Sensationell, eindrucksvoll, fantastisch: der neue permanente Straßenkurs in Valencia begeisterte den gesamten F1-Paddock. "Hut ab", sagte Mario Theissen. Aus Sicht des BMW-Motorsportdirektors hat die Strecke Zukunft. Allerdings schob Theissen direkt hinterher, dass der Trend zu neuen Stadtkursen wie in Valencia und Singapur nicht überstrapaziert werden dürfe.

"Mir ist Diversität wichtig", sagte er. Man brauche die neuen Kurse genauso wie die traditionellen Naturstrecken in Spa, am Nürburgring oder auch in Silverstone. "Aber klar ist: wenn man in die Stadt geht, sind gleich 200.000 potenzielle Zuschauer vor Ort." Die öffentliche Wahrnehmung und das Interesse seien dann viel größer.

Neues Highlight

Trotzdem gilt Valencia für Theissen & Co ab sofort als eines der Saisonhighlights. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung", stimmt Norbert Haug zu. Den Mercedes-Sportchef beeindruckte vor allem die Zeit, in der die neue Streckenanlage aus dem Boden gestampft wurde.

"Vor gut 16 Monaten haben wir hier in den Straßen von Valencia unser neues Auto vorgestellt", erinnerte er sich. "Damals gab es die ersten Gespräche über die Möglichkeit, hier ein Rennen zu fahren." Dass dies in so kurzer Zeit geschafft wurde, kann Haug gar nicht hoch genug würdigen. "Das ist ein Zeichen für die Formel 1."

Vorbild für England

Ron Dennis ist ebenfalls begeistert, obwohl ihn die tolle Anlage in Valencia auch etwas nachdenklich stimmt. "Ich werde jetzt etwas Kontroverses sagen, dass ich nachher wohl bereuen werde", begann der McLaren-Teamboss. "Wenn ich nach England zurückkomme und in London Heathrow lande, bin ich beschämt." Denn aus seiner Sicht sind Flughäfen das Tor zur Welt für das jeweilige Land. Und da stehe England nicht besonders gut da.

Valencia gilt als Vorbild für andere Länder., Foto: Sutton
Valencia gilt als Vorbild für andere Länder., Foto: Sutton

Valencia sei das genaue Gegenteil: kein Tor zum Land, das sind Madrid und Barcelona, "aber die lokale Regierung hat alle Ressourcen gebündelt". Sie haben den Americas Cup geholt, sie haben die Formel 1 geholt und für alles weltklasse Anlagen zur Verfügung gestellt. "Das zeigt, was man erreichen kann, wenn die Regierung entschlossen agiert. Ich kann die lächerlichen Dinge, die wir in England haben, nicht verstehen."

Statt sich über die Olympischen Spiele in London zu freuen und stolz darauf zu sein, werde über relativ geringe Summen an Geld diskutiert. Valencia habe es vorgemacht: "Sie haben die Infrastruktur, die Anlagen, die Ressourcen, im nächsten Jahr müssen sie nur noch ein paar Farben einbringen und den Hafen mit Booten füllen." Dafür verlangten sie in diesem Jahr zu viel Geld. In Singapur erwartet Dennis eine ähnlich perfekte Inszenierung. "So muss es sein. Das sind Beispiele dafür, was man erreichen kann, wenn alle am gleichen Strang ziehen."