Am einen Wochenende zu Tode betrübt, am nächsten im größten Ostersiegestaumel. So kennen wir die italienische Presse. Nur Stefano Domenicali wollte nicht mitspielen. Er wollte auch nach dem überlegenen Sieg von Kimi Räikkönen in Malaysia nicht abheben, genauso wenig wie er nach dem Debakel von Melbourne am Boden zerstört war. "Letztes Wochenende meinten alle, dass McLaren in einer eigenen Welt fahre. Wir erwiderten: okay, sie hatten ein tolles Rennen, aber das kann sich ändern."

Es hat sich geändert. "Ferrari war absolut unschlagbar", stellte Renault-Motorenmann Denis Chevrier fest. Luca di Montezemolo teilte aus der Heimat mit, dass er mit so einer Reaktion seines Teams gerechnet habe. Ohne den Abflug von Felipe Massa wäre sogar ein Doppelsieg drin gewesen. "Wir hatten einen klaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz", sagte Luca Baldisserri. Das bestätigte auch Domenicali. "Heute waren wir sehr schnell, nahmen den Speed im letzten Teil des Rennens heraus, um das Auto zu schonen."

Platz 2 ging an Robert Kubica, der nach Monza 2006 seinen zweiten 2. Platz einfuhr. "Nach dem Pech von Australien ist das ein tolles Ergebnis. Wir wussten, dass wir nicht mit Ferrari mithalten konnten." Er versuchte dranzubleiben, musste dann aber seinen Speed gehen.

McLaren in Problemen

Für McLaren lief der Grand Prix nicht wie erwünscht. Nach der Strafversetzung beider Piloten nach dem Qualifying kämpften sie sich einige Plätze nach vorne, blieben dann aber im Verkehr stecken. Bei Kovalainen reichte ein unauffälliges, aber fehlerfreies Rennen für sein erstes McLaren-Podium hinter Räikkönen und Kubica. Hamilton verschenkte seine Chance auf einen Podestplatz bei einem verpatzten Boxenstopp. Der rechte Vorderreifen wehrte sich beim ersten Stopp.

Räikkönen durfte 2008 nicht oft jubeln., Foto: Sutton
Räikkönen durfte 2008 nicht oft jubeln., Foto: Sutton

"Ich habe nach vorne geschaut und da hat es lange gebraucht, bis der rechte Reifen drauf war. Ich denke also, dass es ein Problem mit der Wheel Gun war", war Hamilton kurz nach Rennende etwas ratlos. "Es sieht so aus, als ob der Schließmechanismus der Radmutter nicht funktioniert hat", führte Martin Whitmarsh aus. "Sie ging deswegen also nicht runter. Der Mechaniker leistete aber tolle Arbeit. Er wechselte zu einer anderen Wheel Gun und musste erst die Radkappe von der Gun runter nehmen. Mit der zweiten Gun hat er dann wahrscheinlich die Sicherungsstifte abgedreht, wodurch er die Mutter runter bekam."

In den Schlussrunden machte sich Hamilton auf harten Reifen noch einmal auf die Jagd nach Jarno Trulli auf Platz 4. Aber der Italiener machte keinen Fehler, Hamilton kam nicht mehr vorbei. "Noch ein paar Runden mehr und er hätte es vielleicht geschafft", glaubte Teamchef Ron Dennis. Das gleiche Spiel spielten dahinter Mark Webber und Fernando Alonso, die auf den Plätzen 7 und 8 ins Ziel einliefen. Zwischen Hamilton und Webber kreuzte Nick Heidfeld als Sechster die Ziellinie. Der Deutsche setzte als Schlusspunkt immerhin die schnellste Rennrunde.

BMW Sauber mit Highlights

In Melbourne war McLaren überlegen und Ferrari hatte Probleme, in Sepang dominierte Ferrari und McLaren steckte in Schwierigkeiten. "Es gibt nicht mehr den Einen, der am schnellsten fährt", analysierte Mario Theissen. "Und wir beginnen langsam im Konzert der Großen eine Rolle zu spielen." Vieles hing von der Tagesform und der Kompatibilität zur Streckencharakteristik ab. "Unsere Pace war jener von McLaren ebenbürtig", sagte Willy Rampf. Dass der BMW Sauber überall so gut funktionieren würde, sei aber nicht garantiert. Theissen war trotzdem optimistisch: "Natürlich sind die ersten beiden Rennen ein Hinweis darauf, dass Melbourne keine Eintagsfliege war."

Auch am Überholmanöver des Rennens war ein BMW Sauber-Fahrer beteiligt. Kurz nach dem Start flogen Nick Heidfeld, David Coulthard und Fernando Alonso nebeneinander auf die Schlusskurve zu, Heidfeld ging innen an beiden Kontrahenten vorbei, Alonso schnappte sich Coulthard am Ende der Geraden. Erinnerungen an Spa-Francorchamps 2000 wurden wach. In diesem Fall mit Coulthard in der Rolle des Ricardo Zonta. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass Heidfeld sich in dieser Saison zwei Gegner auf einmal schnappen sollte...