Solide ist ein recht dehnbarer Begriff, vor allem wenn er dazu dienen soll, eine motorsportliche Leistung einzuschätzen. Als solide bezeichnete Williams den ersten Trainingstag in Montreal. Und damit meinte das Team wohl eher das positivere Ende der verschiedenen Abstufungen dieses Wortes. Immerhin hatten die Zeiten recht gut ausgesehen und Nico Rosberg meinte, dass man eine gute Richtung gefunden habe, die über den Tag auch eine ordentliche Verbesserung brachte. "Wir haben heute viel am Setup gearbeitet, da der niedrige Abtriebs-Level etwas Eingewöhnung braucht", sagte er. Auch mit der Arbeit an den Reifen war Rosberg zufrieden und erklärte, dass dabei etwas gelernt wurde, weswegen er den Start ins Wochenende auch als gut und nicht nur solide bezeichnete.

"Wir sehen recht konkurrenzfähig aus, aber wir müssen heute Nacht noch unsere Hausarbeiten machen und morgen gibt es außerdem noch interessante Dinge für das Qualifying auszuprobieren. Ich bin insgesamt zuversichtlich", meinte der Deutsche. Das Qualifying wird aber auch ein wichtiger Teil der Strategie für Sonntag sein, denn Rosberg durfte im vergangenen Jahr selbst erleben, wie sehr die hohe Safety Car Wahrscheinlichkeit in Montreal ein Rennen beeinflussen kann. "Ich lag an dritter Stelle und durch Pech kam das Safety Car gerade raus, als ich rein musste und dadurch habe ich eine Strafe gekriegt. Das schauen wir uns diesmal schon genau an", erklärte er.

Er musste dazu aber anmerken, dass man die Strategie immer nur relativ zur eigenen Position absichern könne. "Wenn man voll am Limit fahren muss, dann muss man das Risiko halt eingehen. Wenn man vorne und hinten ein bisschen Platz hat, dann kann man schon auf Sicherheit fahren." Was dabei noch hinzukommen wird, ist das Graining der Reifen, das Rosberg als weiteres großes Problem im Rennen erwartet. "Die Reifen sind hier sehr weich. Wir haben die weichste Mischung, wie in Monaco. Da zerfällt der Vorderreifen richtig. Man muss schauen, wer besser damit klarkommt." Der Williams-Pilot glaubte, dass sein Team so gut damit zurecht kommen wird, um sich hinter BMW einordnen zu können und deswegen wollte er am Sonntag auch ein trockenes Rennen. "Wir haben hier eine gute Chance, recht weit vorne anzukommen. Und so wäre es weniger Risiko im Rennen."

Rosbergs Teamkollege Kazuki Nakajima hatte sich am Freitag auch gut präsentiert und war mit seinem Tag zufrieden. Was ihm zugute kam, war, dass er im Vorjahr in Montreal bereits ein wenig Fahrpraxis mitbekommen durfte, wodurch er die Strecke bereits etwas kannte und sich mehr auf das Setup konzentrieren konnte. "Der Morgen war mit dem feuchten Bedingungen etwas schwieriger, aber am Nachmittag hatten wir eine gute Session, die es uns erlaubt hat, ein paar Dinge am Setup zu probieren und einen aussagekräftigen Reifenvergleich zu fahren", fasste der Japaner zusammen.

Sam Michael fand den Morgen mit den nasskalten Bedingungen gar nicht so unnützlich, konnte das Team dabei doch immerhin eine gute Balance bei den Zwischenbedingungen erarbeiten. Danach lief laut Technikdirektor alles am Schnürchen und die Arbeit für das Rennen konnte abgeschlossen werden. Damit war noch ein wichtiger Programmpunkt übrig. "Jetzt ist es an der Zeit, uns auf das Qualifying zu konzentrieren, damit wir die Pace für die erste Runde finden."