Bevor er vom Podest lachen konnte, hatte Jarno Trulli einen der härteren Kämpfe seiner Laufbahn hinter sich. Denn Heikki Kovalainen stürmte von allen Seiten und machte Druck. Bei Trulli kamen Erinnerungen an Magny Cours 2004 auf, als er kurz vor dem Ziel noch den dritten Platz an Rubens Barrichello verlor - damals im Renault, das im direkten Duell gegen Ferrari um die Konstrukteurs-WM war; Flavio Briatore war danach nicht mehr der beste Freund des Italieners. Noch einmal sollte ihm das nicht passieren, doch die Aufgabe war schwer. "Er war viel schneller als ich. Einmal dachte ich, er würde mich kriegen", erzählte der Italiener.

Letztendlich machte es Trulli an seinem Erfahrungsvorsprung fest, dass er Kovalainen hinter sich halten konnte. Beschwerden von Mercedes, er habe den Finnen abgedrängt oder die Schikane falsch gefahren, ließ Trulli nicht gelten. "Es war klar, ich war innen. Ich habe meine Linie gehalten und er war außen. Wenn du außen bist, musst du lupfen, sonst bist du weg", meinte er einerseits. Andererseits betonte er noch, dass er Kovalainen auch nicht einfach so vorbeilassen konnte. "Ich war immer klar und fair zu allen. Ich war innen, er außen. Durch die Schikane ist er außen gefahren und musste abschneiden. Ich habe nicht abgeschnitten und fuhr so wie immer", sagte er mit einigem Nachdruck.

So oder so hatte Trulli alle Hände voll zu tun und wollte alle sportlichen Mittel einsetzen, um den McLaren irgendwie hinter sich zu halten. "Ich habe nichts Dummes getan, das geht bei dem Speed aber auch nicht. Er sah so schnell aus, dass man nichts Verrücktes machen konnte. Ich wusste, ich musste kämpfen, aber ich dachte, er würde mich kriegen. Ich wollte nichts falsch machen und hatte Glück, dass ich davonkam. Er war so viel schneller, vor allem auf der Geraden", erzählte der Toyota-Pilot. Doch Trulli besann sich auf die grundlegenden Dinge, die es zu beachten gilt, wenn man sich gegen einen stärkeren Gegner wehren muss. "Man muss verstehen, wo man gut ist, wo die Schwachpunkte sind und wo man Vorteile hat. Man muss kämpfen, so hart man kann. Es gibt aber Limits, man darf ihn nicht blockieren oder wegdrücken." Am Ende funktionierte das dann auch irgendwie.