Pole Position, Sieg und schnellste Rennrunde - für McLaren Mercedes war Shanghai in diesem Jahr sehr wohl eine Reise wert. "Wir versuchen immer so schnell wie möglich zu sein", verrät Martin Whitmarsh, "manchmal ist man dann schneller als alle andere." Und das war Lewis Hamilton in China auf alle Fälle. Weder Kimi Räikkönen noch Felipe Massa konnten mit ihm mithalten.

"Lewis war fest entschlossen, die Dämonen vom letzten Wochenende zu vertreiben", erklärte Whitmarsh weiter. "Er kam hierher und dominierte alle Session." Ferrari sei nicht so schnell gewesen. "Aber sie sind immer noch ein gefährlicher Gegner." Ein Gegner, der vor dem Saisonfinale in Brasilien noch etwas mehr Druck hat als Hamilton und McLaren. "Niemand darf in Brasilien einen Fehler machen", betonte Whitmarsh. "Wir haben 7 Punkte Vorsprung, aber wir wissen, dass es trotzdem schief gehen kann."

Null-Fehler-Job

Deshalb müsse man sicherstellen, dass man keine Fehler mache. "Wir wollen gewinnen und sind in einer starken Position, aber um den Titel zu gewinnen, müssen wir das nächste Rennen auch beenden", sagt Ron Dennis. "Wir müssen konzentriert und ruhig bleiben." Das sei die Herausforderung für das Team in den kommenden Wochen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir keine Fehler machen."

Hamilton dominierte in Shanghai., Foto: Sutton
Hamilton dominierte in Shanghai., Foto: Sutton

Dazu zählt auch die Zuverlässigkeit, die bei McLaren zuletzt bei Heikki Kovalainen zweimal zu wünschen übrig ließ. Entsprechend warnt Dennis: "Es ist noch nicht vorbei." Whitmarsh fügt hinzu, dass man bei einem F1-Auto nie auslerne und stündlich neue Dinge erfährt oder Prozesse verbessern könne. "Klar, mit unserem Auto sollte man Fünfter werden können", sagt Norbert Haug, "aber man muss dazu erst einmal ins Ziel kommen."

Gefahr durch Mannschaftskollegen

Dabei zielt der Motorsportchef allerdings nicht nur auf die Zuverlässigkeit ab. "Man muss auch schauen, in welcher Umgebung man sich im Feld befindet." Eine kleine Rangelei im Mittelfeld könnte schnell den Frontflügel kosten. "Speziell, wenn es unbeteiligte Fahrer im Feld gibt, die schon ankündigen für wen sie fahren wollen", spielt er auf Fernando Alonso an, der vor dem Wochenende erklärt hatte, dass er Felipe Massa wenn möglich helfen werde.

"Dann muss man schauen, ob man in deren Näher ist", so Haug, der selbst noch nichts davon wusste, dass die F1 mittlerweile zum Mannschaftssport geworden sei. Dabei betont doch gerade McLaren immer den Begriff Team in McLaren Mercedes Team. Über die Stallregie bei Ferrari ärgerte er sich übrigens nicht. "Wenn überhaupt, ärgere ich mich nur über Dinge, mit denen ich nicht rechne." Mit einer unfairen Aktion rechnet er in Brasilien natürlich nicht, aber Psychospielchen gebe es viele. "Bisher hat es nur nicht funktioniert."

Für Ron Dennis gibt es neben der Fahrer-WM noch ein weiteres Ziel: "Der Konstrukteurstitel ist noch nicht außer Reichweite", sagt er. Momentan fehlen McLaren elf Punkte auf Ferrari. "Wir werden versuchen, beide Titel zu gewinnen. So weit sind wir nicht zurück." Die beste Lösung wäre ein Rennen wie in Shanghai, meint Haug. "Wenn man ganz vorne steht und dann das Rennen kontrolliert, ist das der schönste Weg, aber ich kann keinen Sieg ankündigen." Dafür kündigt Dennis ein spannendes Rennen an. "Aber wir werden versuchen, es für alle langweilig zu machen."