Druck ist dieser Tage in der Formel 1 ein viel strapaziertes Wort, schließlich ist die Weltmeisterschaft in ihrer Endphase und da kann jedes Zucken schon eine Entscheidung bringen. Felipe Massa sieht die Sache mit dem Druck aber relativ. "Ich denke, der Druck ist immer da. Wenn man Ferrari-Fahrer wird, hat man zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Saison Druck, egal wo man ist. Vielleicht ist der Druck anders, aber man hat immer Druck", erklärte er in Shanghai. Man lerne allerdings auch, wie man mit dem Druck umgehen kann und wie man seine Arbeit erledigt. Deswegen sei es dann auch egal, was um einen herum passiert. "Ich fühle mich recht gut, fühle mich in einer Position, um den Job so gut wie möglich zu machen. Hoffentlich machen wir auch alles richtig und erreichen unsere Ziele."

Klar war Massa nur, dass der aktuelle Druck wohl ein anderer ist, als beispielsweise nach seinem schlechten Saisonauftakt mit zwei Ausfällen. "Es ist aber immer das Gleiche. Der Druck für Ergebnisse ist immer da, egal ob man Erster oder Letzter in der WM ist." Momentan ist er Zweiter und damit Jäger von Lewis Hamilton. Ob man nun Jäger oder Gejagter ist, sah der Brasilianer auch nicht als besonders unterschiedlich an. Zwar wäre er lieber vorne, doch hätten er und Hamilton viel, worüber sie nachdenken müssen: "Wie das Rennen laufen wird, was wir tun müssen, um erfolgreich zu sein. Es ist egal, ob man darum kämpft, Punkte aufzuholen oder darum, den Vorsprung zu halten. Es ist beides schwer."

Hamilton ist so

Ob es besser ist, eher aggressiv oder eher überlegt in den Endspurt zu gehen, konnte Massa nicht sagen. Er musste zwar zugeben, dass er die Kritik an Hamilton für seine Fahrweise mitbekommen hat, doch das ändere gar nichts. "Wir haben oft gesehen, dass ein aggressiver Stil viel hilft, wir haben auch gesehen, dass er nicht hilft", erklärte er und meinte, dass es in den Rennen eben so oder so laufen könne, man das vorher aber eben nie wisse. Ein besonderes Problem mit Hamiltons Fahrweise schien Massa jedenfalls nicht zu haben. Stattdessen meinte der Brasilianer, dass es eben die Persönlichkeit des Briten sei, aggressiv und manchmal etwas zu selbstbewusst zu sein. "Es ist eben so, das heißt aber nicht, dass er nicht gut, stark oder konkurrenzfähig sein kann. Jeder weiß, dass er stark ist und seine Art hat ihm in vielen Rennen Punkte gebracht."

Allerdings hat Hamilton das mittlerweile auch viel Kritik von seinen Kollegen eingebracht. Diesbezüglich musste Massa betonen, dass er immer alle respektiere, gegen die er fahre, da er eben so sei und seine Arbeit so mache. "In der Formel 1 darf man die Gegner nie unterschätzen. Hier weiß jeder, was er tut, jeder ist sehr stark, jeder hat alles gewonnen, bevor er in die Formel 1 gekommen ist. Deswegen denke ich, dass der Respekt vor anderen Fahrern das Wichtigste ist", sagte er. Im Rennen am Sonntag dürfte aber wohl die Strategie das Wichtigste sein, wobei Massa meinte, es sei noch zu früh, um darüber nachzudenken. Er rechnete nur damit, dass Kimi Räikkönen in guter Form sein wird, was ihm im Kampf um den Titel doch helfen sollte.

Dass es ausgerechnet sein Heimrennen in Sao Paulo sein würde, bei dem sich Massa den Titel holen könnte, weiß der Brasilianer, doch daran will er aktuell nicht denken, sondern lieber an die Aufgabe von Shanghai. "Es wäre aber schön, bei meinem Heimrennen um die WM zu kämpfen." Die Chancen auf einen möglichen Titelgewinn will er aktuell aufgrund des engen Punkteabstands aber nicht ausgeglichen sehen, so wie das Flavio Briatore angedeutet hatte. "Wir sind fünf Punkte hinten, als haben wir nicht die gleichen Chancen wie die Gegner. Sicher ist es beinahe gleich, aber beinahe bedeutet in der Formel 1 nichts", meinte er. Es könnte sich zwar schnell wieder etwas ändern, so wie beispielsweise in Singapur, als Hamilton von einem auf sieben Punkte davonzog, es könnte aber noch einmal genauso passieren wie in Singapur, meinte er. "Deswegen ist es nicht ausgeglichen. Wir müssen einfach probieren, vorne zu sein."