Nach einer gemütlichen Dreierrunde am Donnerstag hatte die FIA am Freitag gleich sechs Fahrer zur Pressekonferenz zusammengepfercht und dementsprechend vielfältig sollten dann auch die Eindrücke sein. Im Endeffekt war es aber eine Entdeckungsreise für fünf der sechs Fahrer. Denn außer für Mark Webber war für die anderen Fünf doch so einiges neu. Sebastien Bourdais, Nelson Piquet Jr. und Timo Glock saßen erstmals als Einsatzfahrer auf den heißen Stühlen und Heikki Kovalainen, sowie Giancarlo Fisichella kamen als Vertreter neuer Teams zu Wort.

Für die drei Neulinge im Grand Prix-Zirkus - auch wenn Glock eigentlich schon etwas Erfahrung hat - war der Freitag in Melbourne vor allem vom kennen lernen der Strecke geprägt, wobei Bourdais abermals die zunächst grüne Strecke und dann die eingeschränkte Fahrzeit am Nachmittag, ein wenig kritisch beäugte. Am Vormittag fand er sich zumindest schnell zurecht. Auch Piquet hatte etwas zu kritisieren, da er am Nachmittag wegen eines Problems am Getriebe nur kurz fahren konnte. "Es war für mich aber auch toll, die Strecke nach und nach zu entdecken. Sie ist im Auto ganz anders, als wenn man herumspaziert. Es ist viel welliger, aber es war toll", freute er sich. Einen Vorteil zum Testen hatte er auch gefunden: es wurde viel weniger gefahren - egal ob Problem am Auto oder nicht.

Glock freute sich nur darüber, wieder im Auto zu sitzen und nicht wieder die gleichen Probleme zu haben, wie beim Test in Barcelona. "Bei dem Test war es recht schwierig, aber heute hat es sich viel besser angefühlt und ich habe nur versucht, auf Speed zu kommen und das Auto in die richtige Balance zu kriegen", meinte der Deutsche. Letztendlich will er das ganz ordentlich hinbekommen haben, trotz sich ändernder Strecke. Dass er über ein Rennwochenende aber noch etwas zu lernen hat, das wusste er auch.

Bei Force India fühlt sich Giancarlo Fisichella gut, Foto: Sutton
Bei Force India fühlt sich Giancarlo Fisichella gut, Foto: Sutton

Die Team-Wechsler hatten nur schöne Dinge zu erzählen. So erfreute sich Kovalainen ein weiteres Mal daran, dass er bei McLaren in einem Top Team gelandet ist, wo momentan alles gut für ihn läuft. "Ich gewöhne mich ans Team und wie sie arbeiten. Die Kommunikation ist gut und das Auto fühlt sich stark an. Das Fahren wird auch besser", sagte der Finne. Fisichella ist zwar nicht in ein Top Team gewechselt, sprach aber davon, dass alles viel versprechend aussehe. "Wir haben über den Winter einen großen Schritt nach vorne gemacht und auch hier ist es nicht so schlecht. Ich bin bislang mit dem Job des Teams also zufrieden und auch mit meinem", meinte er.

Eine wichtige Frage für alle Sechs war natürlich, wer denn nun der Favorit auf die WM sein würde. Dabei kristallisierte sich Kimi Räikkönen als der am wahrscheinlichsten erachtete Sieger heraus, wobei Kovalainen zuerst keinen Kommentar abgeben wollte. Das zwang Fisichella dazu, zu sagen: "Heikki, sag Heikki." Das tat er dann zwar nicht, hielt aber seinem Teamkollegen die Treue und tippte auf Lewis Hamilton. Piquet und Glock tippten zunächst auf den jeweils anderen, bevor sie sich dann doch auf Räikkönen einigten. Es gab eben viel zu entdecken.

Weniger vielleicht für Mark Webber, der nur wieder einmal herausfand, dass Freitagszeiten nichts zu bedeuten haben, auch wenn seine recht gut waren. Was ihm fehlte, war die Konstanz. Dafür stimmte ihn Folgendes zufrieden: "Wir hatten einen ziemlich guten Run und keine Zuverlässigkeits-Probleme." Da er David Coulthards Probleme anscheinend außen vor gelassen hatte, erwartete er deswegen auch ein gutes Wochenende. Denn die Zuverlässigkeit war ihm besonders wichtig. "Voriges Jahr war die Zuverlässigkeit schlecht und unakzeptabel. Dieses Jahr hat das Team wirklich hart gearbeitet, um das auszumerzen, denn das ist der Level auf dem nun alle sind. Die Zuverlässigkeit ist beeindruckend und wir müssen sicherstellen, dass wir besser als die anderen sind, wenn wir schon nicht gleich gut sind", betonte der Australier. Trotz dieser Verbesserungen erwartete er aber nicht, am Samstag wieder auf Platz zwei aufzutauchen.

Fisichella ging es ebenso, wobei er immerhin einen Platz in den Top Ten zu verteidigen hätte. Zu kämpfen hatte der Italiener mehr mit dem Wind als mit dem Auto. Hauptproblem war, dass der Wind in Böen kam und nicht konstant war, weswegen sich die Strecke immer anders fuhr. "Es war recht unberechenbar beim Bremspunkt und in der Mitte der Kurve mit dem Untersteuern", erklärte er. Wenn noch etwas mehr Gummi auf der Strecke liegt und mehr Grip da ist, erwartet er sich das aber einfacher und auch konstanter. Noch einen Schritt erwartete er sich aber vom nächsten Rennen, da dort wieder neue Teile kommen. "Und es wird schon am 2009er-Auto gearbeitet. Das ist ein sehr gutes Projekt und ich freue mich sehr darüber", meinte Fisichella.

Heikki Kovalainen will die Fragen zu seinem Status ihm Team eigentlich nicht mehr hören, Foto: Sutton
Heikki Kovalainen will die Fragen zu seinem Status ihm Team eigentlich nicht mehr hören, Foto: Sutton

Worüber sich Kovalainen nicht mehr freuen konnte, war die Frage, ob er jetzt die Nummer zwei bei McLaren sei oder die gleichberechtigte Nummer 1. "Das werde ich bei jeder Session gefragt", war er etwas mürrisch und verwies darauf, dass er immer wieder betont habe, dass er sich gleichberechtigt fühlt. "Ich werde immer die gleiche Antwort geben und irgendwann werden die Fragen aufhören", sagte der Finne. "Es ist verständlich, dass die Leute Lewis folgen, aber Tatsache ist, dass mein Auto genau die gleiche Spezifikation ist wie jenes von Lewis. Der Motor ist der gleiche und ich habe genau die Gleiche Möglichkeit und das zählt für mich." Auch zusätzlichen Druck wollte er nicht haben, sondern fühle sich entspannter als jemals zuvor. Zwar wolle das Team Erfolge, aber er wolle zunächst einmal lernen. "Ich habe keine bestimmten Ziele für dieses Jahr. Ich werde versuchen, meine Leistungen vom Vorjahr mit meiner Crew zu verbessern, damit ich gute Ergebnisse hole", betonte er.

Etwas mehr Druck schien sich Glock zu machen, der seinen Teamkollegen Jarno Trulli als schwer zu schlagenden Fahrer erachtete. "Ich werde mein Bestes versuchen, aber es ist vielleicht so wie bei Heikki und ich muss noch mehr über das Team lernen und mehr darüber, wie man das Auto über das Wochenende abstimmt. Das ist völlig anders als beim Testen", meinte er. Deswegen ist Glock auch froh darüber, einen erfahrenen Teamkollegen wie Trulli zu haben, da er viel von ihm lernen kann. "Er ist wirklich gut darin, ein Auto abzustimmen und er ist sehr schnell über eine Runde. Es ist gut, so einen Typen neben sich zu haben."

Ähnliches konnte auch Piquet sagen, wobei sein Teamkollege bereits zwei WM-Titel holen konnte. "Das ist nicht nur für mich gut, sondern für das Team, da er viel mitbringt. Das brauchte das Team nach einem nicht so guten Jahr", erklärte er. So hat der Brasilianer sich fest vorgenommen, Alonso genau zu beobachten, seine Daten zu studieren und ihm zuzuhören. "Ich denke, er ist der Partner, den ich mir aus allen Fahrern aussuchen würde, damit er mit mir fährt."

Einen recht jungen Teamkollegen hat Sebastien Bourdais, doch für den Franzosen war ohnehin vieles neu. Bei den Champ Cars war sein Auto 200 Kilogramm schwerer, er hatte Slicks und die Bedingungen bei den Rennen waren doch ein wenig anders. Am meisten Probleme bereitete ihm die Umstellung auf die Rillenreifen, wie er zugab. Denn die müsse man erst managen lernen. "Manchmal ist es leicht, manchmal ist es schwer. Die Konstanz ist normalerweise die wichtigste Sache. Man muss mitbekommen, was passiert und herausfinden, ob es die Streckenbedingungen oder die Reifen sind, die sich ändern, was es manchmal kompliziert macht", erläuterte er. Dennoch will sich der Franzose in der F1-Welt bereits sehr wohl fühlen, auch wenn er weiß, dass noch neue Strecken und ein neues Qualifying-Format auf ihn warten.

Mark Webber trat für die GPDA und den Australien Grand Prix ein, Foto: Sutton
Mark Webber trat für die GPDA und den Australien Grand Prix ein, Foto: Sutton

Die Versammlung der Neulinge nutzte Mark Webber auch gleich, um sie einzuladen, der GPDA beizutreten, bei der er einer der Direktoren ist. Bourdais ist zwar bereits Mitglied, doch Glock und Piquet wollte er auch noch anwerben. Der Grund dafür war einfach: "Alle profitieren von unserer Arbeit." So habe man beispielsweise die Sicherheit bei den Wintertests stark verbessert, wo vor allem die medizinische Assistenz vor drei Jahren noch nicht ideal war. "Alle Jungs, egal wo sie in ihrer Karriere stehen, profitieren von den Anstrengungen der GPDA und ich hoffe, jeder tritt bei und wir sind ein wenig enger verbunden", plädierte Webber.

Und als Australier konnte er auch noch ein Plädoyer loswerden. Denn er nutzte die Gelegenheit, um noch einmal darüber zu sprechen, wie enttäuscht er wäre, wenn Australien den Grand Prix verlöre. "Wir haben glaube ich 85 in Adelaide begonnen und wir hatten seitdem einen tollen Grand Prix in diesem Land. Es war also eine sehr, sehr gute Zeit für uns, da die besten Fahrer und Teams für 22, 23 Jahre oder so hergekommen sind. Es gibt viele historische Momente und spezielle Fahrer, die hierher zu den Rennen gekommen sind und wir sollten das nicht vergessen, sondern stolz darauf sein. Wir sollten versuchen, die Veranstaltung hier zu behalten, unabhängig davon, ob ein Australier mitfährt oder nicht. Ich denke noch immer, dass es gut ist, dass wir hart arbeiten, um das Rennen hier zu haben", meinte er.

Zwar war ihm klar, dass es logistisch nicht so einfach ist, von Europa alles nach Australien zu verschiffen, doch er betonte, dass Teams wie Medienvertreter sich doch immer gut eingefunden hätten. "Es ist auch eine sichere Stadt, das hilft immer, denn nicht alle Städte, wo wir hinfahren, sind besonders sicher. Wir können also einfach entspannen und es genießen", meinte er. Fisichella stimmte Webber zu und sprach von einer tollen Atmosphäre in Melbourne. Auch Kovalainen würde gerne wiederkommen, aber aus anderen Gründen. "Für mich ist es toll. Ich komme aus Finnland und hier bekomme ich zu dieser Jahreszeit eine nette Bräune. Ansonsten ist es mir egal, wo sie die Saison starten, aber das ist ein tolles Land. Ich kam immer gerne nach Australien, also hoffe ich, dass wir das Rennen in Australien behalten. Ob am Saisonanfang oder -Ende ist mit egal."