In Budapest ging 2007 viel zu Bruch. Die Beziehung der McLaren-Piloten untereinander, die Beziehung eines Fahrers zu seinem Teamchef, die Beziehungen innerhalb des Teams, die Beziehung des Teams zur FIA, die Beziehung des Teams zu Ferrari - der öffentliche Polterabend der Silbernen zog viel zerbrochenes und angeschlagenes Porzellan nach sich. Andererseits gab es im neuen Glaspalast der Silbernen ja genug Nachschub an klirrendem Material. Aber Scherben bringen bekanntlich Glück. Vor einem Jahr allerdings nur für Lewis Hamilton, er gewann das Rennen, nachdem er sich zu Beginn des Q3 über eine Absprache hinweg gesetzt hatte. Später soll sich Alonso dafür revanchiert haben - und wurde von den Rennkommissaren dafür bestraft.

Alle wieder glücklich

Ein Jahr danach fühlen sich Alonso und Hamilton viel wohler in ihrer Haut und in ihren Teams. "Alles ist viel entspannter", sagt Hamilton. "Wir haben ein nettes Umfeld und alles ist, wie es sein sollte." Einen Großteil zur guten Stimmung im Team trage sein neuer Teamkollege Heikki Kovalainen bei. "Wir wollen hier Rennen fahren und es gibt keine Ablenkung, keine zusätzliche Last auf dem Team. Das ist eine viel bessere Situation."

Trotz des fehlenden Erfolgs ist auch Alonso viel glücklicher als vor einem Jahr. Im letzten Jahr habe er um die WM fahren können, was dieses Jahr nicht der Fall sei, aber wenn er jetzt noch bei McLaren fahren würde, könnte er trotzdem in der gleichen Situation ohne Siegchance sein. "Somit bin ich bei Renault wenigstens glücklich und genieße die volle Unterstützung des Teams." Hier wisse er, dass alle Tag und Nacht dafür arbeiten, um ihm das beste Auto zu geben.

Der Qualifying-Zwischenfall aus dem Vorjahr lässt Alonso immer noch nicht ganz kalt. "Es war mehr eine Sache des Teams", sagt er. "Wir machen, was das Team uns sagt [was Hamilton damals nicht machte, weil Alonso die zusätzliche Runde zugestanden hätte] und nichts anderes. Wenn wir das nicht machen, ist das Team normalerweise nicht sehr glücklich darüber, aber damals schienen sie ziemlich glücklich zu sein."

Die Vorgeschichte: Budapest 2007

Das Lächeln verging Alonso bald., Foto: Sutton
Das Lächeln verging Alonso bald., Foto: Sutton

Die Sicht von Hamilton war eindeutig: er sah sich durch Alonso bei seinem letzten Boxenstopp im 3. Qualifying behindert, dadurch kam er nicht mehr rechtzeitig über die Linie, um seinerseits noch einen Angriff auf die Pole zu schaffen. Derweil schnappte ihm der Spanier auf dessen letzter Runde die Bestzeit weg. Nach außen nahm Alonsos das gelassen hin, intern explodierte der Spanier jedoch. Wie später herauskommen sollte, stürmte er ins Büro von Ron Dennis und drohte damit, einen E-Mailwechsel mit Chefdesigner Mike Coughlan an die FIA weiterzugeben, der das Team in der Spionageuntersuchung belasten würde. Vor dem Rennen entschuldigte sich Alonsos Manager für den Ausbruch seines Schützlings, dieser habe das nicht so gemeint. Die Risse waren jedoch nicht mehr zu kitten.

"Dass das Verhältnis zwischen Fernando und mir extrem kalt ist, ist eine Untertreibung", sollte Dennis einige Wochen danach während der Anhörung vor dem Weltmotorsportrat der FIA gestehen. "Fernando hat die feste Überzeugung, dass unsere Politik, wonach jeder Fahrer gleich behandelt wird, seinen Status als Weltmeister nicht ausreichend würdigt. Er begründet das damit, dass seine Erfahrung und sein Wissen, dass er bei seinem alten Team erworben hatte, so groß ist, dass er einen Vorteil bekommen sollte." Das ist allerdings gegen die Prinzipien von Dennis und McLaren.