei bis maximal drei Teams doch recht überschaubar war. Aber man wollte wohl noch mal in Erinnerungen an die gute, alte Zeit schwelgen, als Kostensparen noch genauso ungebräuchlich war wie das gemeinsame Nutzen von Teststrecken für Rollouts (Toyota, Renault und Williams fahren ihre ersten Tests mit dem neuen Auto am 19. Januar in Portimao, nichts mehr mit prunkvollen Präsentationen am einen Tag und exklusiven Rollouts am nächsten an einem gänzlich anderen Ort).

Luxus am Pool

Überhaupt scheinen die Teams an Portimao einen Narren gefressen zu haben. Nachdem Ferrari und McLaren in der vergangenen Woche zum ersten Mal dort gefahren sind, geht es also im Januar zum ersten Gruppentest und Massenrollout dorthin - vielleicht ist es ja der Pool im Fahrerlager, der den Teams so gut gefällt, wenn man sonst schon jeglichen Luxus der Kostenschere opfern muss... wer weiß schon wirklich, warum Felipe Massa sich am ersten Testtag unwohl fühlte und vorzeitig aufhören musste. So ein paar freie Tage am Pool...

Apropos Unwohlsein: das dürfte es nicht nur Jerez und allen anderen Teststrecken, die 2009 nur noch Januar bis März und November bis Dezember (so das denn bleibt) haben, um Geld mit F1-Tests zu verdienen. Auch die Testteammitglieder und sonstigen "entbehrlichen" Teammitglieder (bis zu 1000 können das bei den Topteams schon mal werden) zittern um ihre Jobs - und nicht nur bei Honda... aber Max Mosley bezeichnet das als zu erwartende Opfer, schließlich gehe Kostensparen immer mit Personalabbau, oder nennen wir es beim Namen, Entlassungen einher.

Zugeschaut haben nur die Enten..., Foto: Bumstead/Sutton
Zugeschaut haben nur die Enten..., Foto: Bumstead/Sutton

Sparen wir uns den Nachwuchs?

Erst gar nicht bis zur Bewerbungsphase könnten zukünftig Nachwuchspiloten kommen. Während der Saison darf nicht getestet werden, ob es eine Regelung für die GP-Freitage geben wird, steht noch in den Sternen. Wann also sollen die F3-, GP-2 und sonstigen Jungpiloten erste Erfahrungen mit einem F1-Boliden sammeln? Wann sollen sie mal für ein, zwei Tage hineinschnuppern und ein Team von ihren fahrerischen und technischen Fähigkeiten überzeugen? Nur noch in den superteuren Supersimulatoren? Sind die wirklich so gut und fallen die nicht als nächstes der Schere zum Opfer?

Toyota machte aus der teuren Reise nach Bahrein wenigstens das Beste und ließ mit Henkie Waldschmidt und Andrea Caldarelli zwei Piloten aus dem eigenen Nachwuchsprogramm (das Gerüchten zu Folge ebenfalls auf der Kippe steht, die Kosten, Sie wissen schon....) erste F1-Erfahrungen sammeln. Auch Philipp Eng war als Formel BMW-Weltfinalsieger in Mexiko an der Reihe, einen BMW Sauber zu fahren. Eine Woche vorher musste aber auch er noch bangen: das Testreglement ließ noch offen, wie viel er überhaupt fahren durfte - am Ende hatte er glück: er durfte gleich an zwei Tagen ran. Wann es das nächste Mal eine solche Gelegenheit für ihn und seine Nachwuchskollegen geben wird, müssen jene FOTA- und FIA-Leute beantworten, die zwischen Angst und Aktionismus das erfolgreichste Meeting aller F1-Zeiten abgehalten haben.