Die Reifen waren nach dem Rennen in Silverstone vielerorts ein Thema, ganz speziell aber bei Ferrari, wo nicht nur Außenstehende das Gefühl hatten, dass Kimi Räikkönen mit einem Wechsel auf Full Wets zur rechten Zeit besser beraten gewesen wäre als mit einem Verbleib auf Intermediates. "Wir hatten ehrlich gesagt keinen Regen erwartet, also haben wir beim ersten Stopp die alten Reifen dran gelassen, doch kurz danach kam der Regen. Bis dahin hatten wir den Speed und das Auto, um das Rennen zu gewinnen. Aber dieser Fehler hat uns leider das Rennen gekostet. Das war unglücklich, aber wir haben Punkte mitgenommen, also war es kein völliges Desaster", sagte der Finne danach.

Schuld wollte er an der falschen Reifen-Entscheidung niemandem zuschieben, da es eine Teamentscheidung gewesen sei. "Wir treffen die Entscheidungen gemeinsam und oft stimmen sie auch. Heute war das leider nicht der Fall. Es hätte auch in die andere Richtung gehen können und wir hatten bis dahin eben guten Speed", sagte er. Als der Regen dann kam, konnte man aber nichts mehr tun, da die Reifen alt waren, fügte er an. Natürlich ist aufgrund des kleinen Reifen-Missgeschicks die WM nun noch spannender geworden, da mit Räikkönen, Felipe Massa und Lewis Hamilton drei Fahrer in der Spitze liegen. Räikkönen konnte sich nicht darüber beschweren, noch vorne dabei zu sein.

"Die vergangenen vier Rennen waren nicht leicht für mich. Wir hatten nicht ein gutes Rennen. Beim vorigen Rennen hatten wir guten Speed, aber leider hatte ich das Problem am Auto. Wenn man sich all das ansieht, zwei Rennen ohne Punkte und dann kein wirklich perfektes Rennen bei den zwei nächsten Events, dann ist es nicht so schlecht, dass wir immer noch bei der WM-Führung dabei sind", betonte er. Und Räikkönen war davon überzeugt, dass der Ferrari ein Sieg-Auto ist und mit ordentlich Mühe in den noch zahlreich verbleibenden Rennen wieder Siege kommen sollten, wenn alles wieder gut läuft. Vorwürfe hatte er keine zu machen. "Wir gewinnen als Team und wir verlieren als Team. Manchmal trifft man falsche Entscheidungen und wir müssen daraus lernen."

Felipe Masa hatte viel zu tun, Foto: Sutton
Felipe Masa hatte viel zu tun, Foto: Sutton

Ob Felipe Massa aus seinen zahlreichen Drehern gelernt hatte, war nicht so klar, er wollte das Wochenende nämlich einfach nur vergessen. Und das aus mehreren Gründen: "Am Freitag hatte ich einen Unfall, gestern gab es das Problem im Qualifying und heute Fehler in allen Bereichen. Wir müssen nach vorne schauen, denn es ist noch ein weiter Weg in der WM und wir haben wieder einmal gesehen, dass es nur ein Ergebnis braucht, um die Situation umzudrehen", betonte er. Wie Räikkönen konnte er die Dinge aber auch nüchtern betrachten und sah, dass er trotz des Rennens in Silverstone in der WM nach wie vor vorne liegt und deswegen nach wie vor alle Chancen auf den Titel hat. "Heute konnte ich das Auto kaum geradeaus halten und es war immer schwer zu fahren. Erst nach dem letzten Stopp wurden die Dinge besser, aber da war ich schon weit hinten", erzählte er und war schon motiviert für den Test in Hockenheim.

Stefano Domenicali wollte die Ergebnisse des Sonntags am liebsten auch gleich vergessen, die Fehler allerdings im Hinterkopf behalten, damit sie auch ja nicht mehr passieren. "Wir hätte mit Kimi gewinnen können, aber wir machten beim ersten Stopp einen entscheidenden Fehler und entschieden, ihn auf den gleichen Reifen zu lassen. Der Regen ließ nicht nach, dauerte länger und unsere Fahrer - Felipe entschied sich für das gleiche - fanden sich in Problemen", sagte der Teamchef. Im Nachhinein sei man nun natürlich klüger, meinte er weiter, doch die Formel 1 sei eben keine exakte Wissenschaft - manchmal zahlten sich strategische Entscheidungen aus und manchmal eben nicht.

Zudem räumte Domenicali ein, dass Ferrari in Silverstone nicht auf dem gewohnten Niveau operierte, sondern einige Fehler machte und die Leistung auch nicht zu den Erwartungen passte. "Wir müssen jetzt verstehen, warum, aber in Ruhe und ohne Panik. Wir haben die Mitte der Saison erreicht: beide Fahrer sind punktegleich in der Führung der Fahrerwertung und wir sind in der Konstrukteurs-WM vorne. Wir haben ein paar Gelegenheiten ausgelassen, um mehr Punkte mitzunehmen, aber wir wussten immer, dass es eine enge Weltmeisterschaft werden würde. Jetzt werden wir uns auf die kommenden Runden konzentrieren und versuchen, besser zu sein."